Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual. Doch das Angebot im Segment der kompakten, robusten und gleichzeitig günstigen Offroader sinkt von Jahr zu Jahr und wer an dieser Stelle sofort an einen (neu nurmehr als Zweisitzer bestellbaren) Suzuki Jimny denkt, sollte sich erst einmal über dessen Lieferzeiten erkundigen. Sehr viel greifbarer ist da der Dacia Duster, der letztmals im September 2021 ein Facelift erfahren hat. Von außen sind vor allem der Kühlergrill, das LED-Abblendlicht vorne und die geänderte Lichtsignatur hinten neu gekommen, im Innenraum gibt es unter anderem ein dezent aufgewertetes Infotainment-System.
Abgesehen davon bleibt sich der Wald-und-Wiesen-Dacia seiner selbst treu. Die Bodenfreiheit liegt, egal ob mit oder ohne Allradantrieb, bei ordentlichen 217 Millimeter, kurze Überhänge garantieren selbst abseits geteerter Pisten maximalen Bewegungsraum. Passend dazu schluckt das Schlechtwegefahrwerk des Rumänen grobe Unebenheiten mit viel Gleichmut, die Lenkung ist sehr leichtgängig, aber nicht frei von Antriebseinflüssen. Mit einem Basispreis von 12.700 Euro verzeihst du dem Dacia Duster jene kleineren Unzulänglichkeiten aber spielend.
Bist du zudem bereit für das SUV mehr als 21.000 Euro auszugeben, kannst du dich derweil zwischen Allrad und Automatik entscheiden. Beides kombiniert steht leider nicht zur Wahl und so fährt unser Testwagen in der 150 PS starken 2WD-Version mit 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe vor (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 121 g/km)². Letzteres bietet einen hohen Komfortzugewinn und überrascht mit sanften Gangwechseln. Nur bei niedrigen Geschwindigkeiten neigt der Doppelkuppler, den es schon 2018 kurzeitig in Verbindung mit dem damaligen 109-PS-Diesel gab, zum unangenehmen Ruckeln. Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten sorgen für noch gute Verzögerungswerte, wobei sich die Karosse bei starken Bremsmanövern mittlerweile ungewohnt weit nach vorne neigt.
Für den Vortrieb zuständig ist derweil ein 1,3 Liter großer Vierzylinder-Turbo, der neben seinen 150 PS maximal 250 Newtonmeter Drehmoment bereitstellt. In Verbindung mit der Automatik reicht die Leistung für einen Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in 9,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h erreicht. Werte, die betont nicht abgerufen werden müssen, ist der Dacia Duster von der Machart her klar ein Gleiter und weniger ein Raser. Dennoch können Laufkultur, Geräuschpegel und vor allem der Verbrauch selbst auf längeren Strecken überzeugen, die Fahrwerksabstimmung sowieso. Im Testmittel nahm sich der Dacia Duster 150 TCe gerne weniger als sieben Liter Superbenzin auf 100 Kilometer (gemäß Bordcomputer).
Mit einer Länge von 4,34 Meter und einer Breite von 1,80 Meter lassen sich zudem nicht nur im Forst, sondern auch in der Stadt einfach Parkplätze finden. Der Zugang zu den Vordersitzen gelingt betont einfach, doch wie schon beim Dacia Jogger ist das Gestühl nicht frei von Kritik. Der Fahrersitz im Testwagen kippelte, die Ergonomie ist nicht die beste und die Bezüge sind kaum atmungsaktiv. Fährt der Dacia Duster in der günstigsten Access-Variante noch ziemlich komfortbefreit selbst ohne elektrische Fensterheber hinten vor, bringt die 3.350 Euro teurere Ausstattungslinie Comfort bereits viele Annehmlichkeiten mit sich.
Klimaanlage, Mediadisplay samt Smartphone-Integration, elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel sowie die akustische Einparkhilfe hinten klingen zunächst nach wenig, erleichtern den Alltag aber spürbar. Die von uns gefahrene Prestige-Line differenziert sich vor allem optisch und zeigt mit 17 Zöllern, einer farblich abgesetzten Dachrehling sowie angedeutetem Unterfahrschutz deutlich mehr Individualität. Gegen keinen zusätzlichen Euro ändern lässt sich die mitunter sehr einfache Kunststofflandschaft im Innenraum, die immerhin passgenau und klapperfrei gearbeitet ist.
Bei den Platzverhältnissen geht es vorne deutlich geräumiger zu als in der zweiten Sitzreihe, der Kofferraum bietet derweil geräumige 445 bis 1.478 Liter Stauvolumen. Bis zu 1.500 Kilogramm schwere Anhänger darf das SUV ziehen, die Dachlast beträgt ebenfalls gute 75 Kilogramm.
Der Dacia Duster qualifiziert sich einerseits als robustes Wald- und Wiesenfahrzeug, auf der anderen Seite deckt er das Grundbedürfnis eines komfortablen Kompakt-SUV. Entspanntes Reisen gelingt insbesondere mit der gut schaltenden Sechsgangautomatik, wer etwas mehr Geld in die Hand nimmt erhält überdies ein brauchbares Kartennavi samt Smartphone-Integration. Kritik gibt es hingegen an den, selbst für diese Preisliga, unbequemen Sitzen und dem mittlerweile spürbaren Mangel an Assistenzsystemen jenseits eines Toter-Winkel-Warner. Die Alternative: Ssangyong Tivoli. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)