Doch so ein Jazz Hybrid muss sich auch dem harten Alltag der deutschen Autobahn stellen, wie in unserem Praxistest, bei dem wir den Realverbrauch auf verschiedenen Geschwindigkeitsniveaus getestet haben. Und siehe da: Der Hybrid ist durchaus eine Alternative zum Diesel. Eine Alternative zu Polo, Corsa und Fiesta ist der Jazz sowieso. Was den Jazz so besonders macht, ist zuallererst seine fast schon vanartige Karosserie, die bei nur 3,90 Meter Länge mit gediegenem Platzangebot für Insassen und Gepäck sowie einer referenzverdächtigen Variabilität beeindruckt. Der Clou: Wenn man die Fond-Rücklehne im Verhältnis 60 zu 40 umklappt, rutscht parallel die Sitzfläche nach unten und entsteht so eine tiefe, ebene Ladefläche. Statt der normal 303 Liter passen dann maximal 1.320 Liter in den Fond, soviel wie zum Beispiel in einen VW Golf.
Wer mehr Platz braucht, kann noch den Beifahrersitz umklappen und bis zu 2,40 Meter lange Teile einladen. Besonders trickreich: Die Rückbank kann nicht nur flachgelegt, sondern auch hochgeklappt werden, ähnlich wie ein Kino-Sessel. Dann lassen sich bis zu 1,30 Meter hohe Gegenstände quer im Jazz transportieren.
Futuristischer Schick
Doch nicht nur mit seinem Nutzwert kann der Jazz den Autoalltag versüßen, auch die Gestaltung und Ausstattung wird gehobenen Ansprüchen gerecht. Der leicht futuristisch anmutende aber nichtsdestotrotz funktionale Arbeitsplatz bietet eine spannende Architektur, hinterlässt trotz Hartplastik und teilweise etwas billig wirkender Oberflächen einen erfrischenden, modernen Eindruck. Als besonderes Edel-Akzent bietet der Jazz sogar eine optionale Lederausstattung, die dem Interieur zusammen mit dem riesigen Glaspanoramadach eine wohnliche Note verleiht.
Hinzu kommen noch eine größere Anzahl an Ablagen und Staufächern, sowie eine Klimaautomatik, ein Tempomat und eine serienmäßige Automatik. Dank des flachen Mitteltunnels haben die Füße der Fondgäste und das Knie des Fahrers mehr Entfaltungsspielraum als bei den meisten Mitbewerbern.
Fit mit Doppelherz
Das andere besondere Talent des Jazz Hybrid, der übrigens in der USA unter dem Modellnamen Fit verkauft wird, ist sein doppeltes Kraftwerk. Per Knopfdruck wird der 1,3-Liter-Benzinmotor zum zunächst kaum hörbaren Leben erweckt. Legt man den Wahlhebel der stufenlosen CVT-Automatik auf D, kann man auch weiterhin erfreulich geräuscharm anfahren. Bei sanftem Gasfuß operiert der 88-PS-Benziner bei stets niedrigen Drehzahlen mit zeitweilig sanfter Unterstützung des 14 PS starken Elektromotors.
Der Jazz kann aber auch wilder: Wird viel Leistung per Gasfuß gefordert, wirft der E-Motor sein gesamtes Drehmoment in den Vortrieb und sorgt für einen spürbaren Punch. Über 200 Newtonmeter Gesamtleistung lassen die Vorderräder kurzweilig sogar um Traktion kämpfen. Parallel erreicht der Vierzylinder ein sehr hohes Drehzahlniveau, denn statt eines linearen Anstiegs der Drehzahlen nach jedem Gangwechsel, dreht beim stufenlosen CVT-Getriebe der Motor unter Volllast so lange auf hohem Niveau, bis die gewünschte Geschwindigkeit erreicht wird.
Zwei Fahrmodi
Fahrspaß bietet dieses etwas eigene Zusammenspiel von Getriebe und Motor nur im ersten Moment der Leistungsabfrage, denn dem kurzen Punch folgt ein dann eher zäher Vortrieb, begleitet von ziemlich aufdringlicher Akustik. Immerhin sprintet der 1,2-Tonner nach Werksangabe in knapp über zwölf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h. Angesichts dieser Werte ist die Elastizität, also der Durchzug bei Zwischensprints, sogar beachtlich gut, zumindest im Normalmodus.
Per Knopfdruck kann man alternativ auch den Econ-Modus aktivieren, der dem Jazz Hybrid zu seiner eigentlichen Bestimmung verhilft: Möglichst effizient den Sprit zum Vortrieb einsetzen. Der Normwert von 4,5 Litern ist ein Versprechen welches in der Praxis nur mit äußerster Zurückhaltung erreicht werden kann. Zumindest haben wir auf einer über 200 Kilometer langen Etappe weitgehend auf der Autobahn mit maximal 100 km/h und bei deaktivierter Klima durchaus respektable 4,9 Liter herausgefahren. Übrigens zeigte der Bordcomputer dabei glatt vier Liter an. Für die recht hohe Praxisabweichung könnte auch das Betanken verantwortlich sein, denn ein genaues Messergebnis kann das Auftanken an der Zapfsäule nicht liefern.
Auch für Vielfahrer geeignet
Selbstredend kann der Benzinmotor des Jazz auch großen Durst an den Tag legen, denn bei flotten Autobahnritten (Tempomat 160) haben wir bis zu acht Liter verfeuert. Im Schnitt waren es nach rund 2.000 Kilometern respektable 6,7 Liter bei insgesamt meist flott gefahrenen Autobahntouren. Für einen Benziner mit Automatik ein definitiv guter Wert, denn damit liegt der Jazz Hybrid in etwa auf dem Praxis-Niveau eines vergleichbar starken Diesel-Kleinwagens.
Für flottes Kilometerfressen ist der Jazz übrigens ein durchaus angenehmer Partner, denn mit Tempomat, Automatikgetriebe und einer entspannten Sitzposition, brauchbarem Fahrwerkskomfort und mäßiger Geräuschkulisse steigt man selbst nach langen Touren halbwegs entspannt aus.
Technische Daten
Marke und Modell | Honda Jazz Hybrid | |
---|---|---|
Motor | ||
Hubraum (ccm) / Bauart | 1.339 / R4 | |
Leistung (kW / PS) | 65 /88* | |
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen | 121 / 4.500 | |
Antriebsart | Frontantrieb | |
Getriebeart | automatisches CVT | |
Abmessung und Gewicht | ||
Länge/Breite/Höhe (mm) | 3.900 / 1.695 / 1.525 | |
Radstand (mm) | 2.495 | |
Wendekreis (m) | 10,1 | |
Leergewicht (kg) | 1.234 | |
Kofferraum (Liter) | 303 - 1.320 | |
Bereifung Testwagen | 175/65 R 15 | |
Verbrauch | ||
Krafstoffart | Benzin | |
Kombiniert laut Werk (l/100km) | 4,5 | |
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm | 104 / Euro 5 | |
AS24-Verbrauch (l/100km) | 6,7 | |
Fahrleistungen | ||
Werksangabe 0-100km/h (s) | 12,1 | |
AS24-Sprint 0-100km/h (s) | k .A. | |
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) | k .A. | |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 175 | |
Preise | ||
ab (Euro) | 19.290,00 | |
*zusätzlich Elektromotor mit 10 kW und 78 Nm | ||
Weitere DatenWeitere Daten |
Segeln in der City
Auch für den Stadtverkehr, hier bietet der Hybridantrieb übrigens das höchste Sparpotenzial, kann sich der wendige Jazz ordentlich aus der Affäre ziehen. Allerdings bekommt der Unterbau bei schlechten Straßenverhältnissen mittelschwere Verdauungsprobleme, reagiert poltrig und steif. Steif ist auch seine Kurvenperformance, denn die leicht kippelig wirkende Karosserie und die synthetische Lenkung animieren nicht gerade zum Kurvenräubern.
Der Jazz Hybrid ist eher ein Auto für die ruhige Gangart und wer diese pflegt, kann noch eine Besonderheit nutzen: Den Segel-Modus, der bei Geschwindigkeiten zwischen 35 und 50 km/h aktiviert werden kann. Hat man etwas Fahrt aufgenommen, muss man das Gaspedal lupfen und darf danach nur sehr behutsam das Gaspedal streicheln. Auf ebener oder abschüssiger Strecke kann dann der Jazz die Geschwindigkeit halten, ohne dass hierfür der Benzinmotor zur Hilfe springt. Mit abgeschalteten Benziner kann man im Idealfall sogar ein bis zwei Kilometer dahingleiten.
Ob rein elektrisches, kraftstoffeffizientes oder wenig effizientes Fahren – das Cockpit des Jazz Hybrid klärt mittels eines zwischen blau und grün changierendem Farbspiel hinterm Digital-Tacho und dem Eco-Guide im Multiinformations-Display über den jeweiligen Fahrstil auf. Hier wird der Fahrer auf recht spielerische dazu animiert, den Hybridantrieb möglichst verbrauchsoptimiert einzusetzen.
Teurer Kleinwagen
Die besondere Hybrid-Technik ist übrigens nicht ganz billig: Während die klassisch angetriebene Basisversion des Jazz bereits für 10.000 Euro zu haben ist, verlangt Honda rund 19.300 Euro für die Hybrid-Version im unteren Ausstattungsniveau Comfort. Diese bietet immerhin neben vier Einstiegstüren noch ein Automatik-Getriebe, eine Klimaautomatik und ein CD-Radio.
Damit liegt der Jazz Hybrid auf etwa gleichem Niveau mit dem VW Polo, der als Viertürer mit ähnlicher Ausstattung und 90-PS-Benziner in Kombination mit Doppelkupplungsgetriebe ebenfalls knapp über 19.000 Euro kostet. Allerdings kann der Polo nicht mit einem derart vielseitig nutzbaren Innenraum glänzen und hat dann auch keinen zusätzlichen E-Antrieb. Ja, den Jazz Hybrid kann man in der Praxis sparsam bewegen, sparsamer sogar als die allermeisten seiner Artgenossen. Dabei sorgt die im Kleinwagen-Segment bislang selten anzutreffende Hybridtechnik nicht nur im Stadtverkehr für erfreulich niedrige Verbrauchswerte, auch auf der Autobahn bleibt der Spritkonsum auf einem durchaus niedrigem Niveau, Sparwunder wie im Stadtverkehr sind bei Bleifußetappen allerdings nicht drin. Dennoch taugt der Jazz auch für Vielfahrer als Alternative zum Diesel, denn selbst schnelle Autobahntouren werden im schlimmsten Fall mit rund acht Litern bestraft.
Den größten Vorteil bietet der Jazz aber allgemein durch seine geräumige Karosserie, die dank des hochvariablen Innenraumkonzepts enorm viele praktische Nutzungspotenziale bietet. Hier ist der Jazz sogar Klassenprimus.
Es gibt auch ein paar Eigenschaften, mit denen der Jazz weniger Freude bereitet: Das Fahrwerk ist zu hölzern, der Gummiband-Effekt beim CVT-Getriebe nervt bisweilen, der Preis der Hybridversion ist für einen Kleinwagen recht hoch. Doch nicht verzagen, denn Kaufwillige finden bei AutoScout24 viele frische Gebraucht-Exemplare mit bereits deutlichen Abschlägen.