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Gebrauchtwagentest: Audi A3 8L (1996 – 2003) – Damals noch Neuland

Mit dem Audi A3 betrat Audi 1996 die Bühne der Kompaktwagen und bereitete den Weg für die noblen Kompakten. Technisch basiert der 4,15 Meter lange Ingolstädter auf dem VW Golf IV. Optisch erinnert fast nichts an den Organspender.

Bis auf ein paar bekannte Macken ist der Gebrauchtkauf eines A3 8L eine gute Wahl.
Ab etwa 1.500 Euro gibt es einen Audi A3 der ersten Generation. Allerdings haben diese oft 200.000 und mehr Kilometer auf der Uhr und sehen dementsprechend aus. Ab rund 3.000 Euro (bis etwa 11.000 Euro) gibt es gut erhaltene Modelle, aber darunter auch einige unverschämte Angebote. Daher heißt es bei den rund 3.000 Audi A3 8L, die in der AutoScout24-Börse zu finden sind: Augen auf und vergleichen.

Dabei sollten Fahrzeuge mit hoher Kilometerlaufleistung einen nicht abschrecken, denn sind die A3 ordentlich gewartet und gut gepflegt, spricht nichts gegen einen Kauf. Rost ist kein Thema – vorausgesetzt, das Fahrzeug hat keinen Vorschaden. Und auch die Lackbrillanz lässt sich mittels professioneller Aufbereitung oft wieder auf Jahreswagen-Niveau polieren, so dass auch ein 13 Jahre alter Audi A3 durchaus noch hübsch dastehen kann.

Erste Generation

Der 8L kam rund ein Jahr vor dem Golf IV auf den Markt und nutzt dieselbe Technik. Die Qualitätsanmutung kann, vor allem bei den Modellen vor dem Facelift im Jahr 2000, nicht überzeugen – zumindest, wenn man sie mit heutigem Audi-Maßstab beäugt. Das Armaturenbrett ist billig und hart, die Schalter sind speckig und unschön.

Das änderte sich eben erst mit dem Facelift, bei dem Audi dem A3 viel Softlack spendierte. Eine schöne Sache, aber auch nicht sonderlich langlebig. So sind viele Interieurs gezeichnet von abplatzenden Oberflächen an Griffen und Schaltern. Der Funktion tut das keinen Abbruch, auch wenn oftmals das Handschuhfach unmotiviert aufspringt und der Dosenhalter seinen Dienst quittiert. Bei den Modellen mit Sportsitzen kann es sein, dass die linke Lehnenwange vom Ein- und Aussteigen durchgescheuert ist. Zudem klappern bei den Zweitürern hin und wieder die Sitze.

Bis 1999 gab es den A3 übrigens ausschließlich als eher unpraktischen Zweitürer. Optisch sind die Unterschiede zwischen den beiden Varianten marginal, doch alleine der Einstiegskomfort durch die zwei zusätzlichen Türen hinten, und die kürzeren Türen vorne (Parklücken), steigt gewaltig. Daher sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt die Viertürer meist ein wenig teurer.

Eine umfangreiche Serienausstattung war bei Audi schon damals ein Fremdwort. Die Klimaanlage kostete immer extra, ebenso ein Original-Radio. Elektrische Fensterheber – die des Öfteren streiken – und mindestens zwei Airbags sind hingegen immer Serie. ESP gibt es erst ab Sommer 2000 für den 1.8T serienmäßig, bei allen anderen Motorisierungen kostete der Schleuderschutz von da an rund 500 Euro extra. Einige der Facelift-Modelle und alle S3 besitzen Lichtstarke Xenon-Scheinwerfer. Bei ihnen ist auf Funktionstüchtigkeit zu achten, denn ein Ersatz kostet mehrere hundert Euro. Ein Erkennungsmerkmal schwächelnder Xenon-Leuchten ist ein rötlicher Schimmer, wenn man von vorne in das Licht schaut.

Motoren

Den Anfang bei den Ottomotoren macht ein im Volkswagen-Konzern bis vor kurzem noch omnipräsenter 1.6er. Mit gut 100 PS reicht er für den rund 1.200 Kilogramm leichten Fünfsitzer vollkommen aus und benötigt nach Norm 7,4 Liter Superbenzin für 100 Kilometer. Aufgrund des recht kurz übersetzten Fünf-Gang-Getriebes lärmt er jedoch vor allem auf der Autobahn ab Tacho 140. Mit dem Facelift im Sommer 2000 wurde der Zwei-Ventiler, der lediglich die Euro-3-Norm erfüllt, überarbeitet. Die PS-Zahl bleibt nahezu unverändert (plus eins). Dafür schafft der Neuere die Euro-4-Norm und benötigt nur noch 6,8 Liter.

Eine Nummer größer, aber weniger empfehlenswert, ist der 1.8. Der Fünf-Ventiler läuft rau und trinkt übermäßig viel. Nach Norm sind es zwar nur 0,4 – ein Liter mehr als beim kleineren Benziner (7,8 Liter), in der Realität sind aber gut neun Liter die Regel. Dank 125 PS sind die Fahrleistungen flott, knapp über 200 km/h möglich. Der 1.8 wurde bis zum Modellende 2003 produziert und erfüllt bis dahin bestenfalls die Euro-3-Norm.

Lohnenswerter ist die Mehrinvestition für einen 150 oder 180 PS starken 1.8T. Der Normverbrauch steigt knapp über acht Liter, die Fahrleistungen liegen mit mindestens 214 km/h (Vier-Gang-Automatik) auf souveränem Niveau. Eine Tiptronic mit fünf Fahrstufen gibt es bei den Benzinern nur für den 1.8T mit 180 PS. Die Euro-4-Norm ist hier für alle Frontantriebsvarianten obligatorisch.

Quattro möglich

Neben dem Frontantrieb gibt es für die beiden 1.8T einen Haldex-Allradantrieb. Im 180-PS-Modell mit Lamellenkupplung-Allrad kommt erstmals ein Sechs-Gang-Schaltgetriebe zum Einsatz.

Bei allen Turbo-Benzinern sollte man darauf achten, dass kein Motortuning installiert ist/war. Zudem sind die Luftmassenmesser der Turbos sehr anfällig und quittieren gerne ihren Dienst, was beispielsweise mit Leistungsverlust und schlechtem Heißstartverhalten einhergeht.

Eine Ausnahmestellung markiert der S3, der seit Januar 1999 ausschließlich als Zwei-Türer zu haben ist. Das anfangs 210 PS starke Sportmodell wurde immer mit Allradantrieb und Sechs-Gang-Handschaltung angeboten und ist für damalige Verhältnisse in der Kompaktklasse eine außergewöhnliche Erscheinung. Ab September 2001 kommt eine 225-PS-Version zum Einsatz, die anstatt 238 km/h fortan 243 km/h schnell ist. Der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 gelingt in 6,6 Sekunden. An der Euro-3-Reinheit ändert sich hingegen bis zum Produktionsende nichts. Unsere Motorempfehlung bei den Benzinern: entweder 1.6 oder 1.8T.

Vorsicht, Diesel

Da in den 1990er Jahren der Dieselhype auch in der Kompaktklasse anfing, zollte Audi diesem Kundenverlangen Tribut indem sie mit drehmomentstarken TDI-Motoren antraten. Den Anfang machte der 90-PS-TDI, der einen für damalige Verhältnisse sensationell günstigen Verbrauch von unter fünf Litern mit kräftigen Fahrleistungen kombiniert. Doch Vorsicht: Die ersten Modellen erreichen lediglich die Euro-2-Norm! Im Spätsommer 1997 folgt die 110-PS-Version, die den Kraftstoff ebenfalls über eine Verteilereinspritzpumpe in Umlauf bringt.

Pumpe-Düse-Technik gibt es erst seit August 2000 in Form des 1.9 TDI mit 130 PS (Facelift). Diese Diesel-Granate bringt es auf eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h bei einem Normverbrauch von etwa fünf Litern. Zeitgleich führt Audi das TDI-Quattro-Modell ein. Eine Kombination, die in diesem Fall durchaus Sinn hat, denn das Drehmoment von 310 Newtonmeter ab 1.900 Touren zerrt arg am Frontantrieb. Im Mai 2001 löst der 101 PS starke 1.9 TDI den 90-PSler ab.

Auch bei den TDIs ist Motortuning via Elektronikänderung nicht selten, selten aber gut. Daher sollte auch hier besser ein Fahrzeug im Serientrimm bevorzugt werden. Denn schon bei den Normalmodellen muss beispielsweise penibel genau auf den Wechsel des Zahnriemens geachtet werden, der beim 110-PS-TDI alle 60.000 Kilometer anfällt oder spätestens nach sechs Jahren vorsorglich durchgeführt werden sollte, auch wenn die Kilometerleistung noch nicht erreicht ist. Unsere Motor-Empfehlung bei Dieselantrieben: 1.9 TDI mit 101 PS.

Fazit

Obwohl der Audi A3 8L mindestens sieben Jahre auf dem Buckel hat, ist er als Gebrauchter eine gute Wahl. Wie fast immer – sind bei finanzieller Machbarkeit – die Versionen nach dem Facelift im Jahr 2000 zu bevorzugen. Sie sehen schicker aus, haben teilweise modernere Motoren und besitzen die angenehmeren Materialien innen. Jedoch kann es auch hier sein, dass die Softlack-Oberflächen innen abgenutzt sind. Wen solche Schönheitsfehler stören, kann die meisten Bauteile recht einfach und verhältnismäßig kostengünstig austauschen.

Bei den aufgeladenen Benzinern und bei allen TDIs sollte vor dem Kauf geklärt und schriftlich fixiert werden, dass der Motor keine Leistungssteigerung bekommen hatte, denn diese kann die Lebensdauer des Antriebsaggregats negativ beeinträchtigen.

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