Da steht er nun, der BMW X5 M Competition (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,6-13,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 307-303 g/km)². Das Trumm, entwickelt bei den M Sportsfreunden aus Garching. 625 PS stark, laut Fahrzeugschein 2.410 Kilogramm schwer und auf der Liste jener, die dieser Fahrzeugkategorie ein schnelles Ableben wünschen, ganz weit oben aufgeführt. Auch wenn die weiße Lackierung eine reine Weste suggeriert, die 16 Liter Testverbrauch auf 100 Kilometer erwähnen wir besser gleich zu Beginn, um keine falschen Begehrlichkeiten zu wecken. Wer sowas heutzutage fährt, braucht nicht nur ordentlich Moneten für den Kaufpreis oder eher die Leasingrate, sie oder er müssen sich auch den Kraftstoff leisten und, je nach Wohngegend, noch viel mehr den sozialen Druck ertragen können.
So ist dieser Text beinahe eine Ode an die Unvernunft, denn rational gesehen kaufst du dir (in Kerneuropa) kaum ein SUV mit 4,4 Litern Hubraum, heftigen 750 Nm Drehmoment und eingangs beschriebenen Pferdestärken, die ausreichen, um bis zu neun Dacia Sanderos anzutreiben. Aber was ist in der heutigen Zeit schon rational oder gar einfach? Die BMW-Preisliste ist es mit Sicherheit nicht. Wobei: Der normale X5 M wurde derlei einfach wegrationalisiert, geblieben ist der um 25 PS stärkere „Competition“. Wenn schon, denn schon! Und wahrlich, das im BMW Sprech „Sports Activity Vehicle“ (SAV) genannte Gefährt geht ganz ordentlich nach vorne, erreicht nach sehr glaubhaften 3,8 Sekunden aus dem Stand 100 km/h und ist optional erst bei Tempo 290 abgeregelt.
Da muss sich ein Ferrari F40, welch ein Vergleich, die ersten Meter ganz schön strecken, um handgeschalten mithalten zu können. Anders als der italienische Supersportwagen aus den späten 80ern, versucht dich der BMW auch nicht ständig umzubringen. Natürlich wird an allen Ecken gepampert, Assistenzsysteme gibt es zuhauf und zum Glück, sie lassen sich ebenso leicht deaktivieren, wie sich der M Mode aktivieren lässt. Doch Eile ist geboten. Denn während wir diese Zeilen tippen, hat BMW bereits das Facelift des X5 (G05) auf den Weg gebracht – mit neuer Bildschirmlandschaft, Operating System 8 und einem Spurhalteassi, der sich eben nicht mehr so einfach über den Neustart hinweg auf Stumm schalten lässt.
Das Debüt des X5 M LCI, dann von Beginn an nur noch als Competition-Modell zu haben, erwarten wir derweil für die kommenden Wochen. Der bisherige BMW-Achtzylinder S63 wird dann gegen den Nachfolger S68 inklusive Mildhybrid-System getauscht. Striktere Emissionsvorschriften machen die leichte Elektrifizierung nötig und wer nun Leistungseinbußen erwarten, dem empfehlen wir einen Blick zur ab 2026 angetrauten BMW-Tochter Alpina. Die Allgäuer nutzen das 48V-Triebwerk bereits seit Ende 2022 für ihren XB7 (hier im Test noch vor dem Facelift) und quetschen 621 PS aus dem neuen Antriebsstrang (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 279 g/km)². Ähnliche Werte sind im life gecycleten X5 M Competition zu erwarten.
Doch bis es so weit ist darf der 625 PS starke S63 noch einmal zeigen, was in ihm steckt. Eine Menge, würden wir behaupten. Wie der Biturbo-V8 in Verbindung mit dem verschliffen arbeitenden Achtgang-Automaten von ZF nur beim geringsten Streicheln des Gaspedals anschiebt, ist schon eine wahre Pracht. Er dreht willig nach oben und klingt dabei einfach wundervoll altgedient. Klar, die Quittung für jene Unvernunft kommt an der Tanke, aber das hatten wir eingangs ja schon erwähnt. Nicht zu schreiben kamen wir bislang auf die querdynamischen Fähigkeiten des BMW X5 M Competition. Sie sind ebenfalls weit entwickelt und so lässt das hochgebaute Muscle Car, gebaut im US-Werk Spartanburg, dann und wann zweifeln, ob hier noch allen bekannten physikalischen Gesetzen gefolgt wird.
Es liegt freilich an dem massiven Einsatz von zusätzlichen Verstrebungen, Schubfedern, verwindungssteiferen Lagern, dem adaptiven Sportfahrwerk samt Wankstabilisierung und der M Hinterachssperre, dass sich der BMW X5 M in engen Kurven kaum zu missfälligen Fahreinlagen hinreißen lässt. Dass bei solch einem, beinahe schon sportwagenähnlichen, Grundrezept der Fahrkomfort hinten ansteht, sollte nicht verwundern. Aus Performance-Gründen wurde auf den Einsatz einer Luftfederung verzichtet, im Sommer steht der Sport-X5 auf einer 20/21-Zoll-Mischbereifung und die Dämpfer lassen sich lediglich von hart auf sehr hart umstellen. Das müssen Frau und Mann für jede Fahrt mögen, vor allem wenn auf der Rückbank der Nachwuchs und ganz weit hinten womöglich noch ein Vierbeiner mitreisen.
Hinzu kommen für den Alltag betont eng geschnittene Halbschalensitze, die zwar über viel sportlichen Seitenhalt verfügen, es einem aber eher nicht erlauben, sich gemütlich durch den allabendlichen Feierabendstau nach Hause zu lümmeln. Davon abgesehen ist der Innenraum des BMW X5 M ziemlich geschmackvoll eingerichtet, die Materialauswahl und -qualität gefallen in hohem Maße und wenn du mit deiner Hand an einem kalten Wintermorgen am Automatikwählhebel festkleben bleibst, kannst du davon ausgehen, dass es wirklich Metall ist.
Der BMW X5 M Competition Pre-LCI feiert noch einmal die gute alte Verbrenner-Welt. Ein großer, nicht elektrifizierter Achtzylinder, massig Power und eine Fahrdynamik, die im positiven Sinne erschreckend wenig mit einem regulären SUV zu tun hat. Auf der anderen Seite ist es genau das, was ihn für den Alltag wenig tauglich macht, vor allem, da es weiterhin auch den wesentlich sanfteren (und deutlich günstigeren) X5 M60i mit V8 zu bestellen gibt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,5-11,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 283-261 g/km)². Dieser ist mit seinen 530 PS ja ebenfalls keine Luftpumpe. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
*Herstellerangaben