Dass BMW das rein elektrische Fahren beherrscht, haben die Münchner schon längst mit i3 und i8 bewiesen. Diese Erfahrung macht man sich jetzt zu Nutze und implantiert kleinere Teile der E-DNA-Stränge in die herkömmlichen Modelle. So auch in den 2er Active Tourer, den man neben der herkömmlichen Betankung auch an die Steckdose hängen kann. Wie sich der Plug-In-Hybrid im Alltag macht, musste der Bayer in seiner Münchener Heimat, im wuseligen Stadtverkehr und über Land, unter Beweis stellen. 2014, im Geburtsjahr des 2er Active Tourers, brach BMW ein Tabu, denn der Familien-Van (der selbst auch schon ein Novum war) kam als erstes Modell der Münchner mit Frontantrieb auf den Markt. Gegen Aufpreis kann er zwar zum Allradler gemacht werden, der Heckantrieb schien jedoch passé. Bis jetzt: Denn mit zusätzlichem E-Motor an der Hinterachse stehen im 225xe gleich drei Antriebsmöglichkeiten auf einmal zur Verfügung. Der Benziner treibt die Vorderräder an, der E-Antrieb die hinteren – und kombiniert wird daraus ein Allrad-Antrieb. Mit ihm wollen die Bayern den Spagat aus Sportlichkeit und Sparsamkeit bei gleichbleibender Alltagstauglichkeit realisieren. Letzteres macht sich vor allem beim Ladevolumen bemerkbar. Bis auf den Stauraum im Unterboden ist das Gepäckabteil trotz zusätzlicher Technik gleich groß geblieben.
Sparspaß
Mit dem Druck auf den Startknopf erwacht nicht wie gewohnt der Verbrenner lautstark zum Leben, sondern lediglich eine Anzeige im Kombiinstrument gibt uns nach kurzem Summen und Rumoren zu erkennen, dass der BMW zum Start bereit ist. Schon kann die lautlose Ausfahrt beginnen: Im Standard-Modus wird rein elektrisch angefahren, danach wird das Zusammenspiel zwischen Verbrennungs- und Elektromotor ideal ausgelotet. Rein elektrisch kann man sich so, bei sanftem Umgang mit dem Gaspedal, bis zu 80 km/h schnell fortbewegen. Wer auf der Autobahn oder Landstraßenabschnitten schneller emissionsfrei fahren möchte, kann dies im sogenannten „MAXeDRIVE“-Modus bis 125 km/h tun – ausreichend Strom vorausgesetzt. Geht dieser zur Neige, kann allerdings im Save-Battery-Betrieb der Ladezustand gehalten werden und auf Wunsch der Speicher sogar während der Fahrt geladen werden; was allerdings nicht sonderlich effizient ist. Besser man tankt den Akku an der Steckdose in drei Stunden und 15 Minuten voll.
Überlässt man das Zusammenspiel der beiden Motoren der Technik, beschleunigt der Doppel-Herz-Tourer in 6,7 Sekunden auf 100 km/h. Quell der Kraft ist zum einen der 1,5-Liter-Dreizylinder-Twin-Turbo-Benziner mit 136 PS und zum anderen der Elektromotor, der zusätzliche 88 PS liefert. Diese Liaison bringt eine Systemleistung von 224 PS. Das maximale Drehmoment von 385 Newtonmeter lässt den höher gelegten 2er tatkräftig anfahren, da der Anteil des Elektromotors aus dem Stand zur Verfügung steht. Selbst den angegebenen Verbrauch von 2,1 Liter pro 100 Kilometer konnten wir in unserem Test nahezu realisieren. Hier lagen wir lediglich 0,8 Liter drüber. Allerdings gilt wie bei allen Plug-In-Hybriden: Dieser Verbrauch ist nur auf den ersten hundert Kilometern zu schaffen, wenn mit voller Batterie gestartet wird.
Do is er dahoam
Egal ob lautlos durch die Stadt, gemütlich über die Landstraße oder bei einem kleinen Sprint auf der Autobahn – überall scheint sich der 225xe pudelwohl zu fühlen. Das fein abgestimmt Fahrwerk gleicht mit Leichtigkeit alle Bodenunebenheiten aus und die Lenkung befolgt all unsere Befehle anstandslos. Auch überrascht nicht, dass das bekannte 6-Gang-Steptronic-Getriebe fast unbemerkt die Gänge durchschaltet. Und neben seiner sportlichen Sparsamkeit ist er zudem praktisch und bietet selbst den Fond-Passagieren ausreichend Platz, obwohl diese 30 Millimeter höher sitzen als sonst, da unter ihnen die Batterien untergebracht sind. Mit einem Ladevolumen von maximal 1.350 Litern passt in den Active Tourer auch noch ordentlich was rein. Wer sein grünes Gewissen beruhigen möchte, muss dafür 38.700 Euro investieren. Damit liegt der BMW Active Tourer 225xe aber preislich gesehen gerade einmal 50 Euro über dem stärksten Diesel mit Allradantrieb – und er ist günstiger als der potenteste Otto. Neben dem fast gleichbleibenden Preis hat der Hybrid im Vergleich zu seinen herkömmlichen Geschwistern, was Verbrauch und CO2-Emission angeht, eindeutig die Nase vorn. Und: Er ist dank der Doppel-Herz-Technologie ein rundum spritziges Auto. Ein perfekter Freund für alle Lagen, der neben seiner Alltagstauglichkeit sportlich und sparsam zugleich ist. Mit seinem niedrigen Durchschnittsverbrauch und der emissionsfreien Fahrmöglichkeit adeln wir ihn mit dem Titel „König“ unter seinen Geschwistern.