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Jeep Renegade PHEV 4xe im Test: Das verflixte siebte Jahr

Wer auf der Suche nach einem kleinen SUV ist, hat momentan die Qual der Wahl. Seit nunmehr sieben Jahren hat Jeep den Renegade im Programm. Jüngst hat das kleinste SUV einen Hybridantrieb erhalten - Zeit für einen ausgiebigen Test der S-Variante!


Der Jeep Renegade PHEV S im Überblick


Pro

Stärken

  • - Sportlich abgestimmtes Fahrwerk
  • - Sehr direkte Lenkung
  • - Gute Verarbeitung
  • - Souveräner Abstandstempomat
Contra

Schwächen

  • - Schwacher Antrieb
  • - Unharmonisch agierende Automatik
  • - Hoher Verbrauch
  • - Geringe E-Reichweite

Der kleinste Jeep fährt vor

Nachdem wir uns vor kurzem bereits ausführlich mit dem neuen Jeep Compass beschäftigt haben, folgt nun ein genauerer Blick auf das kleinste Modell der Amerikaner beziehungsweise Italiener. Unser Jeep Renegade fuhr als Plug-In-Hybrid und in der höchsten Ausstattungslinie "S" vor (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 2,0 l/100km² CO2-Emissionen kombiniert: 45 g/km²).

Mit seinem kantigen, stämmigen Auftritt merkt man dem Renegade weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick an, dass er sich die Basis mit dem Fiat 500X teilt. Der Großkonzern Stellantis, zu dem seit einiger Zeit auch Fiat und Jeep gehören, kaschiert diesen Umstand mehr als geschickt, sodass man auch im Inneren nichts von der Gemeinsamkeit bemerkt. Im Gegenteil: Jeep siedelt den Renegade in Sachen Optik und Handhabung stets mindestens eine Klasse höher an und so hast du das Gefühl, ein deutlich größeres Auto zu fahren.

Jeep Renegade PHEV Back 1

Ein Jeep ohne Allradantrieb kann kein Jeep sein?

Im Unterschied zu Fiat bietet Jeep sein derzeit kleinstes SUV nunmehr auch als Plug-in Hybrid an. Der Teilzeitstromer bietet gleichzeitig die einzige Möglichkeit, einen Allradantrieb im Renegade zu erwerben. Ähnlich wie beispielsweise Volvo nutzt man dabei den Elektromotor zum Antrieb der Hinterachse. Vorne sorgt derweil der konzernbekannte 1,3-Liter große Vierzylinder mit 132 kW/180 PS für Bewegung. Die Systemleistung beider Motoren beträgt 177 kW/240 PS, die besonders auf dem Papier toll aussehen. Doch auf die längsdynamischen Fähigkeiten kommen wir später zurück.

Jeep Renegade PHEV Interior 2

Altbackenes Interieur und Entertainment

Vielmehr fällt beim Einstieg in den mindestens 42.600 Euro teuren Renegade PHEV S auf, dass dieses Modell seit gut sieben Jahren mehr oder weniger unverändert gebaut wird. Eine grobe Plastikwüste schlägt uns entgegen, die immerhin gut verarbeiteten Bauteile wirken teils sehr günstig. Der weit unten platzierte Touchscreen beherbergt noch das antiquierte Bediensystem - im Vergleich zum deutlich frischeren Compass ein herber Rückschlag. Anders als beispielsweise der Wrangler, kann der Renegade auch keinen urigen Charme vermitteln. Er wirkt schlichtweg in die Jahre gekommen.

Jeep Renegade PHEV Front 2

Schwachbrünstiger, ineffizienter Antrieb

Diesen Eindruck kann selbst der vermeintlich moderne Antrieb nicht übertünchen. Dieser Plug-in Hybrid ist aus meiner Sicht einer jener Schlagzeilen-Hybride, die vor allem die CO2-Bilanz aufpolieren. So munter und frisch der 1,3-Liter große Turbobenziner im Fiat 500X Sport samt Doppelkupplungsgetriebe wirkte, so müde kommt er im Renegade daher. Die Hälfte der Kraft wird offenbar vom unlogisch schaltenden, ruppigen Sechsgang-Wandlerautomaten aufgefressen, die andere verpufft im Kampf gegen das Zusatzgewicht des Elektroantriebs samt 11,4 kWh großer Batterie.

So quält sich der derzeit kleinste Jeep auf der Autobahn bei Geschwindigkeiten oberhalb von 130 km/h zusehends. Zwar kann er im Sportmodus dank zusätzlichem Elektroboost etwas Zeit auf dem Weg zur Vmax von 199 Stundenkilometer gut machen. Doch besonders überzeugend ist auch das nicht, da der Zusatzschub plötzlich und nur zeitweise im Sinne eines Overboost einsetzt. Wenn dann noch die Batterie leer ist, ist der kleine Verbrenner umgehend auf sich gestellt. Was das für den Spritverbrauch bedeutet, kann sich jeder vorstellen.

Jeep Renegade PHEV Logo 1

40 Kilometer rein elektrisch sind realistisch

Apropos Batterie: Theoretische 46 bzw. 53 Kilometer rein elektrische Reichweite verspricht Jeep. Werte, die wir nie erreichten, Maximal 40 Kilometer erschienen uns realistisch und dann fuhren wir keinen Meter auf der Autobahn. Mit dem Verbrenner erreichten wir kombinierte Verbrauchswerte von 6,7 Litern pro 100 Kilometer. Auch kein Wert, der uns vom Hocker gerissen hat, wobei man dem Jeep zugute halten muss, dass er weder sonderlich aerodynamisch, noch ein Leichtgewicht ist. Aber: Es stellt sich damit die Sinnfrage dieses Antriebs.

Überzeugendes Fahrwerk, bequeme Sitze

Die stellt sich auch vor dem Hintergrund, dass das Fahrwerk durchaus für mehr gemacht wurde. Hier tut das zusätzliche Gewicht dem Renegade gut und so liegt er auf Autobahnen und Landstraßen unverhofft wie das sprichwörtliche Brett. Auch das Einlenkverhalten ist für ein Auto dieser Klasse beinahe schon zu spitz und spontan: Wir führen das vor allem auf den 19-Zoll großen Radsatz zurück. Hier macht das Kürzel "S" wahrlich von sich reden. Sogar in den Kasseler Bergen kam Fahrfreude auf, die wir so nicht vermutet hätten. Der Fahrkomfort leidet darüber hinaus kaum, lediglich bei langsamer Fahrt schlagen Querfugen sehr ungefiltert durch.

Jeep Renegade PHEV Seats 1

Doch das merkt man dank der bequem gestalteten Sitze glücklicherweise weniger. Auch das Platzangebot taugt selbst in Reihe Zwei jedenfalls für den kurzen Familienausflug. Der Kofferraum fällt leider auch dank der Hybridbatterie mit nur 330 Liter Stauvolumen etwas klein aus. Positiv aufgefallen ist die Abstimmung des serienmäßigen Abstandsregeltempomaten, der sehr feinfühlig und vorausschauend agierte. Der ebenfalls serienmäßige Parkassistent parkt zuverlässig längs und quer ein. Dessen Nutzung können wir ohnehin nur empfehlen, denn kommt man einem Bordstein zu nahe, gibt die akustische Einparkhilfe derartige Laute und nervtötende "Piepsgeräusche" von sich, die kaum auszuhalten sind.

Jeep Renegade PHEV Side 1

Fazit

Letztendlich sind es vor allem der müde und nicht sonderlich effiziente Antrieb sowie das altbackene Interieur, die dem Jeep Renegade PHEV S das Fazit verhageln. Das sehr gute Fahrwerk und die durchaus reichhaltige Ausstattung können diese Umstände nicht mehr wettmachen. Hinzu kommt die selbstbewusste Preisgestaltung, die auch mit "Lifestyle" kaum zu rechtfertigen ist. Es wird damit dringend Zeit für ein umfassendes Update des Renegade. (Text und Bild: Maximilian Planker)

Technische Daten*

  • Modell: Jeep Renegade PHEV S
  • Motoren: 4-Zyl.-Benziner, 1.332 ccm + 1 E-Motor
  • Systemleistung: 240 PS (177 kW)
  • Systemdrehmoment: ca. 270 Nm
  • Antrieb: Allrad, 6-Gang-Wandlerautomatik
  • Verbrauch kombiniert: 2,0 l/100 km + 16,2 kWh/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 46 g/km²
  • Elektrische Reichweite (WLTP): 54 km (46 km)
  • Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 7,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 199 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,24 m/1,81 m/1,69 m
  • Gewicht: ca. 1.770 kg
  • Grundpreis Renegade PHEV S: ab 42.600 Euro

*Herstellerangaben

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