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Grenzbereich: Honda Mean Mower – Brutalinski

VTR Fire Storm heißt der Spender, HF 2620 der Empfänger, Team Dynamics der Chirurg. In wenigen Wochen Arbeit haben die Rennwagen-Spezialisten aus England den offiziell schnellsten Rasenmäher der Welt in feinster Frankenstein-Manier erschaffen.

Ich durfte mit dem kleinen Monster ein paar Donuts in die Grasnarbe brennen und hernach ein mittelschweres Hüftleiden und einen steifen Nacken mit nach Hause nehmen. Team Dynamics, die für Honda schon seit vielen Jahren den Civic Type R in der britischen Tourenwagen-Meisterschaft aufbauen, haben von Honda einen ungewöhnlichen Auftrag erhalten: Das vormalige Topmodell der Rasenmäher-Division zum Schnellsten seiner Art umzubauen. Die enorme Leistungsspritze haben die Umbau-Spezialisten in Form des Einliter-V2-Motors aus dem Sportbike VTR realisiert. Statt gemütlicher 19 kann das kleine Gefährt mit wild hämmernden 109 PS auftrumpfen. Ein eigen konstruiertes Chassis, Fahrwerkskomponenten aus dem ATV-Programm von Honda und Bremsen aus der Zweirad-Sparte – fertig ist der Mean Mower, was auf Deutsch „Böser Rasenmäher“ heißt.

Über 200 km/h sind möglich

Und Böse ist mehr als zutreffend. Bereits optisch macht er mit seinen Chrompuschen und einem Edelstahlauspuff von Scorpion deutlich, dass Rasenpflege einen eher untergeordneten Stellenwert hat. Und der harte Klang des V2 weckt Erinnerungen an eine großkalibrige Schnellfeuerwaffe. Mit 98 Dezibel nervt der montierte Endschalldämpfer seine Umwelt schon gewaltig. 139 dB sollen es bei einem offenen Auspuffrohr gewesen sein. Eine erste Demonstration auf dem Gelände der Honda Akadamie Erlensee bei Frankfurt macht mir bereits in der Außenansicht klar, dass hier rohe Kräfte walten. Vier Sekunden soll der 100-km/h-Sprint dauern, über 200 km/h sollen möglich sein. Kein Wunder, denn den Fahrer mit einberechnet, muss jede Pferdestärke lediglich zwei Kilogramm nach vorne treiben.

Ein wenig Respekt habe ich schon, denn ganz ungefährlich ist die Sache wohl nicht. Entsprechend bittet Honda um das Tragen von Helm und Schutzkleidung und warnt vor zu schnellen Kurvenfahrten. Angesichts der schmalen Spur und dem hohen Aufbau besteht Kippgefahr und eine so selbstverständliche Errungenschaften wie ESP hat man für Rasenmäher noch nicht entwickelt. Doch bevor ich hier weitere Gedanken verschwende, muss ich erst einmal versuchen, in den nur 50 Zentimeter breiten Cobra-Schalensitz zu kommen, was mir angesichts meiner wohl etwas breiteren Hüfte allerdings nicht so recht gelingen mag. Deshalb wird mir auch eine zusammengewickelte Thermokombi unter den Allerwertesten gestopft und sitze ich halb in und halb auf der Schale mit deutlicher Rückenlage. Noch abenteuerlicher wird es allerdings mit der Positionierung der Füße, denn um an Gas- und Kupplungspedal zu kommen, muss ich meine Beine weit spreizen. Meine Hüftgelenke deuten mir schmerzhaft an, dass derartige Verrenkungen in meinem Gymnastik-Repertoire nicht vorgesehen sind.

Tritt ins Kreuz

Auch für die Pedale selbst versuche ich verzweifelt ein Gefühl zu bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mir die Schaltlogik über Tasten am Mini-Lenkrad einfach nicht merken kann. Schaltet man mit dem rechten runter und dem linken rauf? Oder umgekehrt? Kleine Symbole wären hier schön, gibt es aber nicht. Irgendwie drücke ich mal hier und mal dort und dann scheint der erste Gang zu sitzen. Während die Kupplung einen endlos langen Weg hat, ist die Gasannahme extrem spontan und giftig. Obwohl man mir verspricht, ich würde den Mean Mower beim ersten Anfahren abwürgen, komme ich heftig ruckelnd und verdächtig nah am Motorabsterben spontan in Fahrt. Einmal auf Touren, kann man den Fiesling spielerisch beherrschen. Ein kurzer Gasstoß und meinen ungestützten Oberkörper haut es zusammen mit dem behelmten Kopf kräftig nach hinten. Auch hier zwingt mich das kleine Monster zu ungewollten und später schmerzhaften Dehnübungen.

Krachend folgt der zweite Gang und hämmert der modifizierte HF 2620 weiter wild und äußerst brutal auf die 100 km/h zu. Die kann man auf der kurzen Asphaltstrecke der Honda Akademie auch kurzfristig erreichen. Antritt und Durchzug sind phänomenal – keine Frage. Doch die Sitzposition und das Fehlen einer Federung - hier ist allergröbstes Go-Kart-Feeling angesagt - bringen eine derart unangenehme Härte ins Spiel, dass mir die Lust schnell vergeht. Kein Wunder, dass der Weltrekord bei lediglich 187,6 km/h liegt, obwohl das Gefährt wohl deutlich schneller könnte.

Dass der Unsinn aber auch Spaß macht, stelle ich beim anschließenden Ausflug auf die angrenzende Wiese fest. Bei vollem Lenkeinschlag muss man nur etwas Gas geben, wobei sich die Feindosierung als schwierig erweist, und schon malt der böse Rasenpfleger kleine Donuts in die Grasnarbe. Einfacher kann man sich nur noch auf Eis mit einem Fahrzeug im allerengsten Radius um sich selbst drehen. Höchstens 10 Minuten verlustiere ich mich mit dem Mean Mower und bin einfach nur froh, mich wieder aus der beklemmenden Position zu befreien. Anschließend mache ich mit schmerzenden Hüftgelenken noch ein paar Fotos und denke bei mir: „Derart Krankes können nur Engländer hindengeln!“

Natürlich ist ein solches Vehikel in seiner eigentlichen Funktion absolut sinnfrei, aber einen Zweck hat der Renn-Rasenmäher mit Grandezza erfüllt: Honda konnte mit dem Mean Mower ein gewaltiges Medienecho generieren. Als PR-Gag finde ich das Biest, das mit montiertem Mähdeck sogar mähen kann, fraglos sympathisch.

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