Der Dacia Sandero III auf einen Blick
- Basispreis ab 11.300 Euro
- TCe 90 Dreizylinder-Turbo mit guten Fahrleistungen
- Viel Platz und robuste Verarbeitung
- Optional mit Navi und Smartphone-Anbindung
Dacia entwickelt sich zur wahren „Love Brand“
Man kann es dieser Tage nicht oft genug wiederholen: Mehr bezahlbare Autos braucht das Land! Während sich der Volkswagen-Konzern inklusive seiner einstigen Publikumslieblinge Skoda – und mit Abstrichen – Seat immer weiter von der Arbeiterklasse entfernt, entwickelt sich eine andere Marke seit Jahren zu jener Art „Love Brand“, die VW morgen gerne wieder sein möchte – Dacia.
Wie vor kurzem berichtet, klappt es mittlerweile sogar mit dem elektrischen Spring (Dacia Spring Modellfamilie, Stromverbrauch kombiniert: 14,5-13,9 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite kombiniert: 220-230 km)². Aus der Hutschachtel mit Regenschutz zum Einkaufen wurde mit der 65er-Version ein passables Stadtauto. Er taugt mittlerweile auch zum Überholen, ohne, dass man direkt Angst haben muss vom entgegenkommenden 40-Tonner geplättet zu werden. Dass der Dacia Spring dabei, wie viele andere Stromer auch, in China gefertigt wird, ist da nur eine Nebensächlichkeit.
Deutliche Preissteigerungen, auch bei Dacia
Allerdings: So richtig günstig ist der Spring in Anbetracht dieser Tatsache dann auch nicht zu haben. Und sind die staatlichen Fördergelder in absehbarer Zeit erst einmal aufgebraucht, werden die Rumänen gezwungen sein, ihre Preise nachzujustieren – wohlgemerkt nach unten! Die Preisschraube in die andere Richtung gedreht hat man bereits bei unserem Testwagen: Dem 4,09 Meter langen Dacia Sandero. Zwar ist er ab 11.300 Euro auch weiterhin einer der günstigsten Neuwagen in Deutschland – gestartet ist die dritte Generation 2021 dagegen noch bei 8.690 Euro. Wer als Gegenleistung nun deutlich mehr Ausstattung erwartet, wird enttäuscht.
Lassen wir die 67 Sauger-PS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 120 g/km)² einmal außen vor, so besitzt ein Basis-Sandero an nennenswerter Ausstattung zwei elektrische Fensterheber. Okay, LED-Abblendlicht ist auch noch mit von der Partie – weil es in der Produktion wahrscheinlich mittlerweile sogar günstiger kommt als reguläre Halogen-Scheinwerfer. Das DAB-Radio, ablesbar über das monochrome Mäusekino im Kombiinstrument und steuerbar über das einzig in der Höhe verstellbare Lenkrad, haben wir derweil EU-Vorgaben zu verdanken. Genauso wie den Tempopilot, eine E-Call-Funktion sowie den aktiven Notbremsassistenten.
Willkommen im Jahr 2023
Sicherlich: Wer sich für einen Dacia interessiert, erwartet kein Nappaleder, keine Vierzonen-Klimaautomatik mit Beduftungsfunktion oder einen 31 Zoll Panoramabildschirm, der aus der Decke fährt. Aber elektrische Außenspiegel oder ein tiefenverstellbares Lenkrad – come on! Wir leben im Jahr 2023. Will man sich eben jenen Luxus gönnen, wird man ganz automatisch in die nächsthöhere Ausstattungslinie Expression ab mindestens 13.950 Euro hineingezwungen. Auch dieses Summe wird nicht automatisch Peter Zwegat auf den Plan rufen, aber man entfernt sich schon spürbar vom einstigen Werbeversprechen, der Günstigste zu sein.
Währenddessen landet unser Testwagen als Dacia Sandero TCe 90 Expression (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 118 g/km)² nebst weiteren Extras bei 16.750 Euro und damit mehr als 48 Prozent über dem möglichen Basispreis. Dafür schöpft der technische Verwandte des Renault Clio dann aber – im Rahmen seiner Möglichkeiten – aus dem Vollen. Die einfach gehaltene Kunststoff-Landschaft im Innenraum wird durch helle Stoffelemente aufgelockert. Vier elektrische Fensterheber sorgen zusammen mit der Klimaautomatik für guten Durchzug und auch ein acht Zoll großes Infotainment-Touchdisplay mit Navigationsfunktion gilt es zu bewundern. Letzteres verfügt über eine kabelgebundene Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto. Schade: Die zum Marktstart 2021 angebotene Wireless-Anbindung viel wohl mittlerweile (trotz mehrmaliger Preisanpassung) dem Rotstift zum Opfer.
Quirliger Dreizylinder mit hohem Verbrauch
Wie schon bei Dacia Duster und Dacia Jogger, dürfte das Gestühl insgesamt straffer und besser ausgeformt sein – die generelle Sitzposition bietet aber kaum Anlass zur Kritik. Auch hinten sitzt es sich auf kürzeren Strecken einigermaßen bequem, die Kopffreiheit ist üppig, der Knieraum der Fahrzeugklasse entsprechend eingeschränkt. Ausreichend groß dimensioniert fällt indes der 328 Liter fassende Kofferraum aus. Da gibt es größere und teurere SUV, die bieten hier mitunter weniger Platz für Gepäck.
Es fehlt an dieser Stelle natürlich noch das eigentliche Fahrkapitel. Der zum Test angetretene Dacia Sandero TCe 90 geht mit seinen 91 PS und 160 Nm insgesamt quirlig zur Sache, neigt bei Volllast aber zu einem unregelmäßigen Motorlauf mit teilweisem Leistungsverlust. Das Fünfgang-Schaltgetriebe lässt sich insgesamt gut bedienen, wobei die Spreizung der einzelnen Gänge insbesondere im Stadtverkehr nicht immer ideal ausfällt. Die Option auf ein Sechsgang-Getriebe bietet Dacia übrigens nur noch bei der Stepway-Variante des Sandero. Alternativ ist auch ein stufenloses CVT-Getriebe bestellbar. In Sachen Verbrauch konnten wir zwischen 6,0 bis 6,5 Liter auf 100 Kilometer erzielen – definitiv kein Ruhmesblatt für diese Fahrzeuggröße und lediglich 1.150 Kilogramm Leergewicht. Aber irgendwo muss der niedrige Fahrzeugpreis halt herkommen.
Dacia Sandero mit ausgewogenem Fahrverhalten
Überzeugen konnte dagegen das generelle Fahrverhalten. Das komfortorientierte Stahlfahrwerk ist imstande selbst schlechte Fahrbahnzustände zu meistern, kapituliert aber gleichzeitig nicht vor der ein oder anderen schneller durchfahrenen Kurve. Deutliche Karosseriebewegungen müssen jedoch akzeptiert werden, genauso wie die insgesamt zu leichtgängige, aus der Mittellage heraus ungenaue und wenig rückmeldungsstarke Lenkung.
Fazit
Nicht mehr ganz so billig in der Verarbeitung, dafür auch nicht mehr ganz so günstig, aber weiterhin bezahlbar. Von Einstiegspreisen unterhalb der 10.000 Euro hat sich auch der Dacia Sandero mittlerweile verabschiedet. Ab der Ausstattungslinie Expression (13.950 Euro) erhält man mit dem TCe 90 Dreizylinder-Turbobenziner jedoch ein gutes Stadt- und Pendlerauto mit zahlreichen modernen Annehmlichkeiten. Auf der Soll-Seite stehen hauptsächlich der hohe Verbrauch und die unbequemen Sitze. Speziell beim Testwagen nervten häufige Verbindungsabbrüche zwischen Telefon und der Media Nav-Einheit sowie der teils unregelmäßige Motorlauf beim Durchbeschleunigen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten Dacia Sandero TCe 90*
Modell | Dacia Sandero TCe 90 |
Motor | Dreizylinder-Benziner, 999 ccm³ |
Leistung | 67 kW/91 PS bei 4.600 U/min |
Drehmoment | 160 Nm von 2.100 bis 3.750 U/min |
Antrieb | Front, Fünfgang-Schaltgetriebe |
Verbrauch kombiniert | 5,2 l/100 km² |
CO2-Emissionen kombiniert | 118 g/km² |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 12,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 174 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 4,09 m/1,85 m/1,50 m |
Kofferraumvolumen | ca. 328 bis 1.108 l |
Anhängelast | bis zu 1.100 kg |
Leergewicht | ca. 1.150 kg |
Grundpreis Dacia Sandero TCe90 | ab 12.550 Euro |
*Herstellerangaben