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Erster Test: Maserati Gran Turismo/ Gran Cabrio – Klangschönheit

Maserati! Der Name geht italophilen Autofans noch immer runter wie Tiramisu. Doch die noble Fiat-Tochter mit dem prominenten Dreizack im Kühlergrill muss sich anstrengen. Ein schöner Name alleine reicht schon lange nicht mehr, um erfolgreich zu sein.

Die neuen Modelle – der Mittelklässler Ghibli und das SUV Levante – verkaufen sich zwar ganz ordentlich, haben aber mit den eigentlichen Markenwerten so viel zu tun, wie Panna Cotta mit Vanillepudding. Und den Gran Turismo haben die Italiener in letzter Zeit sträflich vernachlässigt. Jetzt erfährt der schicke Zweitürer ein Facelift, doch auf den aktuellen Stand der Dinge kommt er damit immer noch nicht. Vom „modernen Klassiker“ sprechen Markenvertreter mit Blick auf den Gran Turismo und seinen offenen Ableger Gran Cabrio gerne, wer etwas weniger emotionale Bindung zur Marke hat, nennt sie einfach „in die Jahre gekommen“. Ganze zehn Jahre hat der GT schon auf dem Buckel, die man ihm aber, zugegeben, auf den ersten Blick nicht ansieht: Das Design ist immer noch eines der Pfunde, mit denen der Wagen zu wuchern vermag. Um das nicht zu gefährden, wurden Front und Heck nur ganz leicht aufgefrischt. Besonders stolz ist man auf den Markenschriftzug in den Scheinwerfern, der jetzt dreidimensional erscheint; bislang war er mit Laser eingraviert.

Zu wenig Helferlein

Etwas mehr getan hat sich im Innenraum: Die Mittelkonsole wurde neu gestaltet und ein neues Infotainment mit großem Touchscreen und Apple-Car-Play-Anbindung hat Einzug gehalten. Das entspricht tatsächlich dem aktuellen Zeitgeist, in Sachen Assistenzsysteme fährt der Maserati aber nach wie vor hinterher: Totwinkel-Warner, Spurhalteassistent oder Abstandstempomat sucht man vergebens. Einzig eine Rückfahrkamera ist seit dem Facelift verfügbar. Zwar redet man sich in Italien gerne ein, dass die Kundschaft darauf ja gar nicht so viel Wert legen würde, schließlich ginge es ja ums Fahren. Wer aber mindestens 126.100 Euro ausgibt, dürfte sich schon ärgern, wenn Lieschen Müllers Polo, der nebenan parkt, deutlich mehr Helferlein hat als der eigene Wagen.

Ein kleiner Trost: Der Polo wird nie so herzzerreißend Klingen wie der Maserati! Der Sound, das muss man neidlos anerkennen, ist immer noch eine Kernkompetenz der Marke, und besonders gut kommt er natürlich in der offenen Version zur Geltung. Dass man beim Stoffdach-Cabrio (ab 143.200 Euro) dafür auf so gut wie jeden Platz im Kofferraum verzichten muss - geschenkt! Schon nach dem Anlassen wird man akustisch dafür entschädigt. Bei niedrigen Touren grummelt der 4,7 Liter große V8 kraftvoll vor sich hin, um sich mit steigender Drehzahl immer weiter nach oben zu orgeln, bis er schließlich kurz vorm Begrenzer böse knurrt. Wohlgemerkt, im Sportmodus. Wer den Maserati im Normalbetrieb bewegt, braucht keine Angst haben, die Nachbarn zu wecken.

Wenig Rückmeldung

Der Unterschied zwischen den beiden Betriebsarten wird nicht nur beim Klang deutlich, sondern auch bei der Gasannahme. Die Standard-Gangart ist relativ zahm, man muss den rechten Fuß schon spürbar senken um zu merken, dass unter der Motorhaube 338 kW/460 PS schlummern. Auf Sport gestellt spricht das Aggregat deutlich knackiger an, und kommt schneller auf Touren. Die braucht der V8 auch, denn anders als die meisten seiner Artgenossen darf er die Luft noch frei einsaugen und wird nicht von einem Turbo zwangsbeatmet. Das heißt aber auch, dass es erst ab gut 4.000 Umdrehungen so richtig zur Sache geht: Das volle Drehmoment von 520 Newtonmetern fällt bei 4.750 U/min komplett über die Hinterräder her und sorgt dann für gewaltigen Vorwärtsdrang. Verwaltet wird die Kraft von einer soliden Sechsgang-Automatik, wer den Sauger aber richtig ausreizen will, greift besser zu den Schaltpaddeln hinterm Lenkrad und wechselt die Gänge selbst.

Apropos Lenkrad: Für einen echten Sportler ist die Lenkung leider viel zu gefühllos und gibt zu wenig Rückmeldung von der Straße. Allerdings ist die ambitionierte Kurvenhatz ohnehin nicht die Paradedisziplin des Gran Turismo. Dafür hat er mit knapp zwei Tonnen einfach zu viel Gewicht auf den Rippen, und auch der Unterbau ist ein wenig zu unverbindlich. Und selbst die etwas straffere MC-Ausführung wirkt auf nicht ganz astreinem Asphalt etwas nervös und vermittelt nicht immer das Gefühl bester Straßenlage. Besser also man versucht gar nicht erst den Elfer, der einen gerade auf der Passstraße überholt hat, wieder einzufangen, sondern gleitet einfach gemütlich dahin. Und lauscht mit einem Grinsen im Gesicht dem fabelhaften Konzert aus den armdicken Endrohren. (sp-x/mg/jms)

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