Der amerikanische Look des neuen Kia Sorento hat mich von Anfang an überzeugt. Breit, stämmig und selbstbewusst steht der Koreaner da und erinnert gerade am Heck stark an stattliche SUV-Straßenkreuzer von "drüben". Ein wenig schwingt der Flair des größeren und Europa nicht erhältlichen Telluride mit. Damit hat der Sorento wahrlich eine Wandlung durchgemacht, denn die Vorgänger-Generationen sahen im Vergleich zur aktuellen Nummer vier mehr als harmlos aus.
Die Qualitätsoffensive von Hyundai/Kia, die seit einigen Jahren um sich greift, scheint auch dem Hochbeiner gutgetan zu haben. Auf nunmehr 4,81 Meter Länge vereint der Kia Sorento frische Technik, eine teils luxuriöse Vollausstattung und eine ansprechende Optik. Im Innenraum setzt sich der positive Eindruck fort, wenngleich Kia dem gleichen Irrglauben vieler anderer Hersteller erliegt, dass zahlreiche Oberflächen in schmutz- und kratzempfindlichem Hochglanzschwarz ausgeführt werden müssen.
Doch kommen wir zur technischen Seite: Unter der Haube werkelt im Falle des Plug-in Hybrid der von Kia bekannte 1,6-Liter große Vierzylinder-Benziner, der dank Turboaufladung satte 132 kW/180 PS leistet (Kraftstoffverbrauch kombiniert 1,6 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert 16,1 kWh/100 km; CO₂-Emission kombiniert 36 g/km²). Unterstützt wird er von einem 67 kW/91 PS starken Elektromotor an der Hinterachse, was eine Systemleistung, laut Datenblatt, von 195 kW/265 PS ergibt.
Der Elektromotor erhält seine Energie aus einer brutto 13,8 kWh großen Batterie, die platz- und schwerpunktgünstig im Fahrzeugboden untergebracht ist. Die Reichweite soll laut Kia bei über 60 Kilometer liegen, in der Praxis schafften wir um die 50 Kilometer, was immer noch kein schlechter Wert für ein zwei Tonnen schweres SUV ist. Zum Pendeln in die Arbeit sollte es allemal reichen. Mager dagegen ist die Ladeleistung von gerade einmal 3,3 kW bei Wechselstrom, was bei einem leeren Akku eine Ladezeit von null auf 100 Prozent in knapp über vier Stunden bedeutet.
Wer sich mit Kia ein wenig auskennt, dürfte im Sorento auf den ersten Metern keine bösen Überraschungen erleben. Ebenso bekannt dürfte sein, dass koreanische Autos sehr gerne piepen, gongen und warnen, was hin und wieder zu konfusen Momenten führt. Etwa dann, wenn der Sorento auf freier Strecke plötzlich einen Hinweiston abspielt, bis einem nach der x-ten Fahrt irgendwann klar wird, dass die Navigationseinheit nur vor dem nächsten festen Blitzer warnen will.
Schützen will der Kia auch Fußgänger und Fahrradfahrer und projiziert deshalb das Bild der Totwinkelkameras beim Setzen des Blinkers in den Tacho. Eine clevere Idee, die leider nur bei trockenen Straßen wirklich gut funktioniert.
Angesprochen auf das Infotainment-System, bestätigt sich unser Eindruck vom ersten Test des Kia Sorento. Schön anzusehen ist der hochaufgelöste 10,25 Zoll Bildschirm in der Mittelkonsole ja, aber bedientechnisch tun sich weiterhin Schwächen auf. Vom Fahrersitz aus alle Funktionen des Bildschirms zu erreichen, ist nicht einfach. Die Bedienung ist kleinteilig, nicht immer logisch und wirkt optisch weiterhin altbacken. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Routenführung des Navigationssystems, inklusiver guter Stauumfahrung und der Integration von Live-Verkehrsdaten.
Im Fahrkapitel vielen sogleich zwei große Punkte auf: Der Übergang zwischen Elektro- und Benzinantrieb gelingt für den Fahrer beinahe unmerklich, beide Motoren greifen im Normalfall bestens ineinander. Erst wenn einmal mehr Leistung abgefordert wird, kommt das Sechsgang-Automatikgetriebe ins Straucheln und benötigt eine deutliche Gedenksekunde, den Gasbefehl in Fortbewegung umzusetzen.
Ist der dröhnige 1,6-Liter-Turbo nach dem Leerfahren der Batterie irgendwann auf sich allein gestellt, wirkt dieser zusehens angestrengt, was auf den Sorento Plug-in Hybrid generell zutrifft, will man auf über 130 Stundenkilometer durchbeschleunigen.
Solche Fahrmanöver bleiben natürlich auch vom Verbrauchsmonitor nicht unbemerkt. Gibst du dem fahrbereit 2,2 Tonnen schweren Kia die Sporen, stehen schnell Verbräuche jenseits der 14 Liter im Bordcomputer. Bewegst du den Sorento Plug-in Hybrid dagegen mit etwas Vernunft, kommen im Mittel Verbräuche um 7,5 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer heraus. Das winzige Tankvolumen von gerade einmal 47 Liter animiert den Fahrer zusätzlich, es etwas gemächlicher angehen zu lassen, um nicht allzu oft an die Zapfsäule rollen zu müssen.
Was dem Motorenduo fehlt, wurde beim Fahrwerk übertrieben. So ist es zwar wahrlich eine Freude mit dem Kia Sorento Plug-in Hybrid Kurven zu nehmen, die Lenkung ist ausreichend direkt, aber der insgesamte Fahrkomfort leidet unter der übertrieben sportlichen Abstimmung. Egal ob beladen oder leer: Der Sorento rollt insbesondere auf der Hinterachse sehr hölzern ab und reagiert zu sensibel auf Querfugen. Dass auch die Abrollgeräusche deutlich in den Fahrgastraum schallen, passt ebenfalls nicht zu solch einem üppig dimensionierten Reise-SUV.
Bei den Platzverhältnissen schafft der Kia Sorento Plug-in Hybrid dann ein versöhnliches Ende. Wahlweise als Siebensitzer erhältlich, bot der Testwagen vier Personen samt Reisegepäck stets unerhört viel Raum, was auch teils größere und teurere Vertreter der SUV-Klasse nicht immer automatisch schaffen. Der Kofferraum fasst ebenfalls üppige 693 bis maximal 2.077 Liter Gepäck und verliert damit nur minimal Staufläche gegenüber den regulären Verbrenner-Varianten (697 bis 2.085 Liter). An den Haken nehmen darf der Plug-in Hybrid übrigens 1.500 Kilo und damit etwas weniger als der Vollhybrid mit 1.650 Kilo.
Der Kia Sorento 1.6 T-GDI Plug-in Hybrid überzeugt durch seinen maskulinen Auftritt, reichlich Platz und einer umfangreichen Ausstattung. Auf der Kurzstrecke (bis 50 Kilometer) macht auch der zusätzliche Elektromotor Sinn, auf der Langstrecke eher weniger. So fehlt es dem großen Koreaner spürbar an Antriebs- und Fahrkomfort, die Bedienung bleibt umständlich und ein Preis ab 53.940 Euro machen den Plug-in Hybriden (trotz Förderung) nicht gerade zum Schnäppchen. Für über 10.000 Euro weniger steht weiterhin der empfehlenswertere Diesel in der Preisliste. (Text: Maximilian Planker | Bilder: Hersteller)