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Test: Audi SQ5 TDI – Super-Diesel

So schnell kann es gehen: Über Nacht war es Winter geworden in Deutschland und die Räumdienste kamen kaum nach, die Hauptstraßen von Eis und Schnee zu befreien; die Nebenwege erst recht nicht. Gut, wenn ein Wagen mit Allrad vor der Tür steht.

Noch besser, wenn der auf trockenen Straßen auch noch den Spaßbedarf bestens befriedigt. Denn der nächste Sommer kommt bestimmt.   Den Audi SQ5 TDI könnte man als so etwas wie eine Allzweckwaffe bezeichnen. Bei winterlichen Straßenverhältnissen sorgt sein permanenter Allradantrieb für sicheres Vorankommen, während andere mit den Vorderrädern scharrend nicht mehr aus der Parklücke kommen oder mit dem Heck tänzelnd gerade noch so die nächste Kurve kriegen. Ist die Piste dagegen trocken, bereitet der stärkste aller Q5-Antriebe vor allem eins: Fahrspaß pur und wird aus dem SUV ein veritabler Sportwagen. Der doppelt aufgeladene Turbolader adelt den Q5 schließlich zum S-Modell und das damit verbundene Versprechen löst der Tiguan-Bruder auch ein. Und auch hier spielt ihm die Kraftverteilung an alle vier Räder in die Karten.

Permanenter Allradantrieb

Die erfolgt beim Audi Q5, anders als mittlerweile bei vielen Mitbewerbern, über ein Torsen-Differential http://de.wikipedia.org/wiki/Torsen-Ausgleichsgetriebe und nicht über eine Kupplung, die erst bei Bedarf eine der beiden Achsen zuschaltet; beim SQ5 werden also immer beide Achsen angetrieben. Verzögerungen, zum Beispiel durch ein kurzes Durchdrehen der Räder, bis das System den Kraftfluss neu regelt, entfallen und der Audi erfreut sich jederzeit besten Grips. Standardmäßig gehen vierzig Prozent an die Vorderachse, der Rest nach hinten und je nach Bedarf wird das Verhältnis in Windeseile neu gemischt.  

313 PS entlocken die beiden Turbolader dem drei Liter großen Sechszylinder-Diesel und wuchten das Drehmoment auf satte 650 Newtonmeter. Das ist zu viel für das ansonsten im Q5 eingesetzte Doppelkupplungsgetriebe, weshalb hier die Achtgang-Automatik von ZF die Kraftverteilung übernimmt, in die übrigens das Torsen-Differenzial integriert ist. Butterweich wechselt der Automat die Übersetzungsstufen und findet zielsicher den jeweils richtigen Gang.

Mit Soundgenerator

Auch wenn der V6 ein Quell der Kraft ist: Der sonore Klang, der nach dem Drücken des Startknopfs ertönt und beim Beschleunigen an Ausdrucksstäre gewinnt, kommt nicht vom Motor allein, sondern aus einem Soundgenerator in der Abgasanlage und lässt sich auf Knopfdruck über das optionale Fahrmodi-System Drive Select noch intensivieren, das außerdem Einfluss auf die Lenkung, die Gaspedalkennlinie und das Getriebe nimmt. So klingt der SQ5 TDI deutlich mehr nach Sportwagen denn nach Diesel und markiert akustisch den großen Mann.

Wer ihm allerdings Blenderei vorwerfen will, wird eines Besseren belehrt - sobald er aufs Gaspedal tritt. In 5,1 Sekunden wuchtet das Triebwerk den fast zwei Tonnen schweren Q5 auf 100 km/h (0,8 Sekunden schneller als der stärkste Ottomotor) und setzt damit eindrucksvoll um, was Klang, die silbernen Außenspiegel und das S-Emblem am Heck versprechen. Schon bei niedrigen 1.450 Touren liegt das maximale Drehmoment an und es steht bis 2.800 Umdrehungen bereit; das beschert dem SQ5 TDI derart vehementen Durchzug, dass man ins Grübeln kommt, ob es wirklich richtig war, bei Sportwagen so lange nur auf Benziner zu setzen.    

Sparsamer Sportler

Spätestens an der Tankstelle wird man diese Frage mit einem klaren Nein beantworten, denn wer den SQ5 TDI nach den Vorgaben des europäischen Messzyklus bewegt, muss lediglich 6,8 Liter Diesel für 100 Kilometer einkalkulieren. Tut natürlich niemand, doch auch wer mit dem Audi ordentlich die Sau raus lässt und schaut, ob die 250-km/h-Vmax-Angabe im Fahrzeugschein stimmt - tut sie -, kommt kaum über zehn Liter.

Bei normaler Fahrweise ist eine sieben vor dem Komma ohne Verzicht möglich, doch Fahrer mit ausgeprägtem Spieltrieb werden sich zügeln müssen, schließlich macht es einfach zu viel Spaß, mit kurzen Zwischengasetappen auf der Autobahn sich und den anderen seine Überlegenheit zu demonstrieren oder auf Landstraßen um die Kurven zu räubern. Ja, auch das kann das SUV nämlich richtig gut.

Wenig Komfort, viel Spaß

Um der Dynamik Willen wurde das ohnehin nicht für seinen Komfort berühmte Q5-Fahrwerk 30 Millimeter näher an den Boden gerückt - der angenehm hohen Sitzposition tut dies keinen Abbruch - und als Sportfahrwerk noch ein wenig straffer abgestimmt; serienmäßige 20-Zoll-Räder tun ihr Übriges, um die Insassen möglichst gut am Straßenzustand teilhaben zu lassen. Teilweise zu gut, wie der Fahrer spätestens an seinen hopsenden Mitfahrern merkt. Adaptive Dämpfer gibt es für den S übrigens nicht und auch wenn die Polster der serienmäßigen Sportsitze noch so komfortabel sind, können sie nicht über jede Querfuge hinweg trösten.

Das aber ist der Preis dafür, dass der SQ5 leichtfüßig ums Eck zirkelt und mitunter manchmal selbst zu vergessen scheint, dass er ein hochbauender Geländewagen ist. Nur seine frontlastige Gewichtsverteilung wird ihm hin und wieder zum Verhängnis und er fordert mit dem Schieben über die Vorderräder zum einen den Allradantrieb heraus, der mehr Kraft nach hinten schicken muss, zum anderen auch das ESP, dass zunächst das kurveninnere Rad abbremst und im Zweifelsfall auch die Motorleistung reduziert. Die elektromechanische Lenkung dürfte sich insgesamt ein weniger synthetisch anfühlen; direkt und präzise ist sie aber trotzdem.

Viele Möglichkeiten zum Geldausgeben

Wer statt der flotten Fahrt lieber den gemütlichen Kurs einschlägt, hat mehr Zeit, sich am wohnlichen Interieur des Q5 zu erfreuen. Platz ist zwar nicht im Überfluss vorhanden, immerhin baut der A5 auf dem Mittelklässler A4 auf, doch können große Erwachsene vorne problemlos und hinten auch ganz ordentlich sitzen. Besonders hübsch ist der perfekt verarbeitete SQ5 übrigens dann, wenn man das Aluminium/Beaufort-Dekor auswählt: Gut tausend Euro teure Einlagen aus abwechselnd geschichtetem Alu und schwarzem Holz, was einen schicken Zebra-Look ergibt.

Und auch sonst hält Audi selbst für das Topmodell wie gewohnt reichlich Angebote vor, die das SQ5-Fahrer-Dasein noch angenehmer machen und den Preis von 58.500 Euro in die Höhe treiben. Neben der üblichen Auswahl an Fahrerassistenzsystemen (Spurhalteassistent, Totwinkelwarner, Abstandstempomat und mehr) und Komfortextras wie der elektrisch öffnenden Heckklappe (die den Zugang zu den bis zu 1.560 Liter großen Stauraum erleichtert), lässt sich der Audi auch zur Multimediazentrale aufrüsten mit Digitalradio, Fernsehempfang, W-Lan-Hotspot und Navigationssystem inklusive Google-Earth-Bildern. Ein Preis von 80.000 Euro und mehr ist da keine Seltenheit. Mehr Sicherheit bei Eis und Schnee, mehr Fahrspaß auf trockener Straße. Die gelungene Kombination aus perfektem Allradantrieb und kräftigem Dieselmotor macht den Audi SQ5 TDI zur Allzweckwaffe. Sowohl als Schneemobil wie auch als Sportwagen macht der Ingolstädter eine gute Figur und sein über 300 PS starker Selbstzünder degradiert so manchen Benziner. Nicht zuletzt an der Tankstelle, wo er sich mit sieben bis zehn Liter im Alltag als durchaus genügsam erweist.

Dass der ohnehin straffe Q5 für die S-Version noch etwas härter werden musste, liegt in der Natur der Sache; dass es ihn ab Werk nur mit 20-Zoll-Rädern gibt, ist zwar schick, fördert aber nicht den Komfort. Die Gegenleistung dafür sind sportliche Fahrtalente und enge Kurvenradien, auch wenn sich die Lenkung etwas synthetisch anfühlt. Viel mehr Kritikpunkte bietet der Audi aber auch nicht.

Einzig eine Lenkradheizung haben wir beim jüngsten Wintereinbruch vermisst, doch dieses Wohlfühl-Extra gibt die umfangreiche Q5-Preisliste nicht her; das bleibt der größeren A6-Reihe vorbehalten. Das braucht der Audi allerdings auch frühestens in gut einem Jahr wieder, denn in den Handel kommt der SQ5 TDI erst im Frühjahr 2013.

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