Den Bentley Continental GT V8 jetzt als Wallpaper herunterladen: Desktop oder Smartphone
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Wo endet „Premium“, wo beginnt wahrer „Luxus“? Bentley selbst sieht sich definitiv am oberen Ende der automobilen Nahrungskette. Zusammen mit Rolls-Royce und Aston Martin stellen sie schließlich die britische Dreifaltigkeit des Automobilbaus dar. Blöd nur, dass alle drei Unternehmen mittlerweile unter der Kostenkontrolle deutscher Konzerne stehen.
Doch erzähle ich hier nichts Neues. Bentley gehört seit 1998 zum Volkswagen-Imperium und baut den Continental GT in mittlerweile zweiter Generation (inklusive großem Facelift 2011) nach dem Baukastenprinzip. Von 2003 bis Anfang 2018 teilte sich der „Conti“ die Basis mit dem VW Phaeton.
Kurz darauf folgte die Markteinführung des neuen Continental GT, der nunmehr auf der MSB-Bodengruppe aufbaut, die ebenfalls dem Porsche Panamera ein Zuhause bietet. Man möge zu Recht annehmen, dass diese Familienbande für hohe Qualität und ein ansprechendes Fahrerlebnis einsteht. Aber zwischen der Entwicklungsphase des ersten und zweiten Continental gibt es einen entscheidenden Unterschied.
Es fehlt an der Konzernspitze ein wahrer Konstrukteur, Autonarr und Feingeist wie Ex-VW-Boss Ferdinand Piëch, der seinerzeit mit dem Volkswagen Phaeton nicht nur eines der besten Autos der Welt in Auftrag gab, sondern auf dessen Basis gleichzeitig Bentley zu neuem Ruhm verholfen hat. Konstrukteure wurden mittlerweile durch Controller ersetzt, Autonarren durch Marketingexperten.
Heraus kommt im Falle des Continental GT ein Automobil, das zwar weiterhin nach höchsten Maßstäben gefertigt wird, aber dem es noch deutlicher an Eigenständigkeit fehlt. Analoge Tachoinstrumente wurden durch Digitalanzeigen von Audi ersetzt. Das Lenkrad stammt ebenfalls aus dem Bestellkatalog der Ingolstädter. Die Navigationseinheit ist ein Mischmasch aus Porsche PCM und Audi MMI (und zeigt im 3D-Modell nicht einmal die Außenlackierung an), die stufenlos arretierbare Türmechanik ist aus dem Panamera bekannt.
Selbst der Türsummer, mittlerweile ein so marginal einfach zu veränderndes Stück Software, tönt wie in jedem ordinären Audi. Dass der 4,0-Liter-Biturbo-V8 im Bug des Continental GT V8 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 255 g/km²) gleichermaßen in den Premiumkarossen aus Ingolstadt und Zuffenhausen verbaut wird, daran hat man sich bereits gewohnt. Wie im bis 2020 erhältlichen Porsche Panamera Turbo leistet er 404 kW/550 PS sowie 770 Newtonmeter Drehmoment (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 238 g/km²) und verhilft dem 2,3 Tonnen Koloss zu weiterhin beachtlichen Fahrleistungen.
In vier Sekunden schießt der Deutschbrite auf 100 km/h, Ende im Gelände ist bei Tempo 318 erreicht. Schnell ist der Conti also definitiv und hat hier doch noch ein Alleinstellungsmerkmale innerhalb des VW-Konzerns geschaffen. Denn der Panamera strich bereits bei 306 km/h die Segel, ein Audi kann hier serienmäßig ohnehin nicht mehr folgen. Eine Sache, die 98 Prozent der weltweiten Kundschaft aber wohl nie erfahren wird.
Viel eher wird sie auf dem Beschleunigungsstreifen oder bei Überholvorgängen feststellen, dass Konzerntriebwerk EA825 im GT V8 eine samtige Ausgewogenheit zu bieten hat, die vor allem der „Bentley-Fahrmodus“ in aller Klasse weiter herauskristallisiert. Hier arbeiten das elektronisch geregelte 48V-Fahrwerk nebst Torque Vectoring und aktivem Wankausgleich, das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, die angenehm gewichtete Lenkung sowie der 550 PS starke V8-Biturbo in trauter Harmonie zusammen, um ein wahrlich herrschaftliches Fahrerlebnis zu kredenzen.
Im unteren Drehzahlbereich fühlt es sich subjektiv so an als hätte man mehr als die gebotenen 4,0-Liter-Hubraum zur Verfügung. Ab gut 2.000 Touren setzt dann der vehemente Turboschub ein und drückt dich in die ergonomisch nicht immer perfekten Sportledersessel. Der Verbrauch? Zwischen 11 und 14 Liter bei gemäßigter Fahrweise. Wer stärker auf den Aluminiumpinsel tritt wird dem GT V8 aber auch grobschlächtige Werte jenseits der 20 Liter abringen können.
Was gibt es sonst noch zu berichten? Zum Beispiel, dass der Bentley feudale Bremsen besitzt. Die serienmäßigen Stahlstopper bringen den GT V8 mit einer derartig komfortablen Vehemenz zum Stehen, dass man nur staunen kann. In Sachen Abrollkomfort und Innenraumgeräusche setzt der Continental dann leider keine Maßstäbe. Ob es wirklich sein muss, dass ein derartiges Reiseauto mit 22 Zöllern vorfährt?
Der Bentley Continental GT V8 ist ein nach innen hochwertig verarbeiteter Gran Turismo, der optisch ein großes Ausrufezeichen setzt und fahrdynamisch stets über den Dingen schwebt. Auf sehr hohem Niveau muss man seine Machart aber auch kritisch sehen. Er unterscheidet sich in vielen Bereichen nur in Nuancen von anderen Konzernprodukten, verfügt spürbar über zu viele VW-Gleichteile und ist dafür einfach viel zu teuer. Ob diese Fakten am Ende die Bentley-Käuferschaft interessiert, steht auf einem anderen Blatt. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)