Der ab 17.490 Euro (Benziner mit 81 kW/110 PS) erhältliche Crossover anno 2018 hat eine Glättekur erhalten, verliert seine Stacheln und kommt jetzt seriös daher. Von vorn könnte es sich beim flüchtigen Hinsehen mit der Chromspange zwischen den Scheinwerfern auch um einen C4 Picasso handeln und das Heck mit den jetzt breitflächigen Rückleuchten reiht sich ebenfalls brav in die Designsprache ein. Der zuvor so charakteristisch hervorstehende Kunststoff-Rammschutz wurde auf ein Minimum reduziert und flankiert verschämt die Schweller. Den Schriftzug auf dem Heckdeckel haben die Franzosen auf „C4“ reduziert. Diejenigen, die den Cactus in seiner ursprünglichen Form für zu schrill hielten, werden jetzt zu potenziellen Kunden. Wer die unangepasste Optik mochte, könnte die Außengestaltung nun allerdings etwas fad finden.
Aufgepolstert
Nimmt man aber Platz, stellt sich schnell heraus, dass der Cactus auch nach dem Facelift seinen Charakter bewahrt. Schließlich haben sich weder die Grundmaße noch die ausgefallene Innenarchitektur geändert. Das 4,17 lange Mini-SUV ist weiterhin so schmal geschnitten, dass man – vorn zu zweit unterwegs – gerne mal unbeabsichtigt Körperkontakt aufnimmt. Die stylisch gestalteten Sitze nach Sofa-Art sind einladend in ihrer Breite und komfortabel – hier hat Citröen noch einmal aufgepolstert – bieten aber wenig Seitenhalt. Das ist jedoch gar nicht so schlimm. Denn das renovierte Fahrwerk soll den Cactus ja nicht rasant durch Kurven witschen, sondern möglichst sanft über schlechte Straßen schweben lassen. Um den Komfort zu verbessern, setzen die Franzosen neuerdings variable Stoßdämpfer ein. Das System arbeitet rein mechanisch: Je nach Fahrbahnprofil und entsprechender Anregung der Schwingungsdämpfer verändern sich die Öl-Durchflussöffnungen, was wiederum Einfluss auf die Dämpferhärte nimmt. Fakt ist, dass der Cactus sogar mit 17-Zoll-Alurädern sensibel auf kurze Bodenwellen anspricht und nichts für Querdynamik-Fans ist – wie früher auch schon, nur, dass die Techniker die Eigenschaften herausgearbeitet haben. Etwas dickere Glasscheiben und mehr Dämm-Material sollen die Innengeräusche nochmals reduzieren.
Ein bisschen mehr Punch haben die Citroën-Strategen ihrem aufgefrischten Cactus auch gegönnt. So waren wir mit der einzig neuen Version unterwegs, dem PureTech130 mit dem auf 96 kW/131 PS erstarkten 1,2-Liter-Dreizylinder. Das Aggregat hat leichtes Spiel mit dem 1,1-Tonner, sorgt für souveränen Vortrieb in allen Lebenslagen und zaubert dem Fahrer dann und wann sogar ein Grinsen aufs Gesicht – meist, wenn der Turbolader einsetzt. Ob der kleine Otto wie auf dem Papier tatsächlich mit unter fünf Litern Super je 100 Kilometer auskommt, ist zwar fraglich, doch ein Spritschlucker ist jedenfalls nicht zu erwarten.
Eine erfrischende Nummer
Das je nach Ausstattungslinie zwischen 750 und 1.050 Euro teure Assistentenpaket macht den modifizierten Cactus sicherer: Darin enthalten sind unter anderem autonomer Notbremsassistent, Spurhalte-Warner und Verkehrszeichenerkennung. Viele Technik-Optionen aus dem PSA-Konzern stehen dem Cactus der zweiten Serie aber nicht zur Verfügung. Es fehlen die Achtgang-Automatik (hier werden derzeit optional nur sechs Übersetzungen geboten), LED-Scheinwerfer sowie der aktive Tempomat – eigentlich notwendig, um eine gestandene Kompaktklasse wie den C4 zu ersetzen. Auch das Raumangebot hätte für diese Liga ruhig eine Nummer zulegen dürfen. Als Charakter-Auto ist der Cactus aber nach wie vor eine erfrischende Nummer. Denn welches Fahrzeug kann schon Armaturen bieten, die wie Reise-Utensilien aussehen und sich den Spleen leisten, auf einen Drehzahlmesser zu verzichten? (sp-x/pb/jms)