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Gebrauchtwagen-Check: Audi S4 V8 Limousine (B6)

Anfang der 2000er, da war die Welt für viele Petrolheads noch in Ordnung. Insbesondere die deutschen Autobauer lieferten sich ein Wettrüsten um Zylinder, Hubräume und Pferdestärken. Audi brachte zu dieser Zeit den 344 PS starken S4 auf den Markt. Eine Bestandsaufnahme.


Der Audi S4 (B6) im Überblick


Pro

Stärken

  • - Sportliche und sichere Fahrleistungen
  • - Hochwertiger Innenraum
  • - Mit Abstrichen alltagstauglich
  • - Wertsteigerungspotenzial
Contra

Schwächen

  • - Teils hoher Verbrauch
  • - Teuer in der Unterhaltung

Audi S4 B6 als Limousine, Avant und Cabriolet

52.420 Euro musste man im Debütjahr für die S4 Limousine, 54.000 Euro für den S4 Avant und 60.000 Euro für das ab 2004 erhältliche S4 Cabriolet hinblättern. Enthalten war im Basispreis freilich der Allradantrieb Quattro, aber auch Xenon Plus Scheinwerfer, Recaro-Sportsitze sowie ein um 20 Millimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk. Dass die serienmäßigen elektrischen Fensterheber hinten (Limousine und Avant) eine Erwähnung wert sind, wird vor allem derjenige zur Kenntnis nehmen, der in seinem Basis-A4 B6 nur Handkurbeln vorfindet. Andere Zeiten eben.

Eine andere Zeitrechnung auch beim Antrieb. 4,2 Liter Hubraum, acht Zylinder, kein Turbolader. Audi konstruierte eigens für den S4 den kompaktbauenden 344 PS und 410 Nm starken V8-Motor mit dem Kennbuchstaben BBK, der vom damaligen Achtzylinder des A8 D3 (BFM) abgeleitet war. Als Besonderheit verfügt dieser über keinen Zahnriemen, sondern über eine Steuerkette.

AudiS4-B6-Engine-OEM

Auf die Steuerkette achten; Öl als Glaubensfrage

Des einen Freud, des anderen Leid könnte man dazu schreiben. Zwar gibt es keine Wechselintervalle für störanfällige Zahnriemen, allerdings ist die Kette hinten am Motorblock angebracht. Diese Tatsache garantiert höchstmögliche Kosten, sollte mit der Steuereinheit doch einmal etwas nicht in Ordnung sein. Deutliches Rasseln und Hämmern beim Anlassen des V8 können auf vorhandenen Verschleiß hindeuten. Empfohlen wird dann neben dem Tausch der Kette auch das Wechseln der Kettenspanner, Gleitschienen sowie der Nockenwellenversteller.

Weitere Problemherde, wenngleich weniger oft anzutreffen, sind undicht gewordene Zusatzkühler sowie schwitzende Ventildeckel. Insgesamt wird geraten beim S4 B6 auf feste Ölwechselintervalle mit 15.000, besser 10.000 Kilometer zu setzen. Welches Öl du dabei verwendest ist dagegen eine Glaubensfrage. Oftmals wird Motoröl der Klassen 5w40 oder 5w50 empfohlen, andere bleiben bei Longlife-Öl 5w30. Übrigens: Ein Ölverbrauch von gut einem Liter auf 1.000 Kilometer liegt laut Audi-Serviceheft noch im Normbereich.

AudiS4-B6-Interieur

Schalter oder Automatik?

In Sachen Getriebe hast du bei gebrauchten S4 die Wahl zwischen einem 6-Gang-Handschalter sowie einem ebenfalls sechsstufigen Automatikgetriebe. Im Alter neigt der Wandler oftmals zum Ruckeln und unsanften Schaltvorgängen, was nicht zwangsläufig auf einen irreparablen Schaden hindeutet. Häufig reicht eine fachmännisch durchgeführte Getriebespülung nebst frischem Getriebeöl und die Fahrstufen werden wieder sanft eingelegt.

Dass die Automatikversion des Audi S4 B6 dabei nicht langsam ist, verrät das Datenblatt. 5,8 Sekunden sollen aus dem Stand auf 100 km/h für die Limousine vergehen, was für ein, in seiner Machart 20 Jahre altes Getriebe, nicht von schlechten Eltern ist. Generell sind die Fahrleistungen des S4 nicht zu unterschätzen. Zwar liegt der Achtzylinder fahrdynamisch ungünstig mehr vor als auf der Vorderachse, doch bleibt der Wagen lange neutral und verfügt über eine vergleichsweise rückmeldungsstarke Lenkung.

AudiS4-Side-Rear

Hohes Fahrzeuggewicht sorgt für Verschleiß

Mit einem fahrbereiten Gewicht von annährend 1,8 Tonnen ist der S4 mit Automatik allerdings kein Leichtgewicht, was sich nicht nur am Verschleiß der Bremsen und Reifen, sondern gleichwohl an den Gelenken der Vorderachse bemerkbar macht. Klappern und Poltern deuten hier auf Handlungsbedarf hin.

Finger weg von verbastelten und zusätzlich tiefergelegten Fahrzeugen. Was den Verbrauch angeht, so hast du es selbst im Gasfuß, was durch die Einspritzdüsen jagt. Ein grober Richtwert sind 12 bis 14 Liter auf 100 Kilometer (laut Bordcomputer), wobei auf Überlandstrecken auch ganz knapp einstellige Werte vor dem Komma erreicht werden können.

AudiS4-B6-Tacho

Innenraum und Scheinwerfer

Im Innenraum empfängt dich sodann der Schick der frühen 2000er. Übersichtlich und gut abzulesende Instrumente werden optional durch ein Kartennavigationssystem ergänzt. Tipp: Ab 2004 wurde das alte RNS-System durch das neuere und optisch weiterhin zeitgemäße Navigation Plus System mit MMI-Logik (RNS-E) ersetzt. Die meisten gebrauchten S4 verfügen leider über eine recht unpraktische Handyhalterung in der Mittelkonsole, die so manchen Beifahrer (Stichwort: Kniee) zur Verzweiflung treiben kann.

Die Demontage ist nicht unmöglich, um die Halterung wirklich rückstandsfrei zu entfernen sollte aber eine neue Mittelkonsole besorgt werden. Ansonsten ist der Innenraum des B6 hochwertig gearbeitet, die serienmäßigen Recaro-Sportsitze passen bestens, nur die Softlack-Oberflächen der Drückschalter wirken mit der Zeit stärker abgenutzt. Für den Wiederverkauf förderlich ist überdies das stark klingende Bose-Soundsystem.

Beim Kauf eines gebrauchten Audi S4 unbedingt die Xenon-Scheinwerfer prüfen. Im Alter werden diese gerne undicht und laufen von innen an. Ersatz ist teuer und so bietet sich die Gelegenheit für Preisverhandlungen.

AudiS4-B6-Seats

Marktlage und Preise

Das Angebot an Audi S4 B6 nimmt stetig ab. Wer einen guten hat, behält ihn meist. Preislich gelingt der Einstieg in kaum fahrbereite Modelle ab rund 4.000 Euro, für S4 unterhalb der 150.000 Kilometer Grenze können auch 10.000 Euro und mehr verlangt werden.

Ab spätestens 15.000 Euro beginnt dagegen die Liebhaberei mit Fahrzeugen aus erster Hand und weniger als 100.000 Kilometer auf dem Tacho. S4 Cabrios werden etwas teurer gehandelt. Für die preisliche Entwicklung interessant ist zudem die Tatsache, dass der S4 B6 nur etwas über 1 ¾ Jahre lang gebaut wurde bis das "Facelift" des B7 erschien. Ein B6 RS 4 wurde nicht angeboten.

AudiS4-B6-Rear

Fazit

Der Audi S4 B6 fährt stramm auf seinen 20. Geburtstag zu und ist damit fast ein Youngtimer. Dass er als solcher bezeichnet werden darf, steht außer Frage. Qualitativ und in Sachen Korrosionsschutz setzt er sich von der damaligen Konkurrenz ab, die Fahrleistungen sind für eine Sportlimousine der 2000er weiterhin sehr ansprechend. Auf der Kehrseite stehen allerdings hohe Unterhaltskosten, sofern das Fahrzeug über die Jahre nicht anständig gepflegt wurde. Eine neue Steuerkette nebst Anbauteile, regelmäßige Ölwechsel (auch des Automatikgetriebes) und wenige Vorbesitzer sind gute Kaufargumente. (Text: tv | Bilder: mg | Weitere Bilder: Hersteller)

Technische Daten*

  • Modell: Audi S4 (B6) Limousine
  • Motor: Achtzylinder-Benziner, 4.163 ccm
  • Leistung: 344 PS (253 kW) bei 7.000 U/min
  • Drehmoment: 410 Nm bei 3.500 U/min
  • Antrieb: Allrad, 6-Gang-MT/6-Gang-Tiptronic
  • Verbrauch kombiniert: 13,3 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 321 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 5,6-5,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,58 m/1,78 m/1,42 m
  • Gewicht: 1.660-1.705 kg
  • Neupreis 2003: ab 52.420 Euro

*Herstellerangaben

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