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Test: Audi A7 Sportback – Interne Konkurrenz

Angeben macht Spaß. Die Meisten, die das leugnen, schwindeln – behaupte ich jetzt einfach mal. Perfekt prahlen kann man beispielsweise mit „mein Haus, meine Yacht, mein Auto“. Für letzteres könnte mal wieder ein Audi herhalten.

Denn der fast fünf Meter lange A7 Sportback sieht nobler aus als der A8, ist trotzdem günstiger und daher perfekt für alle, die gerne auf Dicke-Hose machen; Geld sollten diese allerdings auch mitbringen, den Geschmack kaufen sie sich mit dem A7.
Okay, zugegeben, von vorne ist der A7 Sportback ein wenig uniform aus. Er könnte eben auch ein A6, ein A8 oder ein A-irgendwas sein. Aber ist das schlimm? Wenn ja, sollten Sie direkt hier das Lesen beenden, denn dann interessiert Sie dieser Audi, wie eben jeder andere Ingolstädter, sowieso nicht. Für alle anderen: Dranbleiben, denn der A7 Sportback bietet Überraschendes.

Einmaliges Heck, beliebige Front

Die Überraschung fängt trotz seines Gleichseins beim Aussehen an. Bietet die Front kaum Besonderes, erweist sich die Seitenlinie und vor allem das Heck des A7 Sportback als einmalig und erstklassig. Damit schaffen die Ingolstädter eine Brücke zwischen Neu und Alt, denn bereits das Audi 100 Coupé S aus den 70er Jahren vertraute auf dieses abrupte Ende am Ende. Damit hat der A7 deutlich mehr Stil als der langweilige A8, Punkt.

Ähnlich überzeugend sind einige innere Werte des A7 Sportback. Die taugen zum Angeben freilich nur, wenn man Freunde in sein Allerheiligstes einlädt. Platz für drei Passagiere ist reichlich. Vorne wie hinten wird sich niemand über mangelnde Bewegungsfreiheit beschweren – einschließlich Kopfraum. Das aber reicht zum Angeben nicht aus, bietet doch auch ein profaner A4 genug Platz.

Das Spezielle im A7 ist das Schöne im Detail. So beeindrucken die 4.430 Euro teuren, belederten Komfortsitze, bei denen die Sitzheizung zwar abermals 370 Euro kostet, aber was soll‘s. Noch faszinierender ist aber das Schichtholz für rund 1400 Euro, das jedoch noch immer nicht zu bestellen ist. Die Materialgüte des Naturmaterials ist phänomenal, die Hände wollen mit dem Begrabschen gar nicht mehr aufhören, Abnutzungserscheinungen nicht ausgeschlossen.

Ergonomie und Bedienung top

Aber nicht nur die Qualität auf handwerklicher Basis überzeugt, die Ergonomie und die Bedienfreundlichkeit (serienmäßig) stechen abermals aus der Masse hervor. Außerdem überzeugt die Spracheingabe für Navi-Adressen und Telefonnummern. Das Touch-Pad, auf dem Telefonnummern mit dem Finger gekritzelt und dann in sinnvolle Informationen für das System umgewandelt werden, funktioniert zwar auch, kann aber im Vergleich zur Spracheingabe nur zweite Geige spielen, da ablenkender. Traurig nur, dass bei einem Grundpreis von 58.600 Euro all das extra kostet. So endet die Preisliste des Testwagens bei mehr als 93.000 Euro – auch eine Angeberzahl…und auf A8-Niveau.

Zustande kommt der exorbitante Preis aufgrund teils sinnvoller, teils zwingend notwendiger Extras. Als weniger zwingend sondern vielmehr absolutes Luxus-Accessoires erweist sich das Bang & Olufsen Advanced Sound System mit den zwei auf dem Armaturenbrett ausfahrbaren Satelliten-Hochtönern. 6.000 Euro will Audi dafür haben, dabei gibt es bereits für weniger als 1.000 Euro bestens klingende Bose-Lautsprecher. Eine Empfehlung verdient der adaptive Tempomat. Denn er funktioniert nun so, wie man es sich schon immer gewünscht hätte: Blinkerbetätigen heißt im A7 Sportback Geschwindigkeit halten, selbst wenn der Audi bereits näher am vorausfahrenden Fahrzeug dran ist, als programmiert wurde. Das fördert flüssiges Fahren, denn der Fahrer muss weder extrem frühzeitig die Fahrspur wechseln, noch bremst der Wagen (trotz eventuell hoher Differenzgeschwindigkeit) ab.

Großer Benziner, großer Durst

Zwar stellt der 3.0 TFSI nicht das Gros der A7 Sportback-Verkäufe dar, übersehen werden sollte dieses Aggregat indes aber auch nicht. Denn der Kompressor-V6 hat seine Daseinsberechtigung. 300 PS leistet er, 440 Newtonmeter stemmt er fröhlich auf die Kurbelwelle und spannt daher bereits bei niedrigen Drehzahlen die Muskeln ordentlich an. So fühlt er sich kraftvoll, antrittsstark und dennoch geschmeidig an, irgendwie passend. Untermalt wird sein Auftreten von einem angenehmen Motorklang, der erst bei höheren Touren rauer wird. Dieser Bereich muss jedoch nur aufgesucht werden, wenn die Sprintwerte von 5,6 Sekunden (0-100) oder die Endgeschwindigkeit von 250 km/h gefragt sind – also fast nie.

Ab Werk wird der Kompressormotor ausschließlich mit dem Sieben-Gang-Direktschaltgetriebe und Allradantrieb (40:60-Verteilung) kombiniert. Eine Wandlerautomatik gibt es für ihn nicht. Wer den Komfort einer herkömmlichen Automatik zu schätzen weiß, wird sich mit dem Stronic genannten Doppelkupplungsgetriebe eher nicht arrangieren können. Das System kuppelt bisweilen hart ein, zudem fehlt der sanfte Schub beim Parkieren und beim Blitzstart zuckelt der A7 hin und wieder undefiniert los. Feine Art ist anders. Nach wie vor ungeschlagen: Die Schnelligkeit, mit der die Gangwechsel stattfinden.

Nicht ganz überzeugend agiert auch die serienmäßige Stopp-Start-Funktion. Schön ist: Man kann per Fußdruck bestimmen, ob der Motor beim Anhalten abgestellt werden soll oder nicht. Fester Druck bedeutet Motor aus (und das auch bei deutlich unter null Grad Celsius); sanfter Druck und der Motor läuft weiter, was bei voraussichtlich kurzen Stopps durchaus sinnvoll ist. Weniger schön ist hingegen, dass das Abstellen und Anspringen auffälliger vonstattengeht als beispielsweise bei einem Mazda 3. Zu viel Geräusch, zu viel Geschüttel, zu langsam lautet das Urteil. Und dass das System beim Spritsparen hilft, ist angesichts eines Testverbrauchs von fast 14 Liter Superbenzin zweitrangig.

Luftfederung überflüssig

Audi spendierte dem getesteten 3.0 TFSI die Luftfederung für 2.000 Euro. Eine Investition die man sich selbst ersparen sollte, vorausgesetzt, auf die variable Fahrzeugstandhöhe kann verzichtet werden. Denn wie so oft bei Fahrzeugen mit Luftbälgen gefällt die Abstimmung nicht 100prozentig.

So ist bereits der Comfort-Modus für nahezu alle Belange zutreffend. Hier bekommt man die von Audi gewohnte Straffheit, Exaktheit und noch ausreichenden Komfort. An dem hohen Gesamtgewicht von fast zwei Tonnen und der damit verbundenen Schwere unter manch dynamischen Aspekten ändert das freilich nichts. Auch in den Stellungen Normal und Sport (Dynamic) schiebt der Sport-Back über die Vorderachse und ist meilenweit von einem Sport-Wagen entfernt.

Daher sollte vor dem A7-Kauf eine Probefahrt auf dem Programm stehen – meist wird die Entscheidung zugunsten des Standardfahrwerks ausfallen. Die gesparten 2.000 Euro können guten Gewissens in die LED-Scheinwerfer (1.800 Euro) investiert werden, denn diese verbinden Prestige (= angeben) und Nutzen miteinander.

Technische Daten
Marke und Modell Audi A7 Sportback TFSI
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 2.995 / V6
Leistung (kW / PS) 220 / 300
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 440 / 2.900 - 4.500
Antriebsart Allrad
Getriebeart 7-Gang-Doppelkupplung
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.969 / 1.911 / 1.420
Radstand (mm) 2.914
Wendekreis (m) 11,9
Leergewicht (kg) ab 1.860
Kofferraum (Liter) 211 - 892
Bereifung Testwagen 235/45 R19 Dunlop Winter Sport 3D
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 8,2 (mit Stopp-Start)
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 190 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 13,4
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 5,6
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k .A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k .A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 250
Preise
ab (Euro) 58.600,00
Empfohlene Extras Metallic-Lack (950 Euro), 19-Zoll-Räder (ab 950 Euro), Komfortsitze (2.500 Euro), Leder (ab 1.930 Euro), Sitzheizung vorne (370 Euro), Dämmglas (1.190 Euro), LED-Scheinwerfer (1.800), Notrad (90 Euro), Holzdekor (ab 790 Euro), Ambientebeleuchtung (570 Euro), Einparkhilfe Plus (780 Euro), Navigation (ab 2.380 Euro), Handyvorbereitung (490 Euro),  Bose Soundsystem (950 Euro), USB- und iPhone-Anschluss (300 Euro), Digitalradio DAB (390 Euro)
Weitere DatenWeitere Daten

Fazit

Ein großer Wurf, nicht nur für Angeber. Der Audi A7 Sportback gefällt, optisch wie technisch und ist die schöne (und günstige) Alternative zum A8, für alle, die den Platz des A8 nicht benötigen. Im Moment entscheiden sich in etwa gleich viele Audi-Käufer für A8 und A7, rund 500 im Monat, in Deutschland. Kein Wunder, denn so machen A7 Sportback-Käufer trotz Kosteneinsparung weder bei der Qualität noch beim Image Abstriche, beides ist auf Luxusniveau.

Der Preis selbstverständlich auch. Vor allem, wenn man den V6-Kompressor wählt, der den 75-Liter-Benzin-Tank schneller leersüffelt, als vielen lieb ist. Zum Glück gibt es zum gleichen Kurs den 3.0 TDI.

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