Der Audi A4 Avant gilt als klassischer Vertreterkombi, Fuhrparkliebling und im Gebrauchtwagenalter als geschätztes Fortbewegungsmittel für die Kleinfamilie. In fünfter Generation wird der 4,76 Meter lange Alltagsheld nun angeboten – zählt man den Audi 80 als direkten Vorgänger hinzu, sind es seit 1972 sogar schon zehn verschiedene Modelle. Der aktuelle Audi A4 Typ B9 (intern 8W) kam derweil 2015 auf den Markt, wurde erstmals 2018 leicht und 2019 deutlicher überarbeitet. Wahrscheinlich erst für 2023 ist die Vorstellung des Nachfolger geplant.
Wenngleich die Modellpflege als auffälligste Änderungen neue Leuchten, angepasste Front- und Heckschürzen sowie einen geänderten Kühlergrill mit sich brachte, sind es die technischen Neuerungen unter dem Blechkleid, die den eigentlichen Unterschied machen. So erstarkte unter anderem der von uns gefahrene 40 TDI von 140 kW/190 auf nunmehr 150 kW/204 PS bei unveränderten 400 Newtonmeter Drehmoment (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,9-4,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 128-120 g/km². Unterstützt wird der Diesel seit dem Facelift zusätzlich durch moderne 12-Volt-Mild-Hybrid-Technik.
Der verbaute Riemenstartergenerator lässt den A4 Avant 40 TDI quattro (ab 48.000 Euro) beim Gaswegnehmen länger ohne Antrieb Segeln, ermöglicht längere Start-Stopp-Phasen und unterstützt den Fahrer so beim Spritsparen. Wer mit dem Ingolstädter zurückhaltend über die Autobahn gleitet, wird mit Spritverbräuchen von etwas mehr als fünf Liter auf 100 Kilometer belohnt, insgesamt pendelte sich der flott gefahrene Testverbrauch (laut Bordcomputer) bei guten 6,8 Liter ein.
In der gesamten Motorenpalette muss der 204 PS leistende 2,0-Liter-Vierzylinder als eine Art Kompromiss aus Dynamik und Sparsamkeit gesehen werden und geht damit als klarer Favorit durch. Aus unserer Sicht passt der 40 TDI nach wie vor am besten zum Audi A4 Avant. Der Common-Rail-Diesel verfügt über eine gleichmäßige Kraftentfaltung, kennt auch aus Stopp-Phasen heraus kaum eine Anfahrschwäche und hält sich überdies akustisch im Hintergrund. 7,1 Sekunden vergehen von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist mit rollwiderstandsoptimierten Reifen bei 210 Stundenkilometer erreicht. Gegen Aufpreis sind beim 40 TDI quattro auch 236 km/h möglich.
Wo der Motor glänzt, patzt das Automatikgetriebe. Der 7-Gang S tronic Doppelkuppler reagiert nur zögerlich auf spontane Gasbefehle, schaltet sogar im Dynamic-Modus zu früh hoch und neigt bei Rangierfahrten zum unangenehmen Ruckeln. Zwischenzeitlich raubt die Automatik dem Diesel auch sein durchaus vorhandenes Temperament, was man nur umgehen kann, wechselt man in die manuelle Schaltstufe.
Großes Lob verdient dagegen das optionale Komfortfahrwerk mit Dämpferregelung (Aufpreis, je nach Ausstattung: 690 bis 1.030 Euro), das den A4 Avant äußerst erwachsen über selbst schlechte Straßen trägt. Dabei sind die elektronisch geregelten Stoßdämpfer auch dann nicht überfordert, geht es doch einmal auf einen giftig gefahrenen Alpenpass. Der allradgetriebene Testwagen blieb stets neutral und reagierte sehr vorhersehbar auf abrupte Lenkmanöver. Die sichere Grundabstimmung gefällt, genauso wie die standfeste Bremsanlage.
Mit Blick in den Innenraum fällt auch hier zunächst eine große Änderung ins Auge. Der Dreh-Drücksteller in der Mittelkonsole hat schon länger ausgedient, die Bedienung des Audi MMI Navigation Plus (2.245 Euro, inklusive kabellosem Android Auto und Apple CarPlay) gelingt nurmehr per Touch oder alternativ per Spracheingabe. Das kristallklare 10,1 Zoll große Display ist ein Fortschritt gegenüber der Vorfacelift-Technik, die Handhabung gestaltet sich weitestgehend sorgenfrei. Mager dagegen das Klangerlebnis des Audi Sound Systems (320 Euro), das in früheren Zeiten durchaus satter tönte.
Ebenfalls das Maß der Dinge ist die virtuelle Cockpitanzeige, die sich aber nur dann in der Darstellung verändern lässt, bezahlt man weitere 600 Euro extra. Die Preisgestaltung ist sodann der größte Knackpunkt des Audi A4 Avant. Denn alles was gut und begehrlich ist, kostet eine Stange Geld. So auch die sehr bequemen S line Sportsitze (im Paket zu 2.150 Euro), der Komfortschlüssel samt elektrischer Gepäckraumklappe (1.560 Euro) oder das große Assistenzpaket (2.410 Euro). Die digitalen Helferlein für die sichere Fahrt vielen dafür durch ihre präzise Arbeitsweise auf und erlaubten sich nur kleinere Schnitzer, etwa falsch erkannte Tempolimits.
In Sachen Platzgestaltung bleibt der Audi A4 Avant gewohnt großzügig in der ersten, aber leider auch erwartbar beengt in der zweiten Reihe. Vier Sitzriesen werden im Mittelklasse-Kombi kaum ihren Spaß finden und auch für große Ladeaufgaben sollte man eher andere Fahrzeuge vorsehen. Laut Datenblatt passen 495 Liter in den Kofferraum, wobei unter der selbstschließenden Ladeabdeckung noch wesentlich weniger Gepäck verstaut werden kann. Legt man die Rücksitzbank um, gehen in den A4 Avant immerhin bis zu 1.510 Liter. Mit der Anhängerkupplung (990 Euro) darf der 40 TDI quattro zudem bis zu 2.000 Kilo ziehen.
BMW 3er und Mercedes C-Klasse sind zwar neuer, der aktuelle Audi A4 Avant begegnet ihnen zum anstehenden Ende seiner Bauzeit aber weiterhin auf Augenhöhe und überzeugt im Falle des 40 TDI quattro vor allem durch seinen kraftvollen, sparsamen und traktionsstarken Antrieb. Das optionale Komfortfahrwerk macht seinem Namen alle Ehre, nur die 7-Gang S tronic nervt manches Mal durch ihre Unentschlossenheit. In Sachen Ausstattung bekommt man das, was man bezahlt, was den A4 schnell in Bereiche jenseits der 65.000 Euro treibt. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)