Der Maserati GranTurismo Folgore auf einen Blick
- Drei E-Maschinen mit 761 PS und 1.350 Nm Drehmoment
- Allrad-Antrieb und Torque Vectoring
- Schnelles Aufladen mit 800-Volt-Technik
- Startpreis ab 230.000 Euro
Maserati GranTurismo Folgore – so klingt der Elektro-Renner
Zackig, spitz und urgewaltig. So sieht das Logo von Maserati aus. Der Dreizack des Meeresgottes Neptun. Das Vorbild steht unweit der Piazza Maggiore in Bologna. Der Riese mit dem Dreizack inspirierte einen der Maserati-Brüder, der eher musisch veranlagt war, zu dem weltweit bekannten Logo. Zackig, spitz und urgewaltig - genauso fährt sich der GranTurismo GT (Stromverbrauch kombiniert: 19,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Reichweite kombiniert: bis zu 450 km)² der Italiener. Ein Auto schnell wie der Blitz, allerdings ohne den dazugehörigen Donnerhall. Denn der GT, den wir auf den Hügeln hinter Modena erstmalig testen, ist das elektrische Sportwagen-Debüt von Maserati. Er heißt mit Beinamen Folgore, italienisch für Blitz.
Den Donner haben sich die Entwickler (glücklicherweise) gespart – im Gegensatz zu manch anderen (italienischen) Herstellern. Zwar wurde viel mit künstlichen Sounds und Klangsphären experimentiert, am Ende hat sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass weniger mehr ist. Was man hört sind die Original-Geräusche von E-Motoren und Konverter, die verstärkt in den Innenraum geleitet werden. Eine ehrliche Lösung, die zum Auftritt des GranTurismo passt. Einem sportlichen Coupé, mit Raum für knapp vier Personen und das Langstrecken-Gepäck von zumindest zwei Insassen. Selbstverständlich blickt der GT auch auf eine lange Erfolgsgeschichte bei Maserati zurück. Sie begann vor 75 Jahren auf dem Genfer Autosalon mit dem A6 GranTurismo (hat nichts zu tun mit Audi) und setzt sich später über die Quattroporte-Modelle bis hin zum letzten GT fort, der 2019 nach rund 40.000 produzierten Exemplaren wegen technischer Vergreisung eingestellt wurde.
Batterie-Einbau: Mit diesem Trick bleibt der Maserati flach
Wer vor dem neuen GT Folgore steht, den es selbstverständlich auch noch mit Nettuno-V6 gibt, der reibt sich verwundert die Augen. Sieht eigentlich fast genauso aus wie der alte GT. Man entdeckt zunächst eher kosmetische Korrekturen wie bei einem klassischen Facelift. Aber: „Das Auto ist komplett neu entwickelt, alles, einfach alles!" Da funkeln die Augen von Chef-Entwickler Sandro Bernardini. So eine reizvolle Aufgabe bekommt man ja auch selten. „Wir saßen wirklich vor einem weißen Stück Papier, keine Kompromisse.“ Als ob das nicht schon schwer genug gewesen wäre, gab es noch ein paar Sonderaufgaben. Der GT musste so konstruiert werden, dass er sowohl als Verbrenner, aber auch als Elektroauto funktioniert. Ohne große Umbauten. Und es sollte das flachste E-Fahrzeug auf dem Markt werden.
Hört sich nach Quadratur des Kreises an. Mit einem kleinen Schachzug hat das Team um Bernardini (dieser war unter anderem an der Entwicklung des ersten Mercedes-AMG GT beteiligt) das Problem gelöst. Die Batterie liegt nicht wie üblich als doppelter Boden unter der Karosserie. Sie hat eine-T-Form und passt deshalb sogar in den Kardantunnel und verzweigt sich erst hinter den Rücksitzen. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Passagiere sitzen auch weiterhin tief (sogar noch 24 mm weiter unten als im Vorgängermodell) – und zweitens macht es auch bei der Produktion fast keinen Unterschied, ob ein Verbrennerstrang eingebaut wird oder ein E-Antrieb nebst Batterie.
Drei 300-kW-Maschinen – da geht noch mehr
Und es gibt sogar noch ein drittes Argument, das für diese unkonventionelle Art des Batterieeinbaus spricht: der 400 Kilogramm schwere Akku des GranTurismo Folgore verteilt sich rund um die lange Fahrzeugachse. „Du hast nicht diesen Schwebeeffekt, wenn die Batterien komplett unten verbaut sind“, sagt Bernardini. Der Mann hat recht. Selten hatten wir mit einem E-Auto so viel Spaß gehabt wie auf der ersten Testfahrt mit dem GT Folgore. Raus der Po-Ebene, hinein in die Hügel der Abruzzen.
Hier testen sie alle: Maserati, Lamborghini, Ferrari. Ist ja nur ein Katzensprung für das Trikolore Trio, das in Maranello, Modena und St. Agata sitzt. Der Folgore fährt sich wirklich wie der Blitz. Dreimal 300 kW könnten die drei Motoren leisten. Theoretisch! Der limitierende Faktor sind die Akkus, die nicht mehr als 560 kW (761 PS) zur Verfügung stellen könnten. Im Augenblick. Irgendwann in naher Zukunft wird es leistungsfähigere Batterien geben. Und dann wird aus dem Supersportwagen ganz schnell ein Hypercar. Die Maschinen für Monsterleistungen jenseits der 100-PS-Grenze sind ja schon an Bord.
Von 0 auf Tempo 200 hängt der Folgore sogar den stärksten Porsche Taycan ab
Monstermäßig ist bereits jetzt das Drehmoment. In der Spitze leistet es 1.350 Nm! Dio mio und Mamma, mia! Das ist eine Urgewalt! Als ob der gute alte Neptun persönlich mit seinem Dreizack auf den Boden poltern würde. In 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h – das ist ein Zehntel weniger als der stärkste Porsche Taycan. Beim Sprint von 0 auf 200 km/h geht aber erst die Post ab: 8,8 Sekunden – und damit fast eine Sekunde schneller als der E-Porsche (9,6 s). Im Gegensatz zur Zuffenhausener Konkurrenz arbeitet Maserati mit drei E-Motoren. Einer auf der Vorderachse, zwei hinten. Die Kraft setzt an allen vier Rädern an und wird je nach Bedarf zwischen den Achsen hin- und her verschoben, um optimale Traktion zu haben.
Aber auch die Hinterräder können getrennt angesteuert werden. „Theoretisch könnte eines der Räder sogar rückwärtslaufen, weil es zwischen den Motoren keine mechanische Verbindung gibt“, erklärt Maserati Chef-Entwickler Bernardini. Die unterschiedliche Drehmomentverteilung sorgt für zusätzliche Dynamik. Und das merkt man auch in den zahlreichen Haarnadelkurven unserer Teststrecke. Mit einer Präzision und Perfektion, die wir selten erlebt haben, schrauben wir uns die Hänge der Abruzzen hoch. Das Heck schwingt Kehre für Kehre, tornante für tornante, lässig um den Scheitelpunkt. Mensch und Macchina sind eins. Und alles fühlt sich so leicht an. Ein kleines Wunder, bei 2,25 Tonnen Lebendgewicht, die der GT Folgore auf die Waage bringt.
Maserati GT Folgore: Hinten sitzt man wie im Glashaus
Denn abgesehen von den schweren Batterien ist der GranTurismo auch ein ziemliches Trumm von Auto. Mit fast fünf Metern Länge und einem Radstand von 2,93 Meter bietet der Maserati Zweitürer Limousinen-Niveau. Auf Augenhöhe etwa mit einem Fünfer-BMW (2,97m). Aber kann man damit wirklich zu viert unterwegs sein? Wir machten die Probe aufs Exempel und setzen den 1,86 Meter großen Exterieur-Designer Byungyoon Min einfach auf die Hinterbank. Und siehe da es funktioniert – auch weil die Heckscheibe wie eine Glaskuppel gewölbt ist. Der Mann passt rein, er sitzt ein wenig wie im Glashaus. Wie im berühmten Papamobil des Vatikans.
Lange Strecken möchten wir ihm trotzdem nicht zumuten, weil es zwischen Knie und Rücksitz dann doch eng wird. Platz gibt es auch im Kofferraum: Leidlich muss man sagen: 270 Liter, das ist erstens nicht die Welt und zweitens um 40 Liter weniger als im Verbrenner-GT. Einen vorderen Kofferraum (Frunk) gibt es derweil nicht. Dafür gibt es hinten eine Durchladefunktion. Richtig gelesen. Für die Ski. Und weil wir gerade beim Design sind: Neben der Glaskuppel hinten fällt die Motorhaube auf: Sie ist 3,2 Quadratmeter (!) groß und zusammen mit dem Kotflügel aus einem Stück gefertigt. Sieht cool aus und gibt der Frontpartie einen fulminanten Touch – wie aus einem Guss.
Erstes Fazit
So geht Sportwagenbau im E-Zeitalter! Mit dem GranTurismo Folgore schafft es Maserati, ein E-Auto mit überragendem Fahrspaß ganz ohne Brabbeln, Blubbern und Spratzeln auf die Straße zu stellen. Die Emotion kommt vom Design – und vom Handling, das nahe an der Perfektion ist. Ein Sportwagen schnell wie der Blitz, der ganz ohne Donner auskommt. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)
Technische Daten*
Modell | Maserati GranTurismo (GT) Folgore |
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E-Motoren | 3 x 300 kW |
Antrieb | Allrad, 1-Gang-Reduktion |
Systemleistung a. d. Rädern | 560 kW (761 PS) |
Drehmoment | 1.350 Nm |
Batterie | 92,5 kWh (83 kWh netto) Lithium-Ionen |
Ladeleistung | 270 kW (800 Volt), 50 kW (400 Volt) |
Ladezeiten | 18 min (20-80 % bei 270 kW) |
Reichweite | ca. 450 km |
Verbrauch kombiniert | 19,5 kWh/100 km² |
CO2-Emissionen kombiniert | 0 g/km² |
Beschleunigung 0-100 km/h | 2,7 s |
Beschleunigung 0-200 km/h | 8,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 325 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,96 m /1,96 m /1,35 m |
Radstand | 2,93 m |
Gewicht/Gewichtsverteilung | 2.260 kg/50:50 |
Kofferraum | 270 Liter |
Grundpreis | ab 230.000 Euro |