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Test: BMW 120d – Salonfähig

Die Frage, wie viel Auto der Mensch nun brauche, beschäftigt uns seit jeher und immer wieder. Während die einen auf rollenden Luxus und Leistung im Überfluss schwören, predigen andere den Kleinwagen mit Basismotor.

Fakt ist: Wer früher etwas auf sich hielt, musste mit einer wenigstens mittelgroßen Limousine vorfahren. Doch diese Zeit des Statusdenkens scheint sich ihrem Ende zuzuneigen: Selbst die Kompaktklasse fährt heutzutage auf unglaublich hohem Komfortniveau vor und ist vollends salonfähig – wie der BMW 120d eindrucksvoll beweist. Freilich, der Einser ist, sieht man von Mini ab, die kleinste Modellreihe des Münchner Autobauers. Doch ist man ehrlich zu sich selbst, stellt man schnell fest, dass man meistens alleine, hin und wieder zu zweit, aber nur selten zu dritt oder gar zu vier unterwegs ist. Mehr als einen Kompaktwagen braucht es also nicht. Zumal man im 4,30 Meter langen 1er vorne fürstlich und hinten zumindest auf kurzen Strecken noch angenehm sitzt. Und auch für das Gepäck ist bei 360 Litern Stauraum ausreichend Platz vorhanden, der sich durch umklappen der dreifach geteilten Rückbank auf das mehr als Dreifache erweitern lässt; inklusive ebener Ladefläche.

Die häufig gescholtene, nicht ganz dem Premiumanspruch der Marke gerecht werdende Qualität des Vorgänger-Einsers ist inzwischen passé. Zwar kommt der Kompakte nicht an das Präzisions-Niveau eines Siebeners heran, doch sehen die Kunststoffoberflächen ordentlich aus und genau so fassen sie sich auch an. Abgesehen von einigen wenigen Schwachstellen wie die ein oder andere schlecht entgratete Kante gibt es auch an der Verarbeitung nichts auszusetzen.

Wohlfühlambiente

Das Cockpit des Einsers ist BMW-affinen Fahrern hinlänglich bekannt, alles ist übersichtlich angeordnet und Extras, die früher der Oberklasse vorbehalten waren, sind mittlerweile etabliert. Zum Beispiel die acht freibelegbaren Favoritentasten für das Navigations- und Entertainmentsystem. Und auch der bekannte iDrive-Drehregler darf freilich nicht fehlen; er macht die Bedienung des Multimedia-Infotainment-Systems mittlerweile zum Kinderspiel. Kurz gesagt: Im 1er lässt es sich wohlfühlen.  

Zur beim Kauf versprochenen Freude am Fahren trägt aber nicht nur das heimelige Interieur bei, sondern vor allem der Motor. Sieben Triebwerke stehen inzwischen zur Wahl, wir haben uns zum Testen für den 120d entschieden. Das wie bei allen anderen Selbstzündern der Baureihe zwei Liter große Aggregat leistet in der zweiten Einser-Generation 184 PS und stemmt kräftige 380 Newtonmeter auf die Kurbelwelle.

Einziger mit Heckantrieb

Von da geht die Kraft an die mindestens 16 Zoll großen Hinterräder – der Heckantrieb ist ein Alleinstellungsmerkmal im Kompaktsegment, das für das ausgesprochen agile Fahrverhalten des BMWs mitverantwortlich zeichnet und es durchaus noch erlaubt, den zum leichten Untersteuern neigenden Wagen auch mit dem Gaspedal zu dirigieren.

In Sachen Fahrwerk hätte BMW kaum einen besseren Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit finden können; egal ob man auf der Autobahn hunderte von Kilometern runterspulen möchte, oder auf Alpenpässen die Serpentinen hinauf zirkeln will, der Einser macht alles mit und zwar mit Bravour. Unterstützt wird er dabei von einer straffen, direkten Lenkung. Wer will, ordert für rund 500 Euro die noch präzisere Sportlenkung, oder für gut 1.000 Euro das adaptive Fahrwerk. Beides sind nette Spielereien, die es aber in Anbetracht des wohltarierten Standardsetups nicht unbedingt braucht.   

Empfehlung: Achtgang-Automatik

Nicht sparen sollte man hingegen am Getriebe. BMW bietet für den Einser als einziger im Kompaktsegment eine Achtgang-Automatik an, die hinsichtlich ihres Schaltkomforts alle Doppelkupplungsgetriebe auf die Plätze verweist. In Windeseile und so unauffällig wie ein Butler am britischen Königshof sortiert der Automat die Gänge und verwaltet das kräftige Drehmoment des antrittsstarken Selbstzünders.

Immer an Bord ist übrigens der neue Fahrerlebnisschalter, der je nach Ausstattung Einfluss auf Lenkung, Gasannahme, Dämpfer und Automatikgetriebe nimmt. Neben den klassischen Einstellungen Comfort und Sport gibt es bei BMW einen Eco-Pro-Modus, der beim Spritsparen helfen soll.

Technische Daten
Marke und Modell BMW 120d
Motor / Ausstattung Automatik
Motor
Hubraum (Kubikzentimeter / Bauart) 1.995 / R4-Turbo
Leistung (kW (PS) / U/min) 135 (184) / 4.000
Drehmoment (Nm / U/min) 380 / 1.750 - 2.750
Antriebsart Heckantrieb
Getriebeart 8-Gang-Automatikgetriebe
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.324 / 1.765 / 1.421
Radstand (mm) 2.690
Wendekreis (m) 10,9
Leergewicht  (kg) 1.440
Kofferraum (Liter, nach DIN) 360 - 1.200
Serienbereifung 205/55 R 16
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
EU-Zyklus (l/100km) 4,5
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 119 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 6,3
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 7,3
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k. A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 228
Preise
ab (Euro) 31.400,00
Ausgewählte Extras (Euro) M-Sportfahrwerk (340), Sitzheizung (330), Parksensoren (750), Rückfahrkamera (420), Xenonlicht (940), Navigationssystem (ab 1.590), DAB-Tuner (210)
Weitere DatenWeitere Daten

Mit Zusatzkilometern belohnt

Der Wagen hängt dann nicht mehr ganz so direkt am Gas, die Schaltpunkte werden hinsichtlich Effizienz optimiert sowie Klimaanlage und Heizung etwas runter gedreht. Zusammen mit der serienmäßigen Stopp-Start-Automatik soll so ein Minderverbrauch von bis zu 20 Prozent möglich sein. Der eingesparte Treibstoff wird im Display in Form von zusätzlich gewonnener Reichweite in Kilometern angezeigt und animiert dadurch noch mehr zur ökologisch sinnvollen Fahrweise.    

Doch zurück zu unserer anfänglichen Überlegung, wie viel Auto der Mensch nun bräuchte: Sicher nicht mehr als einen gut ausgestatteten Kompaktwagen und keinesfalls mehr als einen 120d. Allerdings, und das ist der Haken an der Überlegung, ist auch ein Kompakter heutzutage bei weitem kein Schnäppchen mehr. 29.350 Euro ruft BMW für den 184-PS-Diesel auf, mit der empfehlenswerten Automatik sind es sogar 31.400 Euro. Kreuzt man noch das ein oder andere Extra aus der umfangreichen Aufpreisliste, die vom adaptiven Kurven-Xenon-Licht über den Online-Zugang bis hin zur Tempolimiterkennung einiges parat hält, landet man schnell bei gut und gern 40.000 Euro. Zweifelsohne, der Einser ist heutzutage so salonfähig wie es einst ein 5er BMW war. Im Geschäftsleben, vorm Kindergartenparkplatz oder auf dem Golfclub, mit dem kompakten Münchner kann man sich überall sehen lassen. Außerdem bedeutet Kompaktklasse keineswegs mehr Übung im Verzicht. Der 1er lässt sich mit allem erdenklichen Komfortschnickschnack ausrichten und auch potent Motorisieren.

Der 120d ist dabei vielleicht der gelungenste Kompromiss zwischen Dynamik und Sparsamkeit. Seinen 184 PS stehen im Idealfall mit der hervorragend arbeitenden Achtgang-Automatik gerade mal viereinhalb Liter Verbrauch gegenüber; in der Praxis werden selten mehr als sechseinhalb Liter Diesel auf 100 Kilometer benötigt. Hinzu kommt ein perfekt austariertes Fahrwerk, das sowohl auf der Langstrecke wie auch im kurvigen Geläuf brilliert. Was will man mehr – außer vielleicht ein gefülltes Bankkonto, denn für die gut 40.000 Euro für einen fein hergerichteten 120d muss eine alte Frau lange stricken.

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