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Test: Kia Sportage 2.0 CRDi AWD – Müllers Traumwagen

Familie Müller wohnt in Haßloch (target=undefined). In Haßloch ist nämlich der Durchschnitts-Deutsche mit durchschnittlichem Geschmack, durchschnittlichem Budget und durchschnittlichen Kaufgewohnheiten zuhause.

Daher ist Haßloch auch der Ort, an dem ein riesiges Umfrageinstitut Tests von neuen Produkten erstmalig durchführt. Wir testen den Kia Sportage 2.0 CRDi, auch neu, jedoch nicht in Haßloch. Da würde er aber grundsätzlich gut hinpassen. Warum? Drei Mal dürfen Sie raten. Damit wir uns nicht falsch verstehen. Weder Müller, noch Haßloch, noch die Eigenschaft durchschnittlich, sind schlecht. Das soll hier auch keineswegs impliziert werden. Denn schlecht ist auch der neue Kia Sportage keineswegs, das ist Fakt.

Viele wohlwollende Blicke

Optisch ist er sogar mehr als Durchschnitt. Das bestätigen immens viele Blicke, die ihm während unseres zweiwöchigen Tests zugeworfen wurden. Zugegeben, zum Teil lag das auch an der gesprenkelten Schlamm-Lackierung, die das Mid-Size-SUV über sich ergehen lassen musste.

Das Design ist auf Chef-Zeichner Peter Schreyer zurückzuführen. Und das ist kein Durchschnitts-Designer, sondern einer, der bereits bei deutschen Automobilherstellern Fahrzeuge mit Beständigkeit entworfen hat. Umso erstaunlicher ist das, was optisch aus dem Kia geworden ist, wenn man bedenkt, dass sein Technikbruder Hyundai ix35 die Basis des Ganzen gewesen ist

Damals lagen die Vorzüge der Koreaner vor allem beim Preis, beim Preis und nicht zu vergessen: beim Preis. Heute kommt oft das Design als Pro-Argument hinzu und wiegt manches Mal mehr, als andere Eigenschaften. Deswegen gucken einige Interessenten vielleicht auch über die Dinge hinweg, die der Kia Sportage nicht besser kann als andere SUVs in diesem Segment, in dem sich unter anderem der Skoda Yet, der Mitsubishi ASX und auch der Renault Koleos tummeln.

Schlechte Sicht nach außen

So ist beispielsweise die Sicht von drinnen nach draußen schlechter als bei vielen anderen Fahrzeugen. Massive A-Säulen versperren den Blick zur Seite, fette C-Säulen schränken die Sicht nach hinten ein. So bleibt der Blick der Insassen oft länger im Interieur hängen als er es tun sollte. Zum einen spielt draußen die Musik, zum anderen versprüht der Innenraum deutlich weniger Charme als das bezaubernde Blechkleid erwarten und erhoffen lässt.

Die Kunststoffe sind kratzempfindlich, Spaltmaße verdienen teils die Bezeichnung Spalt nicht mehr. Und die Materialien sind in einigen Bereichen eher pragmatisch als hochwertig. Das kann ein Skoda Yeti beispielsweise besser.

Tolle Bedienbarkeit

Immerhin überzeugt der Sportage mit Funktionalität und einfacher Bedienung. So ist die manuelle Klimaanlage an Einfachheit kaum zu überbieten, erledigt ihre Aufgabe aber zur vollsten Zufriedenheit. Gleichermaßen vorbildlich lässt sich das Kombiinstrument ablesen, das selbst tagsüber ideal hinterleuchtet wird. Und auch das aufpreispflichtige Navigationssystem mit Rückfahrkamera und Bluetooth-Freisprecheinrichtung für 1.550 Euro kann in den meisten Menü-Ebenen überzeugen.

Weniger ideal sind die vorderen Sitze. Sie bieten wenig Seitenhalt und sind zu kurz, was durch das 950 Euro günstige Leder – das auch so wirkt – noch verschlimmbessert wird. Wenigstens passen die Verstellmöglichkeiten von Lenkrad und Sitzmöbel. In der zweiten Reihe sitzen zwei Personen bequem und mit ausreichend Beinfreiheit. Ebenso ausreichend ist der mindestens 465 Liter große Kofferraum, unter dessen Ladeboden sich sogar ein vollwertiges Ersatzrad befindet.

Verbrauch zu hoch

Guter Durchschnitt kann dem Antrieb attestiert werden. Der 2,0-Liter-Diesel ist mit 136 PS und 319 Newtonmeter zwar kein Ausbund an Kraft, reicht aber für die meisten Bedürfnisse vollkommen aus. Im Testwagen installierte Kia die Sechs-Gang-Wandler-Automatik, die sehr sanft, ja fast unmerklich die Gänge wechselt, aber sehr viel Wandler-Schlupf zulässt. Das raubt Temperament, erhöht den Verbrauch, steigert aber eben den Fahrkomfort. Wer das nicht möchte, soll zum Handschalter greifen. Zum Verbrauch nur so viel: 6,9 gibt Kia für die Allradversion mit Automatik und kleinen Rädern an. Ein Theorie-Wert, der nur 0,4 Liter über dem eines Skoda Yeti 2.0 TDI DSG liegt. In der Praxis kommen jedoch noch knapp zwei Liter obendrauf.

Bestenfalls durchschnittlich präsentiert sich auch der Unterbau des Kia Sportage. Das Fahrwerk ist straff, selbst mit Minimalbereifung stuckert er über kleine Anregungen. Grobe Straßenblessuren nimmt der Kia hingegen recht souverän, auch wenn er unter diesen Bedingungen hin und wieder Geräusche aus den hinteren Federn verlauten lässt. An der Fahrsicherheit gibt es wenig zu kritisieren. Der Sportage schiebt sanft über die Vorderachse, wenn man Kurven zu schnell angeht, ESP greift spät aber nachhaltig ein und bringt alles wieder ins Lot.

Das darf man bei einem Grundpreis von gut 28.000 Euro für den Kia Sportage 2.0 CRDi AWD Automatik auch erwarten. So besticht die mittlere Ausstattung Vision mit einer umfangreichen Serienausstattung zu der eigentlich nichts mehr hinzugefügt werden muss. Tempomat und Freisprecheinrichtung gibt’s im Paket zu 425 Euro.

Auf das Xenonlicht kann getrost verzichtet werden. Zum einen ist lediglich das Abblendlicht mit der Gasentladungs-Technik ausgerüstet, zum anderen strahlt es wenig homogen und auch nicht wirklich weit. Ein weiterer Nachteil: Ist ein Brenner defekt, ist Ersatz um ein Vielfaches teurer als eine herkömmliche H-irgendwas Glühlampe. Und: Das von vielen Autofahrern geliebte LED-Tagfahrlicht haben ab der mittleren und empfehlenswerten Ausstattungslinie Vision alle Sportage serienmäßig.

Technische Daten
Marke und Modell Kia Sportage 2.0 CRDi AWD
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.995 / R4
Leistung (kW / PS) 100/136
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 319/1.800 - 2.500
Antriebsart Allrad
Getriebeart 6-Stufen-Wandler-Automatik
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.440/1.855/1.645
Radstand (mm) 2.640
Wendekreis (m) 10,6
Leergewicht (kg) ab 1.676
Kofferraum (Liter) 465 - 1.353
Bereifung Testwagen 215/70 R 16 Nokian WR
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 6,9
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 179 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 9,2
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 12,1
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k .A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k .A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 181
Preise
ab (Euro) 28.360,00
Empfohlene Extras Metallic-Lack (410 Euro), Technik-Paket mit Xenonscheinwerfer, Lichtsensor und automatisch abblendbarem Innenspiegel (670 Euro), Funktionspaket mit BT-Freisprecheinrichtung, Tempomat und Sitzheizung vorne und hinten (425 Euro)
Weitere DatenWeitere Daten

Fazit

Zwei Wochen Kia Sportage fahren sind vorbei. Zwei Wochen, in denen man zur Erkenntnis gekommen ist, dass dieser Kia einmal mehr eine gute Figur abgibt und man sich überall mit ihm sehen lassen kann.

Es waren aber auch zwei Wochen, die zeigten, dass der Abstand zu einigen Mitbewerbern noch immer vorhanden ist. Ob das Müllers aus Haßloch jedoch stört, ist eine andere Frage. Denn ein bisschen auffallen ist ihnen eventuell mehr wert als das letzte Quäntchen Perfektion. Und die bei Kia obligatorische Sieben-Jahre-Garantie verschönert den Sportage nochmals.

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