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Test Hyundai Santa Fe Hybrid (2024): Tolle Kiste mit Schwächen

Der neue Hyundai Santa Fe ist ein ziemlich dicker Brocken geworden. Viel Platz, ordentliche Qualität und gute Bedienung gibt es serienmäßig – es mangelt jedoch an Leistung und Anhängelast. Fahrbericht!

Der neue Hyundai Santa Fe Hybrid (2024) auf einen Blick

  • Völlig neues Design
  • Üppige Platzverhältnisse
  • Gute Bedienbarkeit
  • Üppige Serienausstattung
  • Eher gemütlicher Vollhybrid
  • Geringe Anhängelast (1.110 kg)
  • Grundpreis (Deutschland) ab 56.700 Euro

Exterieur | Innenraum | Bedienung & Assistenz | Fahreindruck | Anhängelast | Preise & Mitbewerber | Fazit

hyundai-santa-fe-2024-front

Exterieur: Die tolle Kiste neu gedacht

„Warum, Charles, kann uns ein Auto überholen, das kaum größer ist als unsere Kühlerhaube?“ Dieser Satz stammt aus dem Jahr 1983 und sollte, zusammen mit der entsprechenden Illustration, Werbung für den Fiat Panda machen. „Die tolle Kiste“, wie man damals gern zum gerade einmal 3,38 Meter kurzen Italiener sagte. Über 40 Jahre später ist selbst ein Fiat 500e länger, und tolle Kisten werden immer seltener. Gewiss: Unsere Autos werden immer größer, aber gleichzeitig auch immer unpraktischer.

Man schaue sich nur die im Trend liegenden SUV-Coupés an. Groß im Auftritt, aber meist ist es mit dem Spaß vorbei, wenn man doch einmal zum schwedischen Möbelhaus fahren will. Zerklüftet von außen, aber auch von innen, sind ebenfalls viele Kombis. Die Zeiten, in denen man beispielsweise im Heck eines Mercedes E-Klasse T-Modells (S210) eine Europalette parken konnte, sind schon lange vorbei. Oder doch nicht? Hyundai hat mit dem neuen Santa Fe einen wahren Gigaliner auf die Räder gestellt. 4,83 Meter lang, 1,90 Meter breit und mit einem Gepäckvolumen von 711 bis 2.032 Litern gewiss fit für den nächsten Umzug. Daneben gibt es auch noch sehr viele Fächer für allerlei Krimskrams, Flaschen oder Kinderutensilien.

hyundai-santa-fe-2024-heck

Innenraum: Mit dem „klassenbesten“ Raumangebot ist der Hyundai Santa Fe nicht allein

Wenngleich die Koreaner selbst vom klassenbesten Raumangebot sprechen, müssen wir an dieser Stelle aber zum Tiefstapeln anregen. Natürlich gibt es noch den Skoda Kodiaq (2.105 l), den neuen Renault Espace (2.054 l) sowie im eigenen Hause den frisch gelifteten Kia Sorento (2.077 l), die allesamt mehr verstauen können. Konsequenter nach außen getragen hat das Lademeister-Image allerdings niemand so gut wie Hyundai. Kurzum: Das Heck ist wohl nicht gerade die Schokoladenseite dieses SUVs, aber eben praktisch. Werden alle Sitze (es stehen Varianten als Fünf-, Sechs- und Siebensitzer zur Wahl) umgeklappt, kann man im neuen Santa Fe auch ohne Sorgen zu zweit auf einer Luftmatratze nächtigen.

Betrachten wir den Wagen dann in seiner Gesamtheit, kommt uns unweigerlich noch der Ford Flex in den Sinn; vielleicht entdeckt der eine oder andere auch noch Land Rover Discovery-Anleihen. Fortgeführt werden diese im Innenraum beim Lenkrad. Aber genug verglichen, der neue Hyundai Santa Fe bietet auch genug Punkte, in denen er sich profiliert und der Konkurrenz davonzufahren scheint. Zum Beispiel bei der Bedienung. Wir erblicken zwei 12,3 Zoll große Displays, scharf in der Auflösung und meistens übersichtlich im Informationsgehalt. Bedient wird per Touch, alternativ in sehr engen Rahmen auch per Sprache – da darf man gerne noch nachlegen. Erfreulich: Die Klimaanlage ist separat steuerbar. Nicht erfreulich: Eine Drei-Zonen-Klimaautomatik gibt es nicht einmal optional, aber immerhin regelbare Luftausströmer für Reihe drei beziehungsweise den Hund im Kofferraum.

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Gute Bedienung, aber teils nervige Assistenten

Kabelloses Android Auto und Apple CarPlay sind selbstverständlich, via induktiver Ladeschalen (erst ab „Signature“-Line) können gleich zwei Smartphones („Blackline“) gleichzeitig mit Strom versorgt werden. Ebenfalls hat man bei den Assistenzsystemen dazugelernt. So lässt sich das bevormundende EU-Tempogebimmel nun direkt per langem Tastendruck auf die Lautstärkewalze am Lenkrad deaktivieren. Auf der anderen Seite und ebenfalls per langem Druck kann der Spurhalteassistent abgewürgt werden.

Erwürgen könnten wir indes den Aufmerksamkeitswarner, der eine äußerst niedrige Warnschwelle besitzt und auch Probleme mit Lese- und Sonnenbrillen hat. Die eine Warnung führt dann schnell zu einer weiteren Meldung, die uns bereits kurz nach Fahrtantritt bittet, eine Pause einzulegen. Hoffen wir an dieser Stelle, dass die neuen Over-the-Air-Updates (OTA) besser funktionieren.

Definitiv besser gefallen hat uns die Material- und Sitzqualität im neuen Hyundai Santa Fe. Vorne wie hinten ist ausreichend Platz vorhanden, der Allerwerteste wird wahlweise gekühlt oder geheizt, und wer sich für die Blackline entscheidet, bekommt sogar noch echtes Nappaleder. Doch auch die tierfreien Kunstbezüge der getesteten Signature-Variante wirken hochwertig, die Bose-Soundanlage mit aktivem Noise-Cancelling tönt gut und schluckt gleichzeitig viele Nebengeräusche.

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Fahreindruck: Entspanntes Ausparken, entspanntes Fahren

Bevor es an den Fahreindruck geht, müssen wir den Santa Fe zunächst ausparken. Am einfachsten geht das per Fernbedienung – dann kriecht das große SUV selbst aus der engsten Parklücke wie von Geisterhand hervor, und man kann galant einsteigen. Die Türen hinten öffnen übrigens im sehr angenehmen 90-Grad-Winkel. Getestet haben wir die 215 System-PS starke Vollhybrid-Variante mit Allrad – sprich, zum Anstecken gibt es hier nichts. Strom generiert der Antrieb in einer Art Kreislaufwirtschaft, die kleine 1,49 kWh fassende Traktionsbatterie für den 48 kW/65 PS leistenden E-Motor an der Vorderachse wird beim Bremsen oder durch den 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo gespeist.

Bis circa 30 km/h fährt der Hybrid sehr zuverlässig rein elektrisch; Anfahren und Mitschwimmen im innerstädtischen Berufsverkehr gehen sich mit der gespeicherten Energie eigentlich immer aus. Erst auf der Landstraße wird es mit dem Vortrieb dann zäher, und der für sich genommen 160 PS und 265 Nm starke Benziner müht sich merklich ab. Akustisch ist das zwar nicht aufdringlich, aber spontane Überholmanöver sollte man sich zweimal überlegen.

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Komfortables Fahrwerk, viel zu geringe Anhängelast

Dass der neue Santa Fe Hybrid eher ein Gleiter ist, wird auch bei den Fahrleistungen deutlich: 9,8 Sekunden von null auf 100 km/h sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h sind eher etwas für die entspannte Reise. Hätten wir die Wahl, würden wir uns zumindest den 2,2-Liter-Diesel aus dem Vorgänger zurückwünschen. Besser noch: den 3,0-Liter-Diesel aus dem Genesis GV80 – träumen ist ja noch erlaubt. Alternativ kann lediglich ein 252 System-PS starker Plug-in Hybrid gewählt werden. Der Testverbrauch pendelte sich derweil bei knapp unter acht Litern auf 100 Kilometer ein.

Den Kia Sorento müssen wir an dieser Stelle noch einmal erwähnen: Denn wo das ähnlich große SUV der Tochter beim Federungskomfort patzt, erleben wir im Santa Fe eine betont amerikanische Feder-Dämpfer-Abstimmung. Stellenweise gleitet man schon sehr über den Asphalt, einzig Querfugen und Schotterpisten überträgt das Fahrwerk sehr ungefiltert in den Innenraum. Erneut fragen wir uns, warum sie sich in Korea (aber auch Japan) so vor adaptiven Federungen scheuen – der Santa Fe hätte es verdient. Dafür überzeugt die Lenkung und auch die Bremsen packen beherzt zu. Ein absolutes No-Go für solch ein Fahrzeug ist hingegen die geringe Anhängelast von maximal 1.110 Kilogramm – das erfreut den Gespannfahrer eher nicht.

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Preise & Mitbewerber

Wie anfangs erwähnt, konkurriert der mindestens 56.700 Euro teure Hyundai Santa Fe (5-Sitzer) in erster Linie mit dem Skoda Kodiaq (ab 41.990 Euro), dem Renault Espace (ab 43.800 Euro) und hausintern mit dem Kia Sorento (ab 53.190 Euro). Obwohl der Hyundai bereits als „Prime“-Grundmodell sehr reichhaltig ausgestattet ist (u.a. LED-Scheinwerfer, 20-Zöller, XXL-Navi mit Apple CarPlay, abgedunkelte Scheiben, gekühlte & beheizte Sitze sowie Lenkradheizung), ist er ausstattungsbereinigt immer noch einige Tausend Euro teurer als der nominell etwas schwächer motorisierte Skoda Kodiaq 1.5 mHEV.

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Fazit

Groß, größer, Hyundai Santa Fe. Die fünfte Generation des koreanischen SUVs punktet durch ihr unkonventionelles Design, viel Platz in allen Sitzreihen und eine durchdachte Bedienung. Ebenfalls gefällt die komfortable Grundabstimmung des Fahrwerks, die jedoch nicht über den eher schwachen Hybridantrieb hinwegtrösten kann. Dieser sorgt mit dafür, dass die Anhängelast für solch ein großes Auto mit 1.110 kg verschwindend gering ausfällt. Preislich sucht der Santa Fe ab 56.700 Euro derweil mehr den Anschluss an die Ober-, denn an die Mittelklasse der er entspringt. Gerade bei Skoda, aber auch bei Renault gibt es vergleichbar große SUVs für deutlich weniger Geld. (Bild und Text: Thomas Vogelhuber)

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