Beginnen wir doch direkt mit einer großen Stärke des 4,55 Meter langen Logan MCV-Nachfolgers. Denn wer die Rücksitzbank nach vorne klappt und beim 7-Sitzer die beiden Klappstühle im Kofferraum entfernt, erhält vor allem eins: Platz! Platz für den Besuch im Gartencenter, im Baumarkt oder für den nächsten Umzug. Wirklich eben ist die entstehende 1.819 Liter fassende Ladefläche zwar nicht, doch ein Nachteil ist das nicht. Die Ladekante ist ebenfalls erfreulich niedrig und so qualifiziert sich der Jogger zunächst als sehr variabler Lastenesel. Ob man derweil mit voller Besetzung reisen will, steht ob der durchwegs eingeschränkten Beinfreiheit auf einem anderen Blatt.
Mit Blick in die erste Reihe empfängt einen dort ein gefälliges Cockpit, dessen Kunststoffe freilich klopffest, aber mit einer gewissen Wertigkeit ausgesucht wurden. Nichts klappert, nichts scheppert und das mit Kunstleder bezogene Lenkrad liegt sogar sehr angenehm in der Hand. Anleihen an den Sandero werden sichtbar, hin und wieder lockern verchromte oder mit Stoff bezogene Oberflächen die schwarze Tristesse auf. Wenig überzeugen konnte indes die mangelhafte Sitzergonomie in Verbindung mit den atmungsinaktiven Polstern. Würde Dacia hier noch den einen oder anderen Euro investieren, wäre der Jogger nicht einmal ein schlechtes Langstreckenauto.
Dass man mit dem Rumänen ganz grundsätzlich auch längere Strecken abspulen möchte liegt zum einen am betont komfortabel-weichen Fahrwerk, aber zugleich an der gut bedienbaren 6-Gang-Handschaltung sowie dem drehfreudigen 3-Zylinder-Turbo (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 130-129 g/km)². Seine 110 PS und 200 Nm Drehmoment reichen für die sagenhaften 1.300 Kilogramm Leergewicht des Dacia allemal aus, selbst wenn das Datenblatt von 0 auf 100 km/h lediglich 11,2 Sekunden ausweist. Antritt und Durchzug der 999 cm³-Maschine sorgen im Alltag genauso für Gefallen wie das insgesamt niedrige Geräuschniveau bei Autobahntempo. Der Testverbrauch pendelte sich indes bei circa 7,0 Liter auf 100 Kilometer gemäß Bordcomputer ein.
Dem bisher positiven Gesamteindruck ebenfalls zuträglich ist die, je nach Ausstattungsvariante, optionale (manuelle oder automatische) Klimaanlage und das 8-Zoll-Mediadisplay samt Smartphone-Integration, welches es ab der „Comfort“-Version auch mit Navigationspaket zu bestellen gibt. Die Aufpreisliste bleibt jedoch in jeder Jogger-Variante übersichtlich und vor allem preislich attraktiv. Dass jene Preispolitik allerdings eine gewisse Kompromissbereitschaft erfordert, zeigt das Beispiel des Toter-Winkel-Warners im Testfahrzeug. Dieser reagierte wenig zuverlässig, was nicht nur nervig, sondern im Zweifel auch gefährlich sein kann. Auch NCAP strafte den Jogger für sein unzureichendes Sicherheitsangebot mit lediglich einem Stern ab, was aber primär an anderen, gänzlich fehlenden Assistenten lag.
Was gibt es sonst noch zu berichten? Zum Beispiel, dass der Dacia Jogger eines von wenigen Neufahrzeugen auf dem Markt ist, dass sich wirklich einfach bedienen lässt. Der Bordcomputer im monochromen Mäusekinoformat gibt genauso wenig Rätsel auf wie die Infotainment-Einheit. Telefonieren, Musikhören oder nur die Helligkeitsparameter der ebenfalls verfügbaren Rückfahrkamera regeln - all das geht leicht von der Hand. Drehzahlmesser und Tachometer sind analog und gut ablesbar ausgeführt, die wenigen Lenkradtasten tun, was man von ihnen erwartet.
Optisch ansprechend, technisch zumindest als Neuwagen solide und preislich mehr als fair. Der Dacia Jogger bietet in allerbester Markentradition viel Auto für wenig Geld. Verarbeitung und Fahrleistungen wirken durchaus ansprechend, bei den Assistenzsystemen bleibt man allerdings einfach gestrickt. „Simply Clever“ wird ja bereits von einer tschechischen Automarke genutzt, sonst würde dieser Spruch sowohl auf die Bedienung als auch auf das gut durchdachte Laderaumkonzept des Dacia Jogger zutreffen. Größter Minuspunkt: Die schlechten Sitze, die besonders für vorbelastete Rücken schnell zum Ausschlusskriterium werden. Die Alternative: VW Caddy Kombi. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)