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Erster Test: Audi SQ5 TDI/Q5-Facelift – X3-Killer

Wenn ein Facelift derart behutsam wie beim gut vier Jahre alten Audi Q5 ausfällt, muss schon was Besonderes passieren, um diesem Ereignis eine gewisse Aufmerksamkeit zu sichern.

Diese Rolle übernimmt der SQ5TDI, ein Krawall-Diesel mit feinen S-Insignien, der nicht nur betont dynamisch, sondern angesichts der Fahrleistungen auch noch mäßig durstig ist. Die Erfolgskurve des Q5 zeigt vier Jahre nach seiner Markteinführung unvermindert nach oben und hätte das Midsize-SUV eine Erfrischungskur vielleicht gar nicht zwingend gebraucht, um die Absatzsituation positiv zu beeinflussen. Dennoch hat der Ingolstädter Autobauer seinen Verkaufsschlager für den harten Wettbewerb der nächsten Jahre gestärkt.

Optisch sind es vor allem die LED-Tagfahrleuchten, die in den neu strukturierten Scheinwerfern das technische Update signalisieren. Bei Audi achtet man besonders penibel auf eine Familienoptik und könnte man auf den ersten Blick den aufgefrischten Q5 entsprechend für einen Q3 halten. Ein neuer Kühlergrill mit angeschrägten Ecken, eine neue Front- und Heckschürze, LED-Rückleuchten und ein neuer Diffusor-Einsatz runden das optische Maßnahmen-Paket ab.

Besondere S-Optik

Deutlich dramatischer kommt der SQ5 daher, denn bei ihm machen mindestens 20 Zoll große Räder, eine prominenter gestaltete Front, angedeutete Schweller und die vierflutige Auspuffanlage unmissverständlich klar, dass hier höhere dynamische Weihen zu erwarten sind.

Im Innenraum hat Audi ebenfalls mit kleinen Maßnahmen für einen Modernitätsschub im Q5 gesorgt: Neue Chromspangen, neue Holzdekors oder kleine Veränderungen bei den Bedienelementen rund ums Lenkrad herum sowie eine Entfrachtung der MMI-Bedientasten – das war‘s im Wesentlichen. Im SQ5 sorgen dann noch eng anliegende Sportsitze und ein Sportlenkrad für eine exklusive dynamische Note.

Unfallverhinderer

Zusätzlich hat Audi dem Q5 noch ein paar neue Assistenzsysteme mit auf den Weg gegeben. Der Kunde kann ein Abstandsradar ordern, welches durch Bremseingriffe Auffahrunfälle bis 30 km/h Fahrgeschwindigkeit vermeiden und darüber mildern soll. Es gibt außerdem einen Spurhalteassistenten, der beim versehentlichen Spurwechsel sanft in die Lenkung eingreift. Und schließlich gibt es einen Müdigkeitswarner, der zur Pause mahnt, sofern der Fahrer Anzeichen von Unkonzentriertheit zeigt.

Wesentlich bemerkenswerter ist beim Q5 allerdings das Technik-Update für mehr Effizienz, denn mit innermotorischem Feinschliff, einer elektromechanischen Lenkung oder dem Start-Stopp-System konnte Audi bei der weitgehend unveränderten Motorenpalette den Spritverbrauch um bis zu 15 Prozent zu drücken.

Starke Motoren-Neuheiten

Ein neuer Motor ist dagegen der 225 PS starke 2.0 TFSI, der die gleichnamigen Vorgänger-Aggregate mit 180 beziehungsweise 211 PS ersetzt und diese bei weniger Verbrauch fahrdynamisch überflügelt. Es handelt sich um einen guten, seidigen Einstiegsbenziner, der gehobenen Ansprüchen in Sachen Vorwärtsdrang gerecht werden kann. 7,1 Sekunden dauert der Sprint aus dem Stand, maximal sind 225 km/h machbar, den Verbrauch gibt Audi mit 7,9 Litern an. Die bisherige Version mit 211 PS brauchte noch 7,9 Sekunden und konsumierte 8,5 Liter.

Antriebsseitig das größere Ausrufezeichen setzt jedoch der neue 3.0 TDI Biturbo, der bereits im Sommer 2011 im neuen A6 sein Debüt feierte. Während der zweifach geladene V6 im A6 lediglich die stärkste Dieselvariante markiert, reicht es im Q5 gleich für eine S-Adelung, die auch eine Zäsur einleitet: Bislang sorgte bei S-Modellen das Otto-Brennverfahren und nicht das Selbstzünderprinzip für den meist brutalen Vortrieb.

Technische Daten
Marke und Modell Audi SQ5 TDI
Version / Ausstattung
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 2.967 / V6-Biturbodiesel
Leistung (kW / PS) 230 / 313
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 650 / 1.450 - 2.800
Antriebsart permanenter Allradantrieb
Getriebeart Acht-Gang-Automatik
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.544 / 1.911 / 1.624
Radstand (mm) 2.813
Wendekreis (m) 11,6
Leergewicht (kg) 1.920
Kofferraum (Liter) 540 - 1.560
Bereifung Testwagen 255/45 R20
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 7,2
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm k.A. / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) k.A.
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 5,1
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 250
Preise
ab (Euro) 58.500,00
Empfohlene Extras
Weitere DatenWeitere Daten

5,1 Sekunden

Angesichts der technischen Daten kann der SQ5 den Ansprüchen an einen S-Audi nichtsdestotrotz weitgehend gerecht werden. Dank der zwei in Reihe geschalteten Turbolader und einem auf 2.000 bar erhöhten Einspritzdruck kommen aus drei Liter Hubraum 313 PS und brachiale 650 Newtonmeter Drehmoment, die zwischen 1.450 bis 2.800 Touren anliegen. Gekoppelt ist der Testosteron-V6 zudem an eine angemessen schnell schaltende Acht-Gang-Automatik und lässt sich der 1,9-Tonner so im per Knopfdruck anwählbaren Dynamik-Mode (Drive Select ist hier Serie) in kurzweiligen 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 treiben. Erst bei 250 km/h wird ein Riegel vorgeschoben.

Damit kann der SQ5 übrigens den gleichstarken BMW X3 35d deutlich in die Schranken weisen: Der Münchener, dem BMW eine analoge M-Adelung verwehrt, braucht nämlich 5,8 Sekunden für den Sprint und bereits bei 244 km/h geht ihm die Puste aus. Das Rennen zwischen X3 und Q5 mit ihren jeweiligen Topdiesel-Aggregaten können die Audianer vorläufig für sich entscheiden.

30 Millimeter runter

Der SQ5 hat aber nicht nur einen brodelnden Vulkan unter der Motorhaube, ihn qualifizieren auch sehr überzeugende S-Feinheiten zum niveauvollen Spaßmobil. So wurde die für einen Sportwagen grundsätzlich unvorteilhaft hochbauende Karosserie um stolze 30 Millimeter abgesenkt. Zudem wird die gewaltige Kraft recht geschmeidig und stets bedarfsgerecht variabel an alle vier "gummibedampften" Leichtmetallräder verteilt. Über das verkleinerte, perfekt in der Hand liegende und mit einer hervorragenden Rückmeldung gesegnete Lenkrad lässt sich der Allrad-Bolide so eindrucksvoll präzise durch enge Landsträßchen hetzen, fast so wie man das von einem S-Audi erwarten sollte.

Sein eigentlich unhandliches Gewicht kann der Diesel-Dynamiker dabei fast vergessen machen, zumal auch die Automatik recht geschickt mit den immerhin acht verschiedenen Übersetzungsstufen jongliert und damit nach dem satten Verzögern vor der Kurveneinfahrt gleich wieder bulliges Drehmoment an die Räder schickt, mit dem man den Wagen ohne nerviges Zerren an der Lenkung aus der Kurve heraus katapultieren kann. Wer nach S-artigem Spaßniveau verlangt, kann dieses im Q5 durchaus erleben. Allerdings: Der SQ5 hängt nicht so feinnervig am Gas und fühlt sich nicht ganz so handlich an, wie es ein vergleichbar starkes Benziner-Modell täte.

Bisweilen hart

Etwas nerven kann bei Unebenheiten im Dynamik-Mode die Mitteilsamkeit des Sportfahrwerks. Einerseits. Andererseits fährt sich der hochbauende Bolide fast wie auf den so gern zitierten Schienen und scheint magnetische Anziehung jenseits  des Schwerkraftsprinzips auf ihn zu wirken. Bei verschärfter Kurvenhatz bleibt das SUV angenehm aufrecht, wie auch die Insassen, die zumindest vorne von den Sitzen fest umklammert werden.

Etwas überraschend reagierte der SQ5 allerdings bei einer schnellen Verkehrskreiseldurchfahrt. Statt gutmütig eine langsam sich aufbauende Untersteuerungstendenz anzudeuten, deute das Fahrzeug an, über alle vier Räder schieben zu wollen, was das ESP mit stabilisierenden Bremseingriffen jedoch verhinderte.

Vollgas voraus

Ganz souverän lässt sich der SQ5 hingegen auf der Autobahn ans Limit führen. Jenseits der 220 km/h wird der Geschwindigkeitsaufbau zäher, doch Unsicherheiten kommen selbst bei 250 km/h nicht auf. Grundsätzlich muss man jedoch Vielfahrern zu aerodynamisch vorteilhafteren Karosserieformen raten, denn diese können selbst noch im Hochgeschwindigkeitsbereich eine Oase der Ruhe sein, was der Q5 dann definitiv nicht mehr ist.

Apropos Akustik: Diese hat Audi speziell für das S-Modell noch mit einem "kernigen" Auspuffklang aufgepeppt. Im Dynamik-Mode kommt dieser sogar ansatzweise sportlich rüber, allerdings kann das dumpfe Wummern aus dem Heck auch nerven, denn eine ergreifende Virtuosität ist hier nicht angesagt; was allerdings ganz typisch für sportlich aufgepeppten Dieselsound ist. Der Wechsel in den Comfort-Modus sorgt für Entspannung, dann tritt der Power-Sound in den Hintergrund und verdaut auch der Unterbau die Fahrbahndefekte geschmeidiger.

58.500 Euro

Während der Einstieg in die aufgefrischte Q5-Welt bereits bei 35.200 Euro beginnt, werden für den SQ5 TDI mindestens 58.500 Euro fällig. Zwar bietet die Serienausstattung in diesem Sportmodell deutlich mehr als ein Basis-Q5, doch gibt es noch immer viele attraktive Optionen mit denen man den Preis locker um eine fünfstellige Summe nach oben treiben kann.

Auch an der Zapfsäule fordert ein SQ5 seinen Tribut. Zwar handelt es sich dank Dieselmotor um das bislang sparsamste S-Modell in der Audi-Geschichte, doch praktisch kann, sofern man das dynamische Potenzial abruft, aus den eigentlich 7,2 Liter Normverbrauch problemlos ein zweistelliger Wert werden. Der Q5 hat sich in den letzten vier Jahren wie geschnitten Brot verkauft und dürfte angesichts einer Vielzahl kleiner Verbesserungsmaßnahmen diese Erfolgssträhne unvermindert fortsetzen. Vor allem die beiden neuen Motoren, der 2.0 TFSI und der V6 TDI des SQ5 können beeindrucken. Ersterer mit geschmeidigem Lauf, flottem Vortrieb und gehobenem Effizienzniveau.

Der 313-PS-Diesel hingegen markiert den sportlichen Höhepunkt der Q5-Baureihe. Top-Fahrwerte und ein sportliches Fahrwerks-Setup qualifizieren ihn zu einer knackigen Wuchtbrumme, die den BMW X3 35d deutlich in seine Schranken weist. Allerdings sorgen Karosserieform und Dieselprinzip auch für gewisse Nachteile, den selbst das ansonsten gelungene S-Setup nicht vollkommen kaschieren kann. Und preislich sorgt der SQ5 ebenfalls für etwas Verdruss. Im Gegenzug bekommt man aber auch viel geboten.

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