Er schickt sich an die eierlegende Wollmilchsau im aktuellen M-Programm zu sein. 510 PS stark, bis zu 285 km/h schnell und optisch nicht verlegen seine Potenz auch in aller Form zur Schau zu stellen. Darüber hinaus gibt es einen hohen Einstieg und echtes Ladevolumen. Die Rede ist vom BMW X4 M Competition, den die Münchner im Zuge der Modellüberarbeitung ihres X3- und X4-Programms sachte nachgebessert haben (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8-10,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 247-238 g/km²).
Optisch fallen die Retuschen des LCIs (Life Cycle Impulse) eher dezent aus. Neugestaltete Front- und Rückleuchten, eine fein nachgearbeitete Doppelniere sowie neue Farben reichen, damit der X4 M Competition den Abstand gegenüber der mittlerweile deutlich älteren Konkurrenz wahren kann. Mercedes-AMG GLC 63 S und Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,4-10,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 282-229 g/km²) fahren zwar ebenfalls beide mit allradgetriebenen 510 PS vor, doch dann enden die Gemeinsamkeiten auch schon.
Was bereits nach den ersten Metern im mindestens 99.600 Euro teuren X4 M auffällt: Die Fahrwerksingenieure haben sich ganz offensichtlich selbst in Verzicht geübt. Denn die brutale Härte der Vor-LCI-Version ist zwar nicht gänzlich verschwunden, der Abrollkomfort wurde aber spürbar verbessert. Weiterhin reicht jedoch ein simpler Knopfdruck und der X4 M zeigt sein wahres Motorsport-Gesicht. Sport- und Sport Plus-Mode des adaptiven M Fahrwerks eignen sich daher nur für topfebene Fahrbahnen, das Comfort-Setting bleibt meist die bessere Wahl.
Weder vor noch nach dem Facelift kritikwürdig war und ist die Motor-/Getriebeeinheit. Reihensechszylinder S58 sorgt weiterhin für einen kolossalen Vorwärtsdrang, stemmt neben den besagten 510 PS zugleich 650 Newtonmeter auf die Steuerkette (plus 50 Nm im Vergleich zur alten Version) und beschleunigt das immerhin 2.085 Kilogramm schwere SUV in mehr als glaubhaften 3,8 Sekunden auf Tempo 100. Wer das optionale M Driver’s Package bestellt, darf den X4 M Competition sogar bis auf 285 km/h ausfahren.
Gekoppelt ist der 3,0-Liter-Biturbo an ein achtstufiges Wandlergetriebe von ZF. Schaltvorgänge gehen gefühlt ohne Zugkraftverlust vonstatten, im zurückhaltenden Comfort-Modus braucht die Elektronik allerdings ein paar Gedenksekunden, bis der richtige Gang und damit das volle Drehmoment bereitsteht. Besser ist es, dem Krawall-SUV per manuellen Schalteingriffen die Sporen zu geben. Dann merkst du zudem erst richtig, wie unmittelbar und brachial der Reihensechser am Gas hängt.
Nun geht der X4 M Competition auf der Geraden also recht ordentlich nach vorne. Doch wie sieht es auf kurvigen Landstraße aus? Durch die sehr direkte Lenkung, den heckbetonten Allrad und das zuvor beschriebene Fahrwerk gibt sich der Hochbeiner auch auf gewundenen Streckenabschnitten keine Blöße. Trotz des hohen Lebendgewichts von mehr als zwei Tonnen hat man es in Garching geschafft, dass der X4 M mit einer großen Leichtigkeit seinen eigenen bauartbedingten Limitierungen ein Schnippchen schlägt. Ist das DSC in den Sport-Modus versetzt, lässt sich an Biegungen selbst das Heck grazil nach außen drängen – ohne dabei Angst haben zu müssen der Wagen könnte ein allzu forsches Eigenleben entwickeln.
Jene fahrdynamische Urgewalt bleibt natürlich auch vom Verbrauchsrechner nicht unbemerkt. Optimistische 10,5 bis 10,8 Liter je 100 Kilometer gibt BMW für den X4 M Competition zu Protokoll, derlei waren es bei den ersten Testrunden rund um München eher vier bis sechs Liter mehr – je nach Fahrweise. Wer sich auf der Langstrecke in verbrauchsoptimierter Askese üben will, darf sich während dem Langsamfahren immerhin über einen gut verarbeiteten Innenraum mit sehr bequemen M Sportsitzen freuen.
Das vielfach einstellbare Gestühl passt wie der vielzitierte Maßanzug, die Cockpit-Ergonomie ist BMW-typisch top und auch die Bedienung der digitalen Helferlein geht leicht von der Hand. Schade allerdings, dass nunmehr auch das BMW Live Cockpit mit seiner verspielten Darstellung das bisherige Kombiinstrument ersetzt hat. Ebenfalls kritikwürdig ist der dank Coupé-Silhouette beengte Einstieg in den Fond sowie die eingeschränkte Rundumsicht.
Auch nach dem Facelift hat der BMW X4 M Competition nichts von seiner krawalligen Art verloren. Das überarbeitete Fahrwerk ist dagegen eine Wohltat für all jene, die den Wagen vielleicht wirklich als Daily Driver nutzen möchten. An Leistung und Kurvendynamik gibt es (im SUV-Rahmen) nichts zu kritteln, weniger gefällt dagegen der schnell ausufernde Verbrauch sowie die schlechte Rundumsicht. Augentränend fällt zudem die Preisgestaltung aus. Los geht’s ab 99.600 Euro – M Sao Paulo Gelb geht da aber noch extra. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)