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Erster Test: Ford Mustang – Neue Pferde für Europa

Der Mustang ist eine fahrende Legende, seit 1964 baut Ford den Sportwagen über fünf Generationen und in über 9,3 Millionen Exemplaren. Seit letztem Jahr ist  in den USA die sechste Generation auf dem Markt – ab sofort ist sie auch in Deutschland erhältlich.

Erstmals in der Mustang-Geschichte wird das Fahrzeug nicht über Importeure, sondern offiziell über zurzeit knapp 50 Händler angeboten; mit zwei Benzinmotoren, darunter ein klassischer V8, sowie natürlich als Coupé oder Cabrio. Die Preise starten bei 35.000 Euro für den Vierzylinder (317 PS) bzw. 40.000 Euro für den Achtzylinder (421 PS). Der Aufpreis für die Cabrio-Version beträgt jeweils 5000 Euro. Optisch lässt sich der Mustang gleich als solcher einordnen: Haifischmaul vorne, großer Grill, lange Motorhaube, dreigeteilte Rückleuchten – die Insignien der glorreichen Vergangenheit sind alle da, nur eben neu und modern interpretiert.

Tradition mit neuen Einflüssen

Der Mustang gilt als das erste amerikanische Pony-Car, worunter man ab den 60er-Jahren relativ kleine Coupés oder Cabriolets mit starken Motoren (V6 oder V8) verstand. Unter allen Wettbewerbern wurde einzig der Ford bis heute durchgehend gebaut. Allerdings mussten die Amerikaner bei der sechsten Generation so deutlich wie nie den Anforderungen der modernen Zeit Tribut zollen. So gibt es den Mustang in der Basis mit einem 2,3-Liter-Ecoboost-Benziner vier Zylindern. Zudem verfügt der neue Mustang erstmals hinten über eine Einzelradaufhängung statt einer Starrachse.

Die Puristen mag die Ankunft des Zweitürers in der modernen Autowelt eher schrecken, für alle anderen sind die Veränderungen ein Segen. Obwohl ein Vierzylinder für ein solches Auto in den Staaten fast ein Sakrileg ist, macht der moderne Turbo seine Sache tatsächlich gar nicht schlecht. Er klingt zwar bei starker Beschleunigung etwas angestrengt, tatsächlich reichen seine fast 320 PS aber natürlich immer aus. Zumal er reichlich Drehmoment auch im Drehzahlkeller zur Verfügung stellt und somit eine wichtige Anforderung erfüllt: Man kann auch mit ihm schaltfaul cruisen und die Blicke der Passanten genießen. Gibt man ihm die Sporen, zeigt der Mustang seine sportliche Seite, inklusive einer deutlich mitarbeitenden Motorhaube.

Nur der Dicke ist der Wahre

Aber zugegeben: Der „richtige“ Mustang hat natürlich den V8 unter der Haube und tatsächlich werden sich laut Wolfgang Kopplin, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Ford Deutschland, selbst hierzulande zwei Drittel für die klassische Motorisierung entscheiden. Hier blubbert es noch so richtig unter der riesigen Motorhaube und man kann die lineare Leistungsentfaltung eines Saugmotors mit 421 PS ja auch nicht mit der eines schnöden Turbos vergleichen. Was die Kosten angeht dürften die 5000 Euro Aufpreis zum Ecoboost kaum ein Problem sein, eher schon die regelmäßigen Tankrechnungen, denn während man den „kleinen“ Benziner in der Praxis problemlos mit unter 10 Liter Verbrauch bewegen kann, wird es mit dem V8 kaum möglich sein, unter 15 Liter zu bleiben.

Der neue Mustang hat nicht nur erwartungsgemäß Power satt, er überzeugt auch durch „europäische“ Fahreigenschaften. Er ist zwar kein Kurvenräuber im engen Sinn, aber er lässt sich durchaus zackig auch durch die Alpen treiben. Das neue Fahrwerk mit Einzelradaufhängung ist ein Riesenfortschritt, bietet guten Komfort und die Bremsen – in der V8-Version von Brembo – packen energisch zu und lassen sich exakt dosieren. Die Lenkung allerdings sollte man ausschließlich Sport-Modus belassen, nur dann gibt es anständig Rückmeldung zum Verhältnis von Mustang/Straße.

Ein Innenleben reich an Details

Eine positive Überraschung bereitet der Innenraum. Die Qualität ist im Vergleich zu früher deutlich gewachsen. Es gibt an manchen Stellen zwar noch richtiges Hartplastik, aber auch jede Menge Leder und liebevolle Details, wie das beim Einstieg auf den Boden vor der Tür projizierte Mustang-Symbol, sowie eine richtig saubere Verarbeitung. Der Lautstärkeregler etwa liegt gut in der Hand und rastet auf jeder Stufe schön ein. Das Lenkrad dagegen wirkt mit jeder Menge teilweise auch noch schlecht erreichbaren Knöpfen deutlich überfrachtet, hier wäre weniger mehr gewesen.  

Schon im Verhältnis zu den Motorleistungen sind die Preise für den Mustang unschlagbar. Aber Ford hat dieses ganz besondere Pferd im Stall auch noch richtig großzügig ausgestattet, mit ledergepolsterten, elektrisch verstellbaren Sportsitzen, Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Audio-System, 19-Zoll-Felgen und sehr viel mehr. Trotzdem sollte man nochmals 2500 Euro für das sogenannte Premium-Paket in die Hand nehmen, dann sind auch Navi, das Konnektivitätssystem Snyc 2 mit 8-Zoll-Touchscreen, ein höherwertigeres Sound-System, breitere Reifen und klimatisierte Vordersitze im Lieferumfang dabei. Mal kurz gerechnet: Wer sich das Coupé mit klassischem V8 und dem Premiumpaket gönnt, kommt auf 42.500 Euro, mit Metallic-Lack und Auslieferungskosten bleibt man immer noch deutlich unter 45.000 Euro. Wer offen fahren will, muss keine 50.000 Euro bezahlen. „Rabatt“, so Kopplin, „wird nicht gegeben – zumindest nicht von Ford-Seite aus“, und die meisten Händler werden es auch nicht nötig haben.

Gefragt geht es an den Start

Denn es sieht so aus, als müsste der Mustang eher verteilt als verkauft werden. Schon 1800 Verträge sind in Deutschland unterschrieben, 3.500 werden es in diesem Jahr wohl noch werden, im nächsten Jahr über 4000. Wer keinen der von Ford vorbestellten Mustang will, sondern sich das Fahrzeug individuell zusammenstellt, muss mit rund drei Monaten Lieferzeit rechnen. Gar nicht so lang, hier kommt dem Käufer zu Gute, dass der Mustang kein seltener Sportwagen ist, sondern in den USA ein echtes Volumenmodell mit entsprechend hoher Produktionsstückzahl. Gut zu wissen, denn der Mustang könnte aufgrund seines Preis-/Leistungsverhältnisses, seiner großen Geschichte und seiner in der heutigen Zeit selten unverfälschten Emotionalität in Deutschland einige Freunde finden. (as/sp-x)

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