BMW-Traditionalisten mussten 2015 ganz schön stark sein, schien der Autobauer mit dem 2er Active Tourer doch den Markenkern in seinen Grundfesten zu erschüttern und alles, was die Bayerischen Motoren Werke ausmacht auf dem Altar des Profits zu opfern. Inzwischen haben sich die Kritiker beruhigt, und für BMW entwickelte sich die Familienkutsche zum Glücksfall: Mehr als 400.000 Einheiten wurden vom Active Tourer und seinem größeren Ableger Grand Tourer schon verkauft und die Eroberungsrate ist im ganzen Konzern bei keinem Modell höher. Damit das so bleibt, wurde der Van jetzt leicht aufgefrischt. Über 70 Prozent aller 2er-Active-Tourer-Kunden hatten vorher keinen BMW in der Garage stehen, bei den Grand-Tourer-Käufern sind des sogar fast 8 von 10. Das Ziel, neue Fahrer an die Marke heranzuführen erfüllen die beiden Vans also mit Bravour. Die Zielgruppe selbst könnte dabei allerdings nicht unterschiedlicher sein: Während der 4,56 Meter lange Grand Tourer vor allem bei jungen Familien mit zwei Kindern zuhause ist, sitzen im rund 20 Zentimeter kürzeren Active Tourer vornehmlich die sogenannten Empty Nester, also Über-sechzig-jährige, deren Nachwuchs inzwischen aus dem Haus ist. Während sich erstere vor allem über das üppige Platzangebot freuen – bis zu 1.905 Liter gehen in den Kofferraum –, schätzen letztere die erhöhte Sitzposition, die es sonst nur im SUV gibt.
Übliche Facelift-Kosmetik
An diesen Tugenden ändert sich mit dem Facelift freilich nichts, einzige Neuerung im Innenraum sind eine neue Sitzauflage für das Basisgestühl, die mehr Komfort verspricht, und neue Stoffe beziehungsweise Lederbezüge. Die neueste Infotainment-Generation mit (optionalem) Touchscreen, Internet-Anbindung, Sprachsteuerung, Apple-Carplay und Echtzeit-Verkehrsdaten hat dagegen schon im Sommer 2017 in alle Tourer Einzug gehalten.
Wie innen, haben die Designer auch am Blech nur Behutsam Hand angelegt. Schließlich verkaufen sich die 2er-Tourer ordentlich und umfangreiche Umbauten waren nicht nötig. Also hat sich BMW auf übliche Facelift-Kosmetik beschränkt, die Kühlergrill-Niere etwas größer gestaltet, die Schürzen nachgeschärft und die Scheinwerfer leicht überarbeitet. Hinten gibt es fortan zwei dicke Endrohre für alle Vierzylinder, ein einzelnes Rohr weißt auf den Dreizylinder unter der Haube hin.
Sparsamer und mit neuem Getriebe
Apropos Motoren: Auch an den Triebwerken hat BMW gefeilt, spricht offiziell sogar von einer neuen Motorengeneration. An den Bezeichnungen und Leistungsstufen ändert sich (außer bei den marginal erstarkten Einstiegs-Benziner) allerdings nichts, viel mehr ging es um innermotorische Optimierungen, die sich positiv auf den Verbrauch auswirken. Und es gibt ein neues Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, dass die bisher bei den schwächeren Motoren verbaute Sechsgang-Automatik ablöst.
Der Doppelkuppler ist bereits aus dem die gleiche Plattform wie die Vans nutzenden Mini bekannt und ersetzt für 2.100 Euro Aufpreis bei den Dreizylindern 218i (140 PS) und 216d (116 PS) die Sechsgang-Handschaltung; der 192 PS starke Vierzylinder 220i kommt sogar serienmäßig in den Genuss des schnell und geschmeidig schaltenden Getriebes. Anders als manche seiner Kollegen, macht das DKG auch beim Rangieren keine Probleme und die Wechsel von vorwärts nach rückwärts und umgekehrt erfolgen ohne Verzögerung – für den Stadtverkehr also ist das neue Getriebe, dass auch viel Wert auf verbrauchsgünstige, niedrige Drehzahlen legt (5,8 Liter beim 218i), hervorragend geeignet.
Achtgang-Wandler für Freude am Fahren
Nur jenseits des Ortsschildes weiß der Doppelkupplungs-Automat, zumindest in Kombination mit dem nicht übermäßig durchzugsstarken 218i (220 Newtonmeter zwischen 1.480 und 4.200 Umdrehungen), beim flotten Beschleunigen manchmal nicht sofort, welchen Gang er nehmen soll und zusammen mit einer kleinen Anlaufschwäche des Turbos dauert es manchmal einen winzigen Moment, ehe die volle Kraft auf die Kurbelwelle gestemmt wird.
Probleme, die die drehmomentstärkeren Motoren mit Achtgang-Wandlerautomatik nur vom Hörensagen kennen. Die ist für die beiden Starkdiesel 218d und 220d (150 PS/350 Nm und 190 PS/400 Nm) optional zu haben und beim nur im Active Tourer erhältlichen Top-Otto 225i mit Allrad und 231 PS Serie und spielt in Sachen Getriebetechnik ganz vorne in der obersten Liga mit. Das gilt allerdings auch für die Preise: Der starke Diesel, mit dem sich der 2er richtig sportlich und sparsam (rund viereinhalb Liter Verbrauch) zugleich bewegen lässt, schlägt im Gran Tourer mit mit mindestens 42.400 Euro zu Buche; der Active Tourer ist 1.250 Euro billiger.
Happige Preise
Der günstigste Van, der 216i Active Tourer steht ab 27.850 Euro in der Preisliste, wer in den Genuss des neuen Doppelkupplungsgetriebes kommen will, muss mindestens 31.500 Euro einkalkulieren – man darf sich zumindest wundern, wie viele Familien mit zwei Kindern diese Summen für ein Auto doch übrig haben… Vollausgestattet und mit ordentlich Wumms unter der Haube reichen die Tarife übrigens locker über die 50.000-Euro-Marke.
Wer zumindest an den laufenden Kosten sparen will, für den ist vielleicht der Plug-in-Hybrid 225xe iPerformance eine Alternative: E-Motor und Dreizylinder-Benziner stellen zusammen 224 PS bereit und der Strom im 7,6-kWh-Akku soll für rund 45 Kilometer reichen. Wer also zuhause und/oder im Büro über die nötigen Lademöglichkeiten verfügt, kann einen Großteil seiner täglichen Wege auch rein elektrisch zurücklegen. Allerdings müssen für den ebenfalls nur im Active Tourer erhältlichen Teilzeit-Stromer, der als einziger noch die alte Sechsgang-Automatik nutzt, erstmal mindestens 39.650 Euro auf den Tisch gelegt werden. Mercedes B-Klasse, Ford C-Max, Renaul Scénic – kaum ein Kompakt-Van sieht so sportlich aus wieder BMW und lässt sich auch noch recht dynamisch Bewegen. Der Erfolg dürfte den Münchner also auch in den nächsten Jahren sicher sein, und das kleine Facelift trägt sein übriges dazu bei: Die optischen Änderungen fallen dabei allerdings kaum ins Gewicht, wichtiger sind die sparsameren Motoren und das neue Doppelkupplungs-Getriebe, das zumindest im Stadtverkehr eine super Figur macht. Geht es um richtige Freude am Fahren, hat allerdings auch weiterhin die Achtgang-Automatik den Zuschlag verdient.