Der neue Audi A6 Avant auf einen Blick
- Business-Kombi jetzt 4,99 Meter lang
- Infotainment bekannt aus A5 und A6 e-tron
- Innenraumqualität nicht auf Top-Niveau
- Sehr guter Reisewagen
- Plug-in-Hybride folgen später
- Grundpreis (150 kW TFSI) ab 58.000 Euro
- Auslieferungen starten Ende Mai 2025
Design | Innenraum & Infotainment | Kofferraum | MHEV plus Technologie | Fahreindruck | Rückkehr des V6 TDI? | Erstes Fazit | Technische Daten
Mittlerweile sehen wir die Abkehr vom Selbstzünder nicht nur in vielen kleineren Baureihen, sondern vermehrt auch in der oberen Mittelklasse. Beim neuen Audi A6 Avant C9 etwa steht zum Marktstart erstmals in der 31-jährigen Modellgeschichte (mit Ausnahme der Baureihe C4, die einen Fünfzylinder-Diesel bot) kein V6 TDI bereit. Die Lücke soll zunächst ein fein gemachter 2.0 TDI mit MHEV-plus-Technologie schließen, wobei vor allem Flottenkunden auf die hierzulande steuerbegünstigten Plug-in-Hybride warten dürften. Für Genussfahrer bleibt dagegen ein V6-Benziner im Angebot. Es ändert sich mit der Neuauflage also nicht alles, aber vieles.
Audi A6 Avant C9 Design: Der Kombi gewinnt an Präsenz
Dazu gehört natürlich auch das Design. Notorische Nörgler könnten Audi-Exterieur-Designer Francesco D’Amore vorwerfen, den A6 nicht deutlich genug vom ebenfalls neuen A5 emanzipiert zu haben. Vor allem wenn der auf 4,99 Meter angewachsene Avant im echten Leben vor einem steht, können wir dieser Kritik nicht folgen.
Die Unterschiede zur kleineren Baureihe sind markant; auch zur Vorgängergeneration C8 hebt man sich deutlich ab. Neben dem bereits in der Basis hochwertig wirkenden Singleframe-Grill, den scharf gezeichneten LED-Scheinwerfern und der insgesamt eleganten Silhouette erfreut sich das Auge an den breiten Schultern und „heißen“, also echten Endrohrblenden. Den Abschluss markieren optional individualisierbare OLED-Rückleuchten. Noch nicht überzeugt? Die in kürze folgende A6 Limousine wird besonders am Heck einen deutlich anderen Designansatz zeigen.
Innenraum & Infotainment: Cockpit mit Kritikpunkten
Im Innenraum erwartet uns zwar weiterhin eine sehr gute Verarbeitung, bei der Materialauswahl sowie dem generellen Arrangement war man in Ingolstadt aber schon mal spürbar besser. Analog zum Audi A5 bestimmt nun auch im A6 das MMI-Panoramadisplay im Curved-Design das Cockpit. Wer den Vorgänger kannte und schätzte, muss sich erst einmal zurechtfinden. Knöpfe und Schalter wurden weiter reduziert, die Bedienung erfolgt vordergründig über das 14,5 Zoll große OLED-Touchdisplay. Während man nach einigen Kilometern zwar ein Gefühl dafür bekommt, wo man was einstellen kann, bleibt die Bedienlandschaft insgesamt zu unübersichtlich und überfährt den Fahrer geradezu mit Informationen.
Nicht sonderlich begeistert sind wir zudem vom neuen Virtual Cockpit, das in Sachen Darstellung und Funktionsumfang schlechter ist als bisher. Gleiches gilt für die billig wirkenden Bedienfelder auf dem leicht hexagonalen Lenkrad. Ein Vorsprung durch Technik ist dagegen das optionale Augmented-Reality-Head-up-Display – gestochen scharf und mit sinnvollen Einblendungen muss man den Blick in der Tat seltener von der Fahrbahn wenden. Ebenfalls als Extra erhältlich ist der 10,9 Zoll große Beifahrerbildschirm. Wählt man diesen jedoch nicht, erhält man zur Strafe eine Platzhalterfläche, die einen ständig daran erinnert, dass man an der Fahrzeugausstattung gespart hat.
Audi A6 Avant Kofferraum: Nutzwert bleibt solide – wenn auch nicht überragend
Dagegen hat sich die für einen Kombi wichtige Nutzwertqualität beim neuen A6 Avant nur geringfügig verändert. Das Ladevolumen sinkt antriebsabhängig von 565 auf 466 bis 503 Liter, wobei die Unterschiede daraus resultieren, dass bei den MHEV-plus-Varianten unter dem Ladeboden die 48-Volt-Batterie verbaut wird.
Nicht ganz so erfreulich: Nach dem Umklappen der dreigeteilten Rückbanklehne wächst das Stauvolumen auf eher durchschnittliche 1.534 Liter, der Ladeboden in Richtung Vordersitze steigt zudem leicht an. Dafür hält man in Ingolstadt am sinnvollen Schienen-Arretier-System und einer serienmäßig elektrisch öffnenden Heckklappe fest. Obschon das Reisegepäck auch im neuen A6 seinen Platz finden wird – gerade in der ersten Reihe hätten wir uns über etwas mehr Beinfreiheit gefreut. Großgewachsene könnten sich zum Beispiel an der weiterhin breiten Mittelkonsole stören.
MHEV plus: Kehrt der Vorsprung durch Technik zurück?
Derweil hatten bei der Antriebsentwicklung des Audi A6 C9 Komfort und Effizienz Priorität. Aufbauend auf der neuen Premium Platform Combustion (PPC) übernahm man weitestgehend die Motoren aus dem Audi A5, wobei etwa der 270 kW / 367 PS starke V6 TFSI nicht das S-Modell antreibt, sondern noch unter die „normalen“ Motorisierungen fällt. Wie auch der 150 kW / 204 PS starke 2.0 TDI setzt das vorläufige Topmodell zum Spritsparen auf ein erweitertes 48-Volt-Mild-Hybrid-System, das Audi „MHEV plus“ getauft hat.
So werden die Verbrenner nicht mehr nur durch einen Riemenstartergenerator (RSG), sondern auch durch einen Triebstranggenerator (TSG) unterstützt. Montiert direkt an der Ausgangswelle des serienmäßigen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes, kann dieser bis zu 18 kW / 24 PS elektrische Leistung zum Antrieb beitragen und das Fahrzeug sogar alleine antreiben – etwa beim Ein- und Ausparken. Die Energie liefert eine 1,7 kWh große Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP), die – wie erwähnt – im Unterflurfach des Kofferraums untergebracht ist.
Fahreindruck Audi A6 Avant TDI quattro 150 kW: Souverän und effizient
Auch wenn viele Dienst- und Firmenwagenberechtigte mit Spannung auf die noch folgenden Plug-in-Hybride warten dürften, sollte man den Zweiliter-Diesel nicht vollends abschreiben. Der 204 PS und 400 Nm starke Mild-Hybrid-Vierzylinder (mit und ohne quattro-Allrad erhältlich) wurde teilweise neu entwickelt, überzeugt durch gute Elastizität und einen ruhigen Lauf.
Waren dies schon bisher die Stärken des 2.0 TDI, wurde das Aggregat nach der MHEV-plus-Aufwertung noch einmal spürbar verfeinert. Wo einst ein Turboloch für geringe Verzögerungen sorgte, springt nun der Triebstranggenerator ein und zieht den Selbstzünder souverän aus seinem Leistungstief. Das Ergebnis: ein noch spontaneres Ansprechen und ein Fahren ohne nennenswerte Zugkraftverluste. Der Verbrauch wanderte auf der Testfahrt in Portugal, trotz vieler bergiger Land- und zügiger Autobahnpassagen, schnell unter die Marke von sieben Litern.
Fahreindruck Audi A6 Avant TFSI quattro 270 kW: Geschmeidig und schnell
Dass der stets allradgetriebene Sechszylinder-Benziner diesen sorglosen Fahreindruck nochmals verstärkt, dürfte logisch sein. Von null auf 100 km/h geht es in 4,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei Tempo 250 erreicht. Die Geschmeidigkeit, die der Mild-Hybrid-V6 unter Alltagsbedingungen an den Tag legt, ist indes außergewöhnlich – wenngleich er die ruhige Gangart eindeutig bevorzugt. Werden die 367 PS und 550 Nm allzu sehr gefordert, entsteht schnell Unruhe. Verbrenner, Getriebe und MHEV-Technik arbeiten dann nicht mehr ganz so harmonisch zusammen, wie sie eigentlich könnten.
Dem kann man entgegenwirken, wenn man etwa auf einer leeren Passstraße zu den Schaltpaddels am Lenkrad greift und den A6 Avant länger in einer Fahrstufe hält. Auch wenn der klangliche Auftritt des V6 blass bleibt, macht es dennoch Spaß, dieses Auto zu bewegen – besonders dann, wenn die optionale Luftfederung und die Allradlenkung verbaut sind. Letztere verbessert nicht nur das Handling, sondern reduzieren auch den Wendekreis auf gerade einmal 11,3 Meter.
Wird es wieder einen V6-Diesel geben?
Derweil fehlt zum Marktstart des neuen Audi A6 C9 der bei deutschen Kunden beliebte V6-Diesel. Dass ein 3.0 TDI nachgereicht wird, gilt als wahrscheinlich. Technisch ist es machbar, aber auch aufwendiger: Das im VW-Komponentenwerk Kassel weiterentwickelte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verkraftet nur 550 Nm – zu wenig für den potenten Selbstzünder. Für über 600 Nm bräuchte es also eine anderen Automaten, etwa eine abgewandelte Version des ZF-8-Gang-DSG, das bereits in leistungsstärkeren Modellen von Porsche und Bentley zum Einsatz kommt.
Neben dem besagten 2.0 TDI und 3.0 TFSI wird in der Basisvariante auch ein 150 kW / 204 PS starker 2.0 TFSI mit Frontantrieb angeboten, den wir aus Zeitgründen beim ersten Kennenlernen jedoch nicht fahren konnten. Der neue Audi A6 Avant steht ab Mai bei den Händlern, die Limousine folgt einige Wochen später. Der Grundpreis beträgt in Deutschland für den Basisbenziner 58.000 Euro.
Erstes Fazit
Wiedererstarkt in Design und Technik bleibt der neue Audi A6 Avant im Cockpit hinter den Erwartungen zurück. Zu dicht am A5, fehlt dem großen Bruder das innerliche Alleinstellungsmerkmal - auch bei der eher nicht so premiumhaften Materialauswahl. Souverän bleibt indes der Fahreindruck des Business-Kombis: Der 2.0 TDI ist ein solider Alltagsbegleiter, der 3.0 TFSI eignet sich für den Autokenner, der bereit ist, für den V6 einige Tausend Euro extra zu bezahlen. Eine Vorschau auf die noch folgenden Plug-in-Hybrid-Antriebe liefern die neuen PHEV-Varianten des A5. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
Technische Daten
Modell | A6 Avant TFSI | A6 Avant TDI (quattro) | A6 Avant TFSI quattro |
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Motortyp | 4-Zylinder-Turbo mit Start/Stopp | 4-Zylinder-Turbo mit MHEV plus | 6-Zylinder-Turbo mit MHEV plus |
Hubraum in cm³ | 1.984 | 1.968 | 2.995 |
Antrieb | Front | Front / quattro | quattro |
Leistung in kW (PS) bei /min | 150 (204) bei 4.300–6.000 | 150 (204) bei 3.800–4.200 | 270 (367) bei 5.550–6.300 |
Max. Drehmoment in Nm bei /min | 340 bei 2.000–4.000 | 400 bei 1.750–3.250 | 550 bei 1.700–4.000 |
Beschleunigung 0 auf 100 km/h in s | 8,3 | 7,9 (7,0) | 4,7 |
Vmax in km/h | 240 | 241 (238) | 250 |
Grundpreis in Euro | 58.000,- | 61.700,- | 72.500,- |