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Oldie-Test Audi A8 L (D2) W12: Piëchs Meisterstück

Der Audi A8 D2 6.0 quattro ist ein Meisterwerk aus der Piëch-Ära und kombiniert technischen Vorsprung mit unaufdringlichem Luxus. Dank Aluminiumleichtbau und dem legendärem W12-Motor setzt er Maßstäbe – auch 24 Jahre nach seiner Premiere. Nur 650 Exemplare gebaut, heute reift er zum Klassiker.

Der Audi A8 L (D2) W12 auf einen Blick

  • Baujahr: 2001–2002
  • Motor: 6,0-Liter-W12 mit 420 PS und 550 Nm
  • Besonderheiten: Aluminium-Space-Frame, Trockensumpfschmierung, quattro-Allradantrieb
  • Produktion: Nur rund 650 Einheiten
  • Einstiger Neupreis: Circa 212.000 DM
  • Heute erhältlich ab: Rund 18.000 Euro (gute Exemplare)
  • D2 mit Kanzlerbonus: Gerhard Schröders Dienstwagen ab 1998

Die Piëch-Ära | TDI & Audi Space Frame | Der W12-Motor | Fahreindruck | Innenraum | Fazit

Die Piëch-Ära: Das Beste oder nichts

Welches Auto ist das Beste, das unter Ferdinand Piëch im VW-Konzern entstand? Für viele ist die Antwort klar: der Volkswagen Phaeton. Eine Limousine, die in ihrer Perfektion ihresgleichen sucht, gefertigt in einer eigens errichteten Gläsernen Manufaktur in Dresden – einem Symbol für höchsten Anspruch und handwerkliche Präzision. Ein Auto, das alles übertraf, was jemals das VW-Logo trug. Auch wir sind begeisterte Anhänger dieser Oberklasse-Limousine. Doch der Phaeton wäre ohne technische Schützenhilfe aus Ingolstadt kaum denkbar gewesen. Denn seine Basis teilt er sich mit einem weiteren Meisterwerk aus der Piëch-Ära: dem ersten Audi A8 (D2), der dieses Jahr sein 30. Jubiläum feiert.

30 Jahre Audi A8 – das bedeutet, dass die ältesten Exemplare nun bereits mit einem H-Kennzeichen über die Straßen rollen dürfen. Dank der innovativen Aluminium-Karosserie (Audi Space Frame – ASF), die ab 1994 erstmals im Serienautomobilbau eingesetzt wurde, präsentieren sich viele A8 auch heute noch in einem äußerlich beeindruckend gutem Zustand. Während BMW Siebener (E38) und Mercedes S-Kasse (W140) immer häufiger mit Rost zu kämpfen haben, zeigt der D2 meist nur leichte Oberflächenkorrosionen.

Audi A8 D2 W12 - Seiten-Heckansicht

Vorsprung durch Technik: TDI und Audi Space Frame

Auch in technischer Hinsicht war der erste Audi A8 seiner Zeit weit voraus. Mit der Kombination aus permanentem Allradantrieb (quattro), Automatik und einem standesgemäßen 4,2-Liter-V8 setzte der D2 Maßstäbe. Auf der Tokio Motor Show 1993 feierte er seine Weltpremiere – mit einer aufpolierten Karosse, um die Aluminium-Bauweise zu demonstrieren, und unter der Haube mit einem damals revolutionären 3,4-Liter-V8-TDI bestückt. Doch bis ein Achtzylinder-Diesel mit 3,3 Litern tatsächlich in Serie ging, vergingen weitere sieben Jahre. Zeit, in der die Mitbewerber aufholten. BMW präsentierte 1999 einen V8-Diesel im E38, Mercedes folgte 2000 ebenfalls mit einem Achtzylinder-Ölmotor in der neuen S-Klasse (W 220).

Allein beim Gewicht blieb Audi führend. Durch die Space Frame-Bauweise brachte die Karosserie gerade einmal 249 Kilogramm auf die Waage. Wer auf den üblichen Luxus verzichtete, einen kleinen 2,8-Liter-V6 mit Handschaltgetriebe wählte und nur die Vorderräder antrieben ließ, konnte das Leergewicht des D2 auf sensationelle 1.460 Kilogramm reduzieren – eine Zahl, die für eine Oberklasse-Limousine, vor allem in der heutigen Zeit, geradezu utopisch erscheint.

Audi A8 D2 W12 - Motor

Der W12-Motor: Ein Antrieb der Superlative

Abgesehen vom erwähnten ASF zeigt kaum etwas den technischen Vorsprung des A8 besser als der 2000 vorgestellte W12-Motor. Der von Ferdinand Piëch erdachte und vom damaligen Leiter der Volkswagen Aggregateentwicklung Dr. Karl-Heinz Neumann umgesetzte 6,0-Liter-Zwölfzylinder, bestehend aus zwei im 72-Grad-Winkel gekoppelten VR6-Motoren, wurde speziell entwickelt, um im beengten Vorderwagen des D2 Platz zu finden. Mit einer ungewöhnlich kurzen Baulänge von 513 Millimetern sowie einer Breite von 690 Millimetern, war er nicht größer als der bekannte Audi 4,2 V8-Motor. Zusammen mit dem Einsatz von Leichtmetallen wie Aluminium und Magnesium gelang es zudem das Gewicht des Aggregats auf 245 Kilogramm zu drücken.

Für die optimale Ölversorgung, selbst während extremer Längs- und Querbeschleunigung, kam eine – eher aus dem Sportwagenbau bekannte – Trockensumpfschmierung zum Einsatz. Im A8 L D2 leistete der W12 ab 2001 derweil 420 PS und 550 Nm Drehmoment und beschleunigte die immer noch weniger als zwei Tonnen schwere Oberklasse-Limousine in 5,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Elektronisch begrenzt wurde die Höchstgeschwindigkeit, die vom Stillstand weg bereits nach 38 Sekunden erreicht wurde, bei 250 km/h.

Jetzt lesen: Fahrbericht BMW 750iL (E38)

Audi A8 D2 W12 - Seitenansicht

Fahreindruck: So fährt sich der Audi A8 L (D2) W12

Doch lassen wir die Theorie an dieser Stelle hinter uns: Wie fährt sich die um 13 Zentimeter verlängerte Audi A8 Langversion mit dem legendären W12-Motor? Während es beispielsweise bei einem Siebener (E38) keinen allzu großen Beschleunigungs-Unterschied zwischen dem 4,4-Liter-V8 und dem 5,3-Liter-V12 zu spüren gibt, macht der 6,0-Liter-W12 aus dem D2 einen verkappten Sportwagen. Selbst dem damals nicht gerade schwachbrüstigen S8 nimmt er noch eine Sekunde von null auf 100 km/h ab. Die Leistungsentfaltung ist saugertypisch nahezu linear, mit gehörigem Nachdruck. Das maximale Drehmoment von 550 Nm liegt indes bei 3.500 U/min an. Höhere Drehzahlen sind dem Aggregat in aller Regel fremd.

Generell gilt, dass der äußerst laufruhige Antrieb unter allen Bedingungen für mehr als souveränen Vortrieb sorgt. Freilich muss man für diese Art der Mühelosigkeit an anderer Stelle eine Rechnung bezahlen: 18 Liter auf 100 Kilometer sind bei zügigen Fahrten auf der Landstraße keine Seltenheit. Doch besonders hier, auf den geschwungenen Pisten des Altmühltals nahe Ingolstadt, fühlt sich der lange A8 geradezu handlich an. Und das, obwohl der Wagen stattliche 5,16 Meter misst. Der quattro-Allradantrieb verteilt die Antriebskräfte stets gleichmäßig auf die Straße, das Stahlfahrwerk wahrt die Balance zwischen Sportlichkeit und Komfort, und das Fünfgang-Tiptronic-Getriebe lässt die Fahrstufen förmlich hineingleiten. Alles geht ohne groß Anstrengung – aber auf Wunsch ziemlich flott und nach oben ausgedreht mit einer feinen Klangnote des Zwölfzylinders versehen.

Audi A8 D2 W12 - Cockpit

Audi A8 (D2) Innenraum: Des Kanzlers Limousine

Gerhard Schröder machte aus dem D2 (mit 4.2 V8) 1998 die offizielle Kanzlerlimousine der Bundesrepublik. Vorbei waren die Tage, als Mercedes-Benz der unangefochtene Hoflieferant für das drittwichtigste Amt in Deutschland war. Während neue Oberklasse-Limousinen im Jahr 2024 ihre Passagiere mit reichlich Infotainment und immer neuen Luxusspielereien umgarnen, besticht der Innenraum des D2 auch heute noch durch höchste Material- und Verarbeitungsqualität.

Was nach Holz aussieht, ist Holz. Was sich wie Leder anfühlt, ist Leder. Was glänzt wie Aluminium, ist Aluminium. Unaufdringlicher Luxus stand Anfang der 2000er klar im Vordergrund, obschon man auch in einem A8 L von anno 2002 bereits ein Rearseat-Entertainment-System, Kartennavigation, Autotelefon und Faxgerät ordern konnte. Für den richtigen Klang sorgte ein Bose-Soundsystem, und besonders die Langversion bot auch in der zweiten Sitzreihe fürstlichen Beinraum. Selbstredend sind die Komfortsitze vorne wie hinten urst bequem. Wer hinten ein Nickerchen halten wollte, konnte außerdem entsprechende Ruhekissen bestellen.

Audi A8 D2 W12 - Rücksitze

Fazit

Der Audi A8 L (D2) W12 verkörpert auch 24 Jahre nach seiner Premiere in jeder Ritze „Vorsprung durch Technik“. Technisch herausragend – einerseits durch den leichtbauenden Aluminium-Space-Frame, andererseits durch ein wahres Motoren Meisterstück – ergibt sich zusammen mit dem hochwertigen Innenraum ein erhabenes Fahrgefühl, das auch den Vergleich zu heutigen Oberklasse-Limousinen nicht scheuen muss. Nur 650 Einheiten sollen produziert worden sein; der einstige Neupreis lag bei circa 212.000 DM. Gute Exemplare lassen sich auf AutoScout24 heute für rund 18.000 Euro finden. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

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