Die aus koreanischer Produktion stammenden Modelle der Marke Chevrolet haben sich in den letzten Jahren erstaunlich gemausert. Ob Spark, Orlando oder Cruze – sie alle sind grundsolide und überzeugende Angebote, vor allem wenn man das Gebotene in Relation zum vergleichsweise niedrigen Preis setzt.
Genau in diese Kerbe schlägt auch der neue Malibu, der auf der gleichen GM-Architektur wie der Opel Insignia aufsetzt. Dass es sich hier um einen technisch nahen Verwandten vom Rüsselsheimer Flaggschiff handelt, ist alles andere als offensichtlich. Beim Malibu handelt es sich eher um eine klassisch proportionierte als coupéhafte Limousine, die mit selbstbewusster Front und markanten Rückleuchten im Camaro-Stil durchaus was her machen kann. Doch mit expressiven Akzenten hat es sich dann auch fast schon und wirkt der Rest dazwischen leider etwas beliebig.
Zweispätliger Eindruck
Im Innenraum fallen unter anderem die wiederum vom Camaro her bekannten Anzeigen für Tacho und Drehzahlmesser auf, die statt in klassisch runden in rechteckigen Röhren stecken. Ansonsten sind einige Details wie Lenkrad, Startknopf oder Fensterheber-Schalter vom Insignia her bekannt. Die beim Opel-Pendant etwas schalterlastige Mittelkonsole präsentiert sich im Malibu dank des Touchscreen-Navis erfreulich aufgeräumt.
Eigentlich hätte man allen Grund, sich hier wohl zu fühlen. Doch ist die Materialwahl bisweilen von eher bescheidener Güte und zeugen einige Details von typisch amerikanischen Geschmacksverirrungen. Dazu gehören zum Beispiel die Chromeinfassung für die Schaltkulisse der Automatik oder das türkisfarbene Ambiente-Licht. Eine hingegen durchweg erfreuliche Besonderheit ist ein verstecktes Ablagefach hinter der Infotainment-Einheit, die sich mechanisch nach oben klappen lässt und dann Platz für Handys und anderen Kleinkram freigibt.
Noch sehr viel größere Gegenstände lassen sich in den immerhin 545 Liter fassenden Kofferraum des Malibu einladen. Dieser bietet zudem noch dank einer serienmäßig geteilt umlegbaren Rückbanklehne die Möglichkeit, selbst längere Gegenstände zu transportieren.
Nur zwei Motoren
Antriebsseitig ist die Wahl der Möglichkeiten sehr überschaubar. Neben dem 2,4-Liter-Benziner mit 167 PS gibt es noch den von uns getesteten Zwei-Liter-Diesel mit 160 PS. Beide Aggregate sind wahlweise in Kombination mit einem manuellen oder selbst schaltenden Sechs-Gang-Getriebe bestellbar. Vor allem der Diesel als Handschalter empfiehlt sich, denn hier bekommt der Malibu-Kunde die besten Fahrleistungen bei geringstem Verbrauch. 9,5 Sekunden dauert der Standardsprint, maximal sind 213 km/h möglich, während der Normverbrauch mit 5,1 Litern angegeben wird.
Der Malibu mit Diesel ist keineswegs ein Papiertiger, denn der Selbstzünder geht nach einem kurzen Turboloch angenehm stramm und vehement zu Sache. Die immerhin 350 Newtonmeter Drehmoment ermöglichen recht kurzweilige Überholmanöver auf der Landstraße und auf der Autobahn lässt sich der 4,87 Meter lange 1,6-Tonner problemlos jenseits der 200 km/h treiben. Dabei geht der Wechsel der sechs Übersetzungsstufen sehr locker und leichtgängig von der Hand. Etwas rau im Lauf, bietet der Vierzylinder allerdings nicht die feinsten Akustikmanieren.
Viel drin fürs Geld
Ebenfalls überzeugen kann der Malibu mit seinem gut austarierten Fahrwerk, welches im Kern mit dem des Insignia identisch ist. Ein ordentlicher Federungskomfort, eine durchaus kurventaugliche Straßenlage, die angenehme Lenkung und das sichere Fahrverhalten auch bei Top-Speed – hier fühlt sich der bisweilen nur leicht tapsige Malibu alles andere als nach amerikanischer Mittelklasse-Schleuder an. Mit seiner umfassenden passiven und aktiven Sicherheitsausstattung kann der mit fünf Sternen beim EuroNCAP zertifizierte Malibu außerdem noch den hiesigen Ansprüchen an Sicherheit vollauf gerecht werden.
Es ist aber vor allem der Preis, mit dem der Malibu seine größte Überzeugungsarbeit leistet. Zugegeben: 29.990 Euro sind für viele kein Pappenstil, doch angesichts des Gebotenen ist der Chevy ein regelrechtes Schnäppchen. Neben dem 160-PS-Diesel bekommt der Kunde die bereits üppige Basisausstattung LT+, die zum Beispiel Tempomat, elektrische Parkbremse, Parkpiepser hinten, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik, automatisch abblendenden Rückspiegel, elektrische Sitzverstellung vorne, Lederlenkrad, 17-Zoll-Alus und den Multimedia-Navi-Alleskönner beinhaltet.
Attraktive Vollausstattung
Wem das nicht reicht, der kann alternativ die Ausstattung LTZ draufsatteln, die allerdings beim Diesel nur in Kombination mit der Automatik angeboten wird. Konsequente Selbstschalter müssten beim Kauf des Diesel also auf eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Ledersitze, Xenon-Scheinwerfer, 18-Zoll-Alus und das elektrische Glas-Hub-Schiebedach verzichten, oder zum Benziner greifen, den es ausschließlich als LTZ mit manuellem Getriebe (31.490 Euro) oder mit Automatik für 33.490 Euro gibt.
Erst der Vergleich mit den Mitbewerber verdeutlicht das Kampfpreisniveau des Malibu. Würde man sich nämlich einen ähnlich konfigurierten Opel Insignia bestellen, müsste man über 4.000 Euro mehr berappen. Für einen vergleichbaren VW Passat wären es sogar über 6.000 Euro mehr. Ob man dem Malibu außen und innen nun etwas abgewinnen kann oder nicht: Wer diese Mittelklasse-Limousine einmal gefahren ist und danach den Preis und die Ausstattung betrachtet, kann durchaus Gefallen an ihm finden.
Überzeugen kann der Malibu vor allem in Kombination mit dem 160-PS-Diesel, der flott und sparsam zugleich ist. Das Fahrwerk macht in allen Fahrsituationen seine Arbeit ebenfalls ordentlich.
Und schließlich ist auch die Sicherheits- und Komfortausstattung zeitgemäß und bemerkenswert umfangreich. Nimmt man die vielen serienmäßigen Extras mit ins Kalkül, überrascht der Chevrolet Malibu mit einem vergleichsweise niedrigen Preisniveau.