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Erster Test: Jaguar XJR575 – Speerspitze auf Zeit

Der Name ist Programm: Unter der Haube des Jaguar XJR575 schlum-mern 423 kW/575 PS und damit nochmal gut zwei Dutzend Pferde mehr als im vorheri-gen Topmodell XJR. Das reduziert die Sprintzeit und hebt gleichzeitig die Vmax an.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Selbst wer die mindestens 143.900 Euro für den 575er übrig hätte, muss sich nicht mal ein Jahr nach dem Marktstart schon auf dem Ge-brauchtwagenmarkt umsehen. Im Zuge der WLTP-Umstellung wurde der Verkauf des Sportmodells inzwischen nämlich schon wieder eingestellt.   Freilich hätten die Ingenieure alles daran setzen können, die R-Version auf das neueste Abgas-Level zu hieven. Ob sich der Aufwand gelohnt hätte, ist bei den eher geringen Stückzahlen allerdings fraglich. Und schließlich ist der Jaguar ohnehin schon in die Jah-re gekommen und seine weitere Zukunft ungewiss. Stolze neun Jahre hat der XJ auf dem Buckel und vor allem durch den eng geschnittenen Innenraum weht der Charme der letzten Dekade. Und ein Nachfolger, der dann auch vielleicht den aufwendig abgas-gereinigten Sportantrieb übernehmen könnte, ist derzeit nicht in Sicht.  

Über jeden Zweifel erhaben

Schade eigentlich, denn das Aggregat unter der langen Haube ist über jeden Zweifel erhaben: Fünf Liter Hubraum, verteilt auf acht Zylinder und zwangsbeatmet von einem Kompressor, sorgen für athletische Fahrleistungen und lassen sich im Alltag doch ganz handzahm bewegen. Letzteres liegt vor allem daran, dass die 700 Newtonmeter Dreh-moment erst ab 3.500 Umdrehungen für mächtigen Durchzug sorgen. Darunter verhält sich der Jag erstaunlich ruhig, und wer gemütlich unterwegs ist und das Gaspedal mit Bedacht tritt, wähnt sich nicht in einem durchtrainierten Sportler sondern in einer stan-desgemäßen Business-Limousine die zum Cruisen einlädt. Der Achtender schnurrt leise vor sich hin, nimmt beim Beschleunigen gleichmäßig Fahrt auf und legte eine Gelas-senheit an den Tag, die man beispielsweise bei einer vom AMG aufgebrezelten Merce-des S-Klasse manchmal vermisst.

Senkt man den rechten Fuß aber etwas nachdrücklicher, geht das Triebwerk in die An-griffsstellung über, und will seine gesamte Kraft in die Waagschale werfen. Dafür muss aber erstmal die Drehzahl nach oben geschraubt werden – und dem steht die etwas träge Achtgang-Automatik im Weg. Zumindest im Normalmodus dauert es gefühlt zu lange, bis der richtige Gang gefunden ist und die maximale Power zur Verfügung steht. Umgehen kann man das Problem ganz einfach: Sobald im Dynamic-Modus das Ansprechverhalten geschärft wird und das Getriebe im Sportmodus um ein Vielfaches schneller schaltet, wird der Marschbefehl unmittelbar umgesetzt. Und zwar mit Vehemenz. Die Hinterräder krallen sich in den Asphalt und ein kräftiger Tritt ins Kreuz schubst den Jag, begleitet vom kernigen Knurren aus den Endrohren, nach vorne, bis die Tachonadel 300 zeigt – beim Vorgänger XJR war bereits bei 280 Sachen Schluss. Ob er den Benz abhängen könnte? Vielleicht. Fakt ist: Der Führerschein ist schneller in Gefahr als einem lieb ist, und wer sich nicht in Zaum hat, rauscht nach wenigen Sekunden mit viel zu viel Tempo über die Landstraße.

Geschmeidig losrollen und dann gib ihm!

So souverän der 575er, einmal in Fahrt, durchzieht und sich mit seinem Sportfahrwerk an den Asphalt schmiegt, so holprig ist übrigens der Ampelstart. Zwar soll die 100-km/h-Marke nach 4,4 Sekunden fallen – und damit zwei Zehntel schneller als bisher. Doch in Anbetracht der Traktionsprobleme beim Kavalierstart könnte man daran Zweifel hegen: Obwohl die gesamte Kraft nur an die Hinterräder geht, geht beim Durchtreten des linken Pedals ein Ruck durch das ganze Auto und selbst die Lenkung fängt noch kurz an zu zucken. Die Devise für den XJR575 lautet also: Geschmeidig losrollen und dann gib ihm!

Apropos gib ihm: Wer es verpasst hat, dem Jaguar-Händler rechtzeitig zwei ordentliche Jahresgehälter zu geben, aber trotzdem einen besonderen XJ haben will, der sollte sich vielleicht den XJ50 anschauen, mit dem die Marke ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiert. Angetrieben wird die im gesamten Jubiläums-Jahr lang erhältliche 50er-Edition vom be-währten Dreiliter-V6-Diesel mit 221 kW/300 PS. Für den feierlichen Luxus sorgt die Pre-mium-Luxury-Ausstattung, die im Sondermodell zusätzlich um schwarze 20-Zöller er-gänzt wurde. Passend dazu bekommt der 50er auch einen schwarzen Kühlergrill – und natürlich die obligatorischen Editions-Embleme, die eindrücklich auf den Preis von min-destens 98.050 Euro hinweisen. (sp-x/mg/jms)

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