Wenn die Italiener ein Auto bauen, dann muss es in erster Linie gut aussehen. Ok, es gibt Ausnahmen wie den Lancia Thesis oder den Fiat Multipla. Aber insgesamt betrachtet haben die Turiner ein Händchen für Formen, Farben und Trends. Eine jener Modeströmungen sorgt schon seit Jahren dafür, dass es von quasi jedem Volumenmodell mindestens eine höhergelegte Variante geben muss.
Folgte man in den 1980er Jahren mit dem ersten Fiat Panda 4x4 eher praktischen Überlegungen, bedarf es für eine Höherlegung heute nicht einmal mehr einen Allradantrieb. Vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit und robuste Plastikplanken sorgen am neuen Fiat Tipo Cross angeblich für ein emotionaleres und gleichzeitig markanteres Auftreten. Zumindest dann, wenn man dem Pressetext Glauben schenken darf.
Doch in der Tat wirkt der Softroader etwas bulliger, die Voll-LED-Scheinwerfer sind im Einstandspreis ab 21.990 Euro bereits enthalten. Womit wir beim eigentlich interessanten Punkt des kompakten Fiats angelangt wären. Dessen Preisgestaltung. „Vollausstattung“ bedeutet beim neuen Fiat Tipo Cross nämlich, dass am Ende der Rechnung (vor etwaigen Händlerrabatten) kaum mehr als 25.000 Euro stehen.
Im direkten Vergleich zu VW Golf und Co kein schlechter Deal, wenngleich man sich auf manche italienische Eigenart einstellen muss. Der Innenraum ist gut verarbeitet, die eingesetzten Materialien sind aber durchwegs von sehr robuster Natur. Das im Cross serienmäßig verbaute 7-Zoll-Farbdisplay hinterm Lenkrad wirkt wie ein netter Versuch, ist dank der teildigitalen Anzeigen im Außenbereich aber etwas unübersichtlich geraten. Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeige sprechen eher träge an.
Gegen 500 Euro Aufpreis liefert Fiat ein erweitertes 10,25-Zoll-Infotainmentsystem, welches der serienmäßigen Uconnect-Headunit (zu sehen im Testwagen) in jedem Fall vorzuziehen ist. Zwar gibt es beim großen System dann keine Option mehr auf ein Navi, dafür lassen sich Android Auto und Apple CarPlay kabellos verbinden. Die Routenführung kann dann das Smartphone übernehmen.
Die Sitze sind bequem und selbst auf der Rückbank reist man mit etwas über 1,90 Meter noch ausreichend gut. Kinder finden in jedem Fall ihren Platz. Als schrulliges Detail fiel zudem der Knopfverschluss des Schaltsacks auf, der sich bei Verschleißerscheinungen wohl ohne große Mühe auswechseln lässt.
Als wahres Platzwunder entpuppt sich der Kofferraum. 440 Liter fasst der Tipo Cross bei aufgestellter Rückenlehne und damit spürbar mehr als der VW Golf 8 mit nur 381 Liter. Auch bei den Assistenzsystemen fährt Fiat mittlerweile zahlreiche Geschütze auf. Bis auf den Totwinkelwarner für 300 Euro extra sind sie alle im Serienumfang enthalten. Über ihre Funktionsweise – vor allem des Spurhalteassistenten – lässt sich aber streiten.
Wenig Diskussionen gibt es derweil beim Fahreindruck. Der im Testwagen verbaute 1,0-Liter Firefly-Dreizylinder-Turbo leistet 74 kW/100 PS und sorgt primär im Stadtverkehr für einen temperamentvollen Antritt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 124 g/km²). Dass dem unpräzisen 5-Gang-Schaltgetriebe immerhin keine sechste Fahrstufe fehlt, zeigt sich auf der Autobahn. Bei Tempo 130 steht der Drehzahlmesser bei etwas mehr als 3.000 Touren, was auch stressfreie Überlandfahrten ermöglicht.
Zuträglich ist überdies das insgesamt geringe Geräuschniveau in der Kabine sowie das sehr angenehm abgestimmte Fahrwerk. Es ist nicht zu weich, nicht zu hart und lässt den Tipo Cross auch auf Landstraßen sehr gemütserhellend durch Kurven wedeln. Gebremst wird an der Hinterachse übrigens (bis auf den großen Diesel) noch mit Trommelbremsen.
Dass die Lenkung etwas zu lasch ausfällt, lässt man ihm durchgehen. Für Stadtkurbler gibt es zudem einen City-Mode, der den Lenkwiderstand, wie im Fiat Panda oder 500, weiter reduziert.
Zum Schluss noch ein paar Worte zum Verbrauch. Etwas mehr als acht Liter zeigte der Bordcomputer nach unserer kurzen Fahrt im Frankfurter Umland an. Fiat selbst nennt dagegen einen kombinierten Verbrauch um 5,4 Liter auf 100 Kilometer.
Der frisch geliftete Fiat Tipo und insbesondere dessen Cross-Variante können als wahrer Geheimtipp im Kompaktwagensegment gehandelt werden. Das Außendesign wirkt zeitlos, die Innenraumverarbeitung ist gut und die umfangreiche Serienausstattung lässt nur wenige Wünschen unerfüllt, die sich dann aber günstig zukaufen lassen. Auch der 1,0-Liter-Dreizylinder hat positiv überrascht, wenngleich das Schaltgetriebe etwas ziellos und der Verbrauch etwas hoch erscheinen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)