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Erster Test: Dacia Lodgy – Aufbruch in die Moderne

Die Renault-Marke Dacia hat sich mit ihren Lowtech- und Lowprice-Modellen in nur acht Jahren als feste Größe im Markt etabliert.

Mit der nunmehr siebten Baureihe Lodgy nimmt man allerdings Abschied vom ultraspartanischen Anspruch und garniert den besonders geräumigen Siebensitzer mit einigen höherwertigen und attraktiveren Komponenten aus dem Renault-Konzern. Dennoch bleibt der neue "Hightech"-Dacia ein konkurrenzlos günstiges Angebot. Mit beeindruckend niedrigen Kampfpreisen hat Dacia in den vergangenen Jahren auch angesichts der lautstark propagierten Geiz-ist-geil-Mentalität den Nerv vieler deutscher Autokunden getroffen. Doch wer nur leicht gehobene Ansprüche an Antrieb, Ausstattung und Sicherheit hatte, mochte mit der Billigmarke mit rumänischen Wurzeln nicht so recht warm werden. Diese anspruchsvolleren Kunden dürfte Dacia mit dem neuen Lodgy mehr überzeugen, denn als erster Dacia kommt er serienmäßig stets mit ESP und vier Airbags, kann optional zudem mit einem vollintegrierten Multimedia-Navigations-Alleskönner und dem neuesten Downsizing-Benziner von Renault geordert werden.

Doch ist die technische Modernisierung nicht mal die eigentliche Stärke des im marokkanischen Werk Tanger produzierten Vans, der vielmehr mit reichlich Platz und gehobener Variabilität auf Kundenfang gehen wird. Das vielleicht etwas plump anmutende doch keineswegs abstoßende, robust ausgelegte Blechkleid umhüllt einen bis zu 2.617 Liter fassenden Innenraum, der sich alternativ mit bis zu sieben Passagieren beladen lässt. Die klapp-, wickel- und sogar ausbaubaren Fondsitze ermöglichen eine Vielzahl von Nutzungsprofilen. En Detail offenbaren sich hier und da Qualitätsschwächen, sind Scharniere, Hebel oder Textilverkleidungen von recht einfacher Machart, aber dennoch funktional und robust ausgelegt.

Einiges drin

Bemerkenswert gut wurde der bei 4,50 Meter langer Karosserie vorhandene Raum genutzt und aufgeteilt. Selbst in der einigermaßen gut zugänglichen dritten Sitzreihe können Erwachsene mit leicht angewinkelten Beinen und mäßiger Kopffreiheit einige Zeit entspannt mitreisen. Die mittlere Reihe mit etwas straff gepolsterter Sitzfläche bietet dank des nicht vorhandenen Kardantunnels sogar drei vollwertige Sitzgelegenheiten, die zudem serienmäßig mit Isofix-Kindersitzbefestigungen gesegnet sind. Vorne sind die Passagiere ebenfalls recht luftig untergebracht, sie werden von keiner wuchtigen Mittelkonsole eingemauert, wobei der Fahrer gelegentlich nicht weiß, wo er dann seinen rechten Arm lassen soll.

Der Arbeitsplatz selbst ist übersichtlich gestaltet, die Materialgüte und Verarbeitungsqualität dem Kostendruck entsprechend auf eher unterem Niveau. Immerhin gibt es für die höheren Ausstattung auch Chromakzente, Hochglanzoberflächen und ein Lederlenkrad. Zudem bietet Dacia in der Mittelkonsole einen Sieben-Zoll-Touchscreen, über den sich die Audio- und Navifunktionen recht unproblematisch steuern lassen. Bildschirmauflösung, Funktionstiefe, Audioklang – hier gibt es überzeugendere aber dann auch teurere Lösungen, und ist der Dacia-Wegweiser relativ gesehen mit 430 Euro doch bemerkenswert preiswert. Dem Sparzwang fiel allerdings das sonst übliche CD-Laufwerk zum Opfer. Die eigene Musik muss also in digitaler Form aufs anschließbare Handy gespeichert werden. Dabei könnte man in den elf Staufächern mit insgesamt 30 Liter Fassungsvermögen allerlei CDs unterbringen.

Neuer Benziner

Ein technisch dafür ganz modernes und im Dacia-Portfolio vorläufig allein dem Lodgy vorbehaltener Antrieb ist der 1,2-Liter-Turbobenziner TCe, der den dann nur 1,3 Tonnen leichten Van angenehm spritzig voran bringt. Zumindest nach dem nur kurzweilig den Vorwärtsdrang hemmenden Turboloch geht der an ein Fünf-Gang-Getriebe gekoppelte Vierzylinder forsch zur Sache, beeindruckt zudem mit besonderer Laufruhe. Dank einer bei Dacia neuartigen Dämmungsgüte ist vom Motor innen also kaum etwas zu hören, dafür aber zu spüren: Die Fahrleistungen gibt Renault mit 10,6 Sekunden für den Sprint und maximal 179 km/h an, bei bescheidenen 5,8 Liter Normerbrauch.

Im Vergleich zum 1.2 TCe ist der altbekannte, 85 PS starke 1,6-Liter-Saugbenziner ein rauer und auch durstiger Geselle, der aber als Basismotorisierung absolut ausreicht und mit dem man sich keineswegs untermotorisiert fühlt. 14,5 Sekunden dauert der Sprint, 160 km/h sind maximal möglich, der Normverbrauch soll bei sieben Litern liegen. Für das Basistriebwerk spricht aber vor allem der niedrige Preis.

Toller Diesel

Am glücklichsten dürften Kunden mit der Topmotorisierung 1.5 dCi werden, die den dann 1.337 Kilogramm schweren Lodgy mit 107 PS und 240 Newtonmeter in 11,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 bringt und bis zu 175 km/h schnell macht. Stören kann auch hier ein Turboloch, welches der sämige Turbopunch schnell wieder vergessen macht. Mit dem angenehm leichtgängig flutschenden Sechs-Gang-Getriebe geht der auf Sparflamme den Dieselkraftstoff  konsumierende Selbstzünder eine harmonische Ehe ein. Knapp über fünf Liter Praxisverbrauch auf einer Landstraßentour runden das positive Bild ab.

Wie schon beim 1.2 TCe werden die Insassen vom eigentlich recht rauen Lauf des Diesels akustisch weitgehend abgeschirmt. Ebenfalls für die Marke Dacia ungewohnt gute Komfortmanieren legt auch das Fahrwerk der Diesel-Topversion an den Tag. Vor allem auf unseren Testfahrten über bisweilen dramatisch holperigen marokkanischen Asphalt zeigte der Unterbau hervorragende Nehmerqualitäten. Harte Schläge und nerviges Poltern sind der recht feinfühlig arbeitenden Federung weitgehend fremd und hier zeigt sich eine deutlich ausgewogenere Fahrwerksqualität als noch bei dem hölzernen Logan-Variationen. Lediglich bei großen Kratern haben wir ein leicht störendes Schlagen in der Lenkung wahrgenommen.

Technische Daten
Marke und Modell Dacia Lodgy Dacia Lodgy
Version / Ausstattung 1.5 dCi 110, Prestige, 7-Sitzer Tce 115, Prestige, 7-Sitzer
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.461 / R4-Turbodiesel 1.198 / R4-Turbobenziner
Leistung (kW / PS) 79 / 107 85 / 115
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 240 / 1.750 190 / 2.000
Antriebsart Frontantrieb Frontantrieb
Getriebeart manuelle Sechs-Gang-Schaltung manuelle Fünf-Gang-Schaltung
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.498 / 1.751 / 1.714 4.498 / 1.751 / 1.714
Radstand (mm) 2.810 2.810
Wendekreis (m) 11,1 11,1
Leergewicht (kg) 1.337 1.280
Kofferraum (Liter) 207 - 2.617 207 - 2.617
Bereifung Testwagen 16-Zoll-Leichtmetallräder 16-Zoll-Leichtmetallräder
Verbrauch
Krafstoffart Diesel Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 4,4 5,8
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 116 / Euro 5 135 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) k.A. k.A.
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 11,6 10,6
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A. k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A. k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 175 179
Preise
ab (Euro) 16.880,00 14.490,00
Empfohlene Extras Dritte Sitzreihe (590 Euro) Dritte Sitzreihe (590 Euro)
Weitere DatenWeitere Daten

Ein dynamisches Fahrverhalten sollte man grundsätzlich nicht erwarten, doch lässt sich der Van sogar angenehm leichtfüßig, zielsicher und aufrecht durch kurvenreiche Straßen führen. Einen Elchtest braucht der Lodgy auch angesichts seines stets serienmäßigen ESPs nicht zu fürchten. Und grundsätzlich geht es in seinem Segment ja nicht darum, in möglichst kurzer Zeit und engen Radien Kurven zu durchpfeilen. Vielmehr empfiehlt sich der Lodgy als entspanntes Langstreckenfahrzeug mit allerdings mäßigem Sitzkomfort. Eine Spur straffer und verbindlicher ist übrigens das Fahrwerk des 1.2 TCe, der aber ebenfalls erstaunlich manierlich Unebenheiten ausgleichen kann.

Ab 9.990 Euro

Wenn es um die anderen Komfortaspekte des Lodgy geht, so hat die spartanische aber mit 9.990 Euro auch besonders günstige Basis davon noch recht wenig zu bieten, während die Top-Version Prestige ein durchaus gediegenes Niveau erreicht: Mit Lederlenkrad, Navi, 16-Zoll-Alus und Einparkhilfe hinten sowie dem überzeugenden Top-Diesel kostet der fast voll ausgestattete Lodgy knapp über 16.000 Euro.

Allerdings verlangt Dacia bei allen Ausstattungsversionen für die dritte Sitzreihe nochmals 590 Euro Aufpreis. Selbst damit bleibt der siebensitzige Luxus-Lodgy, egal welche Motor- oder Ausstattungsvariante, immer noch sensationell günstig. Für etwa gleiches Geld bekommt man bei VW ein Minimalst-Auto wie den Up, der dann allerdings in allen Aspekten weniger Auto bei allerdings besserer Qualität bietet. Typisch Dacia ist es zunächst einmal wieder der Preis, mit dem der ab Mitte Juni 2012 in Deutschland verfügbare Lodgy für Furore sorgt. Kleines Geld, großes Auto – so das Motto für den besonders nutzwertigen Siebensitzer.

Doch ist der Lodgy mehr als nur billig: Erstmalig bietet die Renault-Tochter ihren Kunden bereits einige zuvor noch als entbehrlich eingestufte Ausstattungsdetails grundsätzlich ab Werk. Dazu gehören ESP, vier Airbags, eine bessere Dämmung und ein ausgewogeneres Fahrwerk. Und wer möchte, kann auch noch ein ordentliches Touchscreen-Navi und einen modernen Antrieb ordern, wie den vorzüglichen 1.2 TCe.

Entscheidend für die Kunden dürfte allerdings das besonders großzügige und variabel nutzbare Raumangebot bei knapp viereinhalb Metern Fahrzeuglänge sein. Wer gerne mit Kind, Kegel, Surfbrett und Campingausrüstung unterwegs ist, kriegt kein souveränes Stauraumwunder für weniger Geld.

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