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Test: Audi S5 Coupé – Weniger Herz, mehr Biss

Audi hat sein S5 Coupé einer Downsize-Kur unterzogen: Statt des bisherigen Achtzylinders schlägt nunmehr ein schnödes Sechszylinder-Herz unter der Haube.

Der Verzicht auf zwei Töpfe ist ein dennoch großer Gewinn, da der elegante Gran Turismo noch brutaler voranschiebt und deutlich effizienter arbeitet: Statt dereinst 12,4 sind es nunmehr 8,1 Liter Normverbrauch auf 100 Kilometer. Theoretisch. Wohl selten ging Askese mit einem derart großen Gewinn beim Fahrspaß einher. Fast fünf Jahre ist der S5 bereits am Markt, doch angestaubt wirkt die Audi-Schnitte noch immer nicht. Ok, ein Facelift hat Ende 2011 für etwas Frische gesorgt, lässt die modifizierte Scheinwerfer-Optik den Wagen schärfer dreinblicken und sorgt das neue LED-Tagfahrlicht für ein noch edleres Antlitz. Auch die modifizierte Frontschürze und die nun quer statt senkrecht verlaufenden Chromstreben im Kühlergrill samt einer leicht geglätteten Außenhaut verleihen dem Bayern eine marginal feschere Aura, doch im Kern bleibt der S5 ganz der Alte.

Ebenfalls eine kleine optische und funktionale Aufwertung hat Audi dem Innenraum gegönnt. So gibt es mehr Bedientasten im neuen Drei-Speichen-Lederlenkrad, während die eigentlich schon zuvor recht übersichtliche Bedieneinheit für den Multimedia-Alleskönner "MMI Navigation" um ein paar Knöpfe entfrachtet wurde. Ebenfalls leicht umgestaltet und übersichtlicher präsentiert sich in der Mittelkonsole der Bedien-Komplex für CD-Spieler und Klimaautomatik.

Edel und eng

Wie schon außen hat Audi auch innen nur Minimalst-Pflege betrieben. Entsprechend empfängt der S5 seine Insassen, wie bei Audi seit vielen Jahren üblich, mit herausragend noblem Interieur und gediegenem Qualitätsniveau. Allerdings: So fein und detailverliebt hier gearbeitet wurde, könnte sich Audi in einigen Punkten allmählich neu erfinden, denn am Chromzierrat-Overkill hat man sich doch schon ein wenig satt gesehen.

Der S5 ist bekanntermaßen ein Derivat der A4-Baureihe, also eigentlich ein Auto mit ordentlichem Platzangebot. Doch darf sich das zweitürige Coupé dieser Eigenschaft nur vorne rühmen, während es im Fond angesichts der Fahrzeuggröße ziemlich beengt zugeht. Einstieg und Platzangebot setzen vor allem bei größeren Zeitgenossen eine gewisse Leidensfähigkeit voraus. Wer mehr Alltagstauglichkeit wünscht, dem stehen mit Limousine, Avant und Sportback gleich drei Alternativen auf A4-Plattform zur Wahl, die allerdings nicht ganz so elegant wie unser Zweitürer daherkommen.

Janusküpfig

Weitere Komforteinbußen  muss man beim S5 Coupé ob der etwas engen S-Sportsitze (rund 650 Euro) akzeptieren, die nichtsdestotrotz absolut langstreckentauglich sind und zudem in schnellen Kurven mit optimaler Seitenführung verwöhnen. Ebenfalls dem entspannten Cruisen etwas abträglich ist das recht straffe Fahrwerk, welches sich einer wunderbar verbindlichen Straßenlage rühmen darf, aber ob gelegentlicher Härten auch nerven kann. Immerhin: Per Knopfdruck kann der Fahrer zwischen einer komfortableren oder sportlichen Abstimmung wählen, deren unterschiedliche Charaktere man deutlich spüren kann.

Obwohl sich der S5 mit gewissen Abstrichen als Gran Turismo empfiehlt, ist er doch mehr der rassige Vollblut-Performer, der gerne mit digitalem Gasfuß und harter Hand über die Pisten gepeitscht werden will. Allein die Motorakustik verdeutlicht seine Janusköpfigkeit. Wer bedächtig im Straßenverkehr mit schwimmt, wird wenig mehr als ein dezentes Grummeln hören, klingt der Kompressor-V6 wie ein handzahmer Komfortantrieb.

Technische Daten
Marke und Modell Audi S5 Coupé
Version / Ausstattung
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 2.995 / V6-Kompressorbenziner
Leistung (kW / PS) 245 / 340
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 440 / 2.900 - 5.300
Antriebsart Allradantrieb
Getriebeart Sieben-Gang-S-Tronic
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.640 / 1.851 / 1.369
Radstand (mm) 2.751
Wendekreis (m) 11,4
Leergewicht (kg) 1.750
Kofferraum (Liter) 455
Bereifung Testwagen 255/35 R19 Y
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 8,1
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 190 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 11,7
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 4,9
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 250
Preise
ab (Euro) 58.500,00
Empfohlene Extras k.A.
Weitere DatenWeitere Daten

Doch ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und die Hölle bricht los. Nicht nur längsdynamisch katapultiert der S5 seine Insassen in eine neue Dimension des Vortriebs, das Wummern, Bollern und Gurgeln ist derart virtuos und vielschichtig, dass man den Soundingenieuren einfach allergrößten Respekt zollen muss, denn akustisch setzt sich der S5 faszinierend in Szene.

Unter fünf Sekunden

Dem wilden Tönen folgen zudem ebensolche Taten, stürmt der 1,8-Tonner mit beeindruckender Allmacht nach vorne. Die 340 PS und 440 Newtonmeter des Benzindirekteinspritzers drücken die Sprintzeit auf 4,9 Sekunden und schieben das Allradtier sehr locker und bestimmt auf die abgeregelte Topspeed von 250 km/h. Die permanente Verteilung der Antriebskraft auf alle vier Räder nimmt dem maximalen Beschleunigungsvorgang zwar etwas an Dramatik, dafür kommt der Bolide mit herrlicher Akkuratesse aus den Blöcken. Quattro eben.

Eine erstaunlich gute Rückmeldung bietet die recht leichtgängige elektromechanische Lenkung. Sie ist sehr angenehm beim Dahingleiten auf der Autobahn, denn mit minimalen Kraftaufwand kann der Fahrer den Wagen stets exakt auf Kurs halten, und beim flotten Kurvenstrich vermittelt sie dem Fahrer ebenfalls sportliche Präzision. Wie auch das gesamte Setup im Sportmodus gehobenes Dynamikniveau ermöglicht. Allerdings waren wir während unserer Testfahrten aufgrund der noch winterlichen Witterung stets früh am Grenzbereich. Und genau in diesem Milieu sorgt der Quattro-Antrieb für gehobenen Querspaß, denn der S5 lässt sich sehr spielerisch in den Heckdrift hineinführen und auch spielerisch leicht wieder auf weniger turbulenten Kurs bringen.

Sahnehäubchen

Unser Testexemplar hatte mit dem rund 1.000 Euro teuren Sportdifferenzial noch ein technisches Sahnhehäubchen an Bord: Vor allem in engen Kurven sorgt das Sportdifferenzial an der Hinterachse für eine optimalere Kraftverteilung und lässt sich so der Wagen beim harten Einlenken schärfer ums Eck führt, denn die Untersteuerungstendenzen werden damit effektiv eingedämmt. Eine Investition, die sich für ambitioniertere Fahrer durchaus lohnen dürfte.

Auch der Wechsel zum dynamischeren V6-Motor lohnt sich, denn vor allem beim Spritkonsum kann man ein paar Liter sparen. Die Vollgasfraktion wird auch mit diesem Antrieb 15 oder 20 Liter verheizen können, doch bei gemäßigter Fahrweise sind Verbräuche um zehn Liter durchaus machbar. Die vielen Nebenverbräucher und der Allradantrieb machten es uns allerdings unmöglich, beim S5 praktische Verbrauchswerte im einstelligen Bereich herauszufahren. Doch der Fortschritt ist eindeutig messbar: Während wir 2007 einen S5 im Test noch mit 14,5 Litern fuhren, sank dieser Wert 2012 auf 11,7 Liter. Doch egal ob V6 oder V8: Grundsätzlich ist der S5 ein Fahrspaß-Maximierer und kein Spritverbrauchs-Minimierer. Beides in perfekten Einklang zu bringen, geht schlichtweg nicht.

Selbstbewusste Preise

Die Fahrspaß-Maximierung sorgt nebenbei auch noch für eine Kaufpreis-Maximierung. Allein die Basisversion verlangt nach fast 60.000 Euro, die zwar schon mit vielen Ausstattungsdetails verwöhnt, jedoch die vielen attraktiven Optionen den Preis leicht um einen fünfstelligen Betrag weiter nach oben treiben können. Erst dann darf man von einem Rundum-Glücklich-Paket sprechen. Audi bietet für solvente Kunden ein höchst imposantes und verführerisches Premium-Paket, welches auf vergleichbarem Niveau von den deutschen Mitbewerbern ähnlich hochpreisig angeboten wird. Die Herz-OP beim S5 Coupé war erfolgreich: Der sportliche Beau beeindruckt mit besseren Fahrleistungen, feinem Handling, martialischer Akustik und deutlich reduziertem Verbrauch im Vergleich zum S5 mit V8-Motor. Effizienzwunder darf man allerdings nicht erwarten, denn praktisch wird man weiterhin mit Verbrauchswerten im zweistelligen Bereich leben müssen.

Allerdings geht es beim S5 vordergründig nicht um Sparsamkeit, sondern um Performance: Vor allem bei winterlichen Straßenverhältnissen kann hier der serienmäßige Allradantrieb ein sicheres wie spaßbetontes Fahren garantieren. Auf trockenem Asphalt sorgt zudem das rund 1.000 Euro teure Sportdifferenzial für eine noch schärfere Kurvengaudi.

Darüber hinaus ist das S5 Coupé ein luxuriöses und geschmeidiges Langstreckenfahrzeug mit einigen dem Alltagsnutzen abträglichen Eigenschaften und einem zudem noch stolzen Preis, der sich angesichts der vielen verfügbaren Extras noch deutlich in die Höhe treiben lässt.

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