Der Honda CR-V hat in den letzten Jahren eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Vom robusten Alltagsbegleiter, der sich maßgeblich in den USA gut verkaufen ließ und hierzulande mitunter nur in Forst- und Jagdwirtschaft bekannt war, hin zum hippen Lifestyle-SUV. Mit jener vermeintlichen Verunglimpfung tut man gerade der von uns gefahren 2WD-Variante des Honda CR-V kein Unrecht an und trotz der deutlich urbaneren Außendarstellung: Der CR-V bleibt weiterhin ein sehr nutzvolles, ein nach innen großes und sehr flexibles Auto. (Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 5,3 – 7,1; CO2-Emissionen kombiniert g/km: 120 – 162²).
Großzügiges Platzangebot
Eben jene innere Größe ist es auch, die man direkt nach dem Einsteigen als erstes wahrnimmt. Selbst wer mit rund zwei Meter Körpergröße den Fahrersitz zurechtschiebt, wird die hinteren Passagiere kaum in der Beinfreiheit beengen. Auch zu den Seiten hin bietet der Honda CR-V sehr viel Freiraum, optional steht eine dritte Sitzreihe im Kofferraum zur Wahl. Dieser misst in Abhängigkeit von der Sitzkonfiguration zwischen 497 und 1.694 Liter und liegt damit auf dem Niveau des längeren VW Tiguan Allspace (700 bis 1.775 Liter). Positiv überrascht waren wir zudem von der generellen Materialauswahl und Verarbeitung des CR-V.
Honda CR-V glänzt mit wertiger Verarbeitung
In der von uns getesteten „Elegance“-Ausstattungslinie dominieren hochwertige Stoffbezüge den Innenraum des Japaners, auf krudes Plastik wurde weitestgehend verzichtet. Die Mittelkonsole wirkt gleichzeitig wie aus einem Guss und umschließt Fahrer- und Beifahrer in allerbester Burgmentalität. Passend dazu: Die hohe Sitzposition im großzügig sowie angenehm straff gepolsterten Gestühl. Kleine Details, wie die gestickten Türtafeln, vermitteln einen insgesamt sehr wertigen Eindruck, bei den holzimitierenden Interieurleisten hätte man hingegen besser auf echtes Naturmaterial gesetzt.
Infotainmentsystem mit Nachholbedarf
Positiv ins Auge beziehungsweise in die Hand viel uns auch die Bedienergonomie. Angefangen vom gerne anzufassenden Lederlenkrad, über die große und klare Darstellung des volldigitalen Kombiinstruments, bis hin zur Klimabedienung, gibt es kaum etwas auszusetzen. Wäre da nicht das Infotainmentsystem mit seinem 7-Zoll-Display. Es erfüllt zwar alle neumodischen Anforderungen und lässt selbst eine Integration von Apple Carplay und Android Auto zu; heruntergebrochen auf die eigene Benutzeroberfläche wirkt es allerdings optisch und bedienseitig antiquiert. Hervorzuheben ist dennoch, dass das verbaute Navigationssystem, obschon sehr einfach gehalten, über eine gute Routenführung verfügt. DAB-Radio ist, anders als bei vielen deutschen Herstellern, mittlerweile immer im Serienumfang enthalten.
Der Benzinmotor dient als Generator
Zwischenstand: Der Honda CR-V bietet viel Platz, ist bestens verarbeitet, setzt beim Infotainmentsystem aber betont keine Maßstäbe. Und wie lässt er sich nun fahren? Ohne Umschweife: Sehr komfortabel, ausgewogen und zugleich sparsam. Als Herzstück fungierte bei unserem Testwagen derweil der neue Honda-Hybrid i-MMD. Das antrittsstarke System nutzt einen 107 kW/145 PS starken Vierzylinder-Benziner ohne Turboaufladung als Generator, um regelmäßig einen 135 kW/184 PS starken Elektromotor mit Energie zu versorgen. Grundlegend folgt man damit dem Range-Extender-Prinzip, wobei das Honda-System weitaus mehr zu bieten hat.
Antriebsstrang mit maximaler Energieausnutzung
So lässt sich mit dem Benzinmotor nicht nur die E-Maschine laden, situationsbedingt kann der Vierzylinder auch direkt die Räder antreiben. Dafür spendiert Honda dem CR-V Hybrid ein neuartiges eCVT-Getriebe, das permanent und stufenlos das Drehmoment an die jeweilige Fahrsituation anpasst. Den variablen Aspekt übernimmt dabei nicht mehr eine mechanische, sondern eine elektrische Komponente. Was nach viel grauer Theorie klingt, funktioniert im Alltag ausgesprochen gut. Das Umschalten zwischen beiden Antrieben geschieht in der Regel unmerklich und ist nur anhand der Anzeige im Kombiinstrument wahrzunehmen. Beachtlich ist zudem, wie stark das System in der Lage ist zu rekuperieren. Abschüssige Bergpassagen laden innert kürzester Zeit die kompakte Fahrbatterie voll auf und selbst im innerstädtischen Stop-and-Go-Verkehr nutzt der Antriebsstrang jedwede Gelegenheit zur Energierückgewinnung. Dabei lässt sich die Stärke der Rekuperation per Schaltwippe am Lenkrad steuern.
Niedrig in Verbrauch und Gewicht
Ein weiterer positiver Nebeneffekt des eingesetzten Systems: Das insgesamt niedrige Fahrzeuggewicht. Da der Honda CR-V Hybrid auf große und zugleich schwere Batterien für den rein elektrischen Fahrbetrieb verzichtet, wuchtet das 4,6 Meter lange Fahrzeug lediglich 1.685 Kilogramm auf die Waage. Ein vergleichbar großes Plug-in-Hybrid-SUV wiegt dagegen schnell 2.200 Kilogramm und mehr. Am Ende des Tages resultieren all jene Maßnahmen in einem Testverbrauch von rund 6,2 Liter laut Bordcomputer, was für ein derlei großzügig dimensioniertes Auto sicherlich nicht zu verachten ist. Gibt es bei all dem Lob auch Negativaspekte? Eindeutig. Und zwar die Geräuschentwicklung. Wenn der überwiegend als Generator fungierende Benziner mehr als die Standardleistung liefern muss, also auf der deutschen Autobahn oder steilen Bergetappen, wird das Aggregat unangenehm laut.
Neutrales Fahrverhalten, Allrad ratsam
Ansonsten überzeugt der Honda CR-V Hybrid mit einem insgesamt sehr neutralen und ausgewogenen Fahrverhalten, einer tollen Lenkung und einem fein abgestimmten Fahrwerk. Selbst kurvige Landstraßen meistert der Japaner mit großer Bravour, der Antrieb stellt auch beim Überholen ausreichend Leistung zur Verfügung und die Bremsen packen kräftig zu. Wer in alpinen Regionen zu Hause ist, sollte übrigens nicht auf den wählbaren Allradantrieb verzichten. Während unserer Testfahrt sind wir in den ersten Schnee der Wintersaison 2019/2020 gefahren und die Traktion, der von uns gefahrenen Elegance-2WD-Variante, ließ schnell zu wünschen übrig.
Fazit
Der Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid Elegance hat uns insgesamt sehr positiv überrascht. Sein Raumangebot ist äußerst großzügig, die Verarbeitung gefällt und der Kraftstoffverbrauch fällt erfreulich niedrig aus. Auf der Soll-Seite rangieren allerdings das antiquierte Infotainmentsystem und die Geräuschentwicklung des sonst tadellos agierenden Hybrid-Antriebs. Lohnenswert ist er vor allem für jene, die sich einen – im Realbetrieb – sparsamen Teilzeitstromer wünschen und nicht ständig gezwungen sein möchten, ein Ladekabel aus dem Kofferraum zu wurschteln. Ein kleiner Wehrmutstropfen noch zum Schluss: Aufgrund der verwendeten Antriebstechnik erfüllt der Honda CR-V Hybrid bis dato nicht die Voraussetzungen, um von der staatlichen Förderung für Elektro- und Hybridfahrzeugen zu profitieren. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber | Weitere Bilder: Hersteller)
Technische Daten*
- Modell: Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid Elegance 2WD
- Motor 1: Vierzylinder-Benziner, 1.993 ccm, 107 kW
- Motor 2: Elektromotor, 135 kW
- Systemleistung: 184 PS (135 kW)
- Drehmoment: 315 Nm
- Antrieb: Frontantrieb, Stufenloses eCVT-Getriebe
- Verbrauch kombiniert: 5,3 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 120 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 8,8 s
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,60m/1,86m/1,68m
- Gewicht: ca. 1.685 Kg
- Grundpreis Basismodell: ab 35.790,00 Euro
*Herstellerangaben, Preisangaben für Österreich