129.308 Euro. So viel kostet ein nahezu vollausgestattetes Lexus LC 500 Cabriolet (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 275 g/km²) in Wunschfarbe, mit Mark Levinson Surround-System und Sitzbezügen in hochwertigem Anilinleder. Klingt nach viel Geld? Ist es auch! Doch für diesen Betrag wirst du bei Porsche noch kein (vernünftig ausgestattetes) 911 Cabrio bekommen. Warum der Frischluft-Lexus eine interessante Alternative zum offenen Elfer darstellt und was der LC 500 mit einem Ford Mustang GT (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 274 g/km²) zu tun hat – dazu später mehr.
Zunächst soll es aber um den Achtzylinder des Edel-Japaners gehen. 341 kW/464 PS und satte 530 Newtonmeter leitet das nach wie vor freisaugende Triebwerk einzig an die Hinterräder und beschleunigt das LC 500 Cabriolet innerhalb von 4,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Abgeregelt wird nicht bei 250, sondern erst bei 270 Stundenkilometer. Doch bereits nach den ersten Metern wird klar: Der mehr als 2,1 Tonnen schwere Wagen mag es lieber gemütlich. Er spricht zwar vehement an, zeigt sich aber lieber als Cruiser, der im hohen Gang dezent blubbernd über die Landstraße chauffiert werden will.
Ganze zehn Gänge darf der V8-Fan hinterm Lenkrad befehligen, was auf Überlandpassagen bedeutet, dass du mit rund 1.500 Touren unterwegs sein kannst. Ein Eco-Kürzel im Instrumentenkombi verrät, wenn der LC 500 besonders effizient unterwegs ist. Der große Hubraum und ein zurückhaltender Spritdurst stehen dabei nicht im Widerspruch. Mit Contenance im Gasfuß stehen unter neun Liter im Bordcomputer, im Schnitt über zwei Wochen pendelte sich unser Verbrauch jedoch bei 13,3 Liter auf 100 Kilometer ein.
Weniger wirst du mit einem ähnlich motorisierten Vierzylinder auch nicht brauchen, was an anderer Stelle zuletzt der Mercedes-AMG A45 S 4Matic+ (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 192 g/km²) unter Beweis gestellt hat. Doch ersparen wir uns die ewige Diskussion ums Downsizing und klären lieber, was das Lexus LC 500 Cabrio besser, oder zumindest anders macht als ein offener Carrera. Nun will ich gar nicht anfangen, den Japaner mit der Dynamik eines 911 gleichzusetzen – hier hat er trotz optionalem Torsen-Sperrdifferenzial und Hochleistungs-Querdämpfer (enthalten im Performance-Paket um 4.650 Euro) nämlich klar das Nachsehen.
Doch definiert sich Fahrspaß beim Cabriofahren, meiner Meinung nach, durch ganz andere Parameter. Der Lexus LC 500 macht dank seines sehr komfortabel abgestimmten Fahrwerks auch noch nach 800 Kilometer an einem Stück Laune. In ihn kannst du ohne Verrenkungen ein- und auch wieder aussteigen, sein Stoffverdeck ist gut gedämmt und klappt innert 15 Sekunden in den Abdeckkasten. Doch am wichtigsten: Selbst als Großgewachsener hält beim Offenfahren die Frisur, Turbolenzen im Innenraum sind auf ein Minimum reduziert.
Gesehen wirst du dank der auffälligen Optik dafür genauso gut wie im Porsche und falls jene Argumente noch nicht ausreichen – das wohl größte sitzt unter der Motorhaube. Der 5,0-Liter-Achtzylinder klingt so unverfälscht und pur als gäbe es weder Abgas- noch Geräuschemissionsvorschriften. Dabei nie aufdringlich hämmert das Aggregat sein Lied von der guten alten Zeit in die Landschaft und erinnert in seiner Tonlage ständig an das ebenso fünf Liter große Triebwerk des Ford Mustang GT. Damit ist auch schnell klar, für welches Land der Lexus eigentlich gebaut wird.
Die Heimat des LC 500 ist der Highway 1 in Kalifornien, wo auch die Unzulänglichkeiten des Cabrios nicht so stark zum Vorschein kommen werden. Die mehr oder weniger tote Lenkung erstickt sportive Fahrmanöver im Keim, die Automatik schaltet hin und wieder träge und wirkt mit der Vielzahl an Fahrstufen überfordert. Und dann wäre da noch die Bedienung: Umständlich, aus der Zeit gefallen, wenig intuitiv. Dass so selbstverständliche Funktionen wie die Sitzheizung per Touchpad im Untermenü aktiviert werden müssen geht gar nicht und lenkt massiv vom Fahrgeschehen ab.
Assistenzsysteme bietet der Lexus natürlich auch. Bis auf den Totwinkelwarner handelt es sich allerdings mehr oder weniger um Alibisysteme, die im täglichen Gebrauch kaum einen Sicherheitsgewinn bieten. Der Abstandstempomat reagiert zu empfindlich auf einscherende Fahrzeuge, beschleunigt bei Lücken nur sehr verzögert und lässt das Überholen über die rechte Fahrspur zu. Die Schildererkennung arbeitet derweil nach dem Zufallsprinzip und der Spurverlassenswarner bleibt ob seiner Funktionsweise besser gleich deaktiviert.
Das Lexus LC 500 Cabriolet stellst du dir nicht in die Garage, wenn du ein selbstfahrendes oder betont sportliches Auto haben willst. Du holst es dir, wenn du einen großartigen Motor, viel Langstreckenkomfort und ein außergewöhnliches Design haben willst. Der Japaner glänzt ferner durch seinen äußerst wertigen Innenraum, aber weniger durch seine umständliche Bedienung. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)