Die Marketingabteilung von Aston Martin hat das Beste aus dem Einstieg in die Formel 1 herausgeholt. Denn man setzt nicht nur auf die Strahlkraft des eigenen Rennstalls in der Königsklasse des Motorsports, sondern stellt auch gleich noch das Safety Car. Doch dieses, dem Formel 1 Starterfeld in bester Kameraposition vorausfahrende Werbeobjekt, war ebenfalls noch nicht genug. Denn nun kommt mit der Aston Martin Vantage F1 Edition auch noch eine Straßenversion mit F1-Folklore (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,6 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 264 g/km²).
Auf den ersten Blick wirkt das Sondermodell kaum wie ein klassischer Aston Martin. Understatement, Lässigkeit und zurückhaltende Coolness sucht man bei der F1-Edition des Vantage vergebens. Stattdessen sorgt sie mit einem üppigen Sichtcarbon-Aerodynamik-Paket für Aufsehen.
Immerhin bringt das Zusammenspiel aus fahrzeugbreitem Frontsplitter, zusätzlichen Dive Planes an der Frontschürze, angepassten Unterboden-Leitblechen und dem mächtigen freistehenden Heckspoiler auch eine deutliche Verbesserung der aerodynamischen Performance. An Vorder- und Hinterachse wird die Vantage F1 Edition nun vom Fahrtwind auf die Straße gepresst, der Abtrieb ist insgesamt bis zu 200 Kilogramm höher als beim Serien-Vantage.
Nicht nur die höhere Belastung durch den gesteigerten Anpressdruck, sondern auch die höheren Fahrdynamik-Anforderungen im Rennstreckenbetrieb ließen die Entwickler umfassend Hand an das Fahrwerk des F1 Vantage legen. So sind die Dämpfer grundlegend überarbeitet worden mit völlig geändertem Innenleben. Dadurch wurde eine größere Spreizung der Dämpfkraft erreicht. Damit dämpft die F1-Edition nicht nur in Hochgeschwindigkeitspassagen, oder bei Straßenschäden, sondern auch auf langen Bodenwellen deutlich besser. Der Spagat wurde also nicht nur in Richtung Sport, sondern auch in Richtung Komfort größer.
Passend zum angepassten Dämpfer-Setup wurde auch mit den Federn experimentiert. Eine steifere Federrate an der Hinterachse ermöglicht in Kombination mit der höheren Dämpfkraft eine bessere Kontrolle des Vantages um die Querachse. Die F1-Edition rollt weniger, lenkt dadurch schärfer ein und erhöht das Traktionsniveau.
Nötig ist das, denn der 4,0-Liter-V8-Biturbo, der von AMG aus Affalterbach zugeliefert wird, wurde nochmals in der Leistung gesteigert. Statt 375 kW/510 PS wie im Serien-Modell gibt es in der F1-Edition 394 kW/535 PS. Das maximale Drehmoment von 685 Newtonmeter ist geblieben, wird nun aber länger gehalten.
Die gesteigerte Leistungsabgabe verändert den Charakter des Vantage zwar nicht grundlegend, die Änderungen sind aber doch erfahrbarbar. Vor allem passt die neue Abstimmung des Achtgang-Automatikgetriebes perfekt zur performanteren Ausrichtung der F1-Edition. Die Elektronik nimmt während des Schaltvorgangs schneller Drehmoment weg und beschleunigt dadurch die möglichen Schaltzeiten. Auch beim Zurückschalten bringen die kürzeren Gangwechselpausen mehr Kontrolle für den Fahrer.
Das Ergebnis der langen Liste kleiner technischer Änderungen summiert sich am Ende zu einem beachtlichen Endergebnis. Vor allem abseits belebter Routen zeigt sich das neu gewonnen Talent der Aston Martin Vantage F1 Edition am deutlichsten. War er früher mehr der Powercruiser, der seine Verwandtschaft zu einigen AMG-Modellen kaum verstecken konnte, ist er nun zu einem echten Sportler avanciert.
Die Lenkung, auch hier wurde fein nachjustiert, zeigt sich quicklebendig und der ganze Wagen taucht willig in jede Kurve ein. Dabei bleibt er lange neutral und kann seine Kraft am Kurvenausgang wunderbar bündeln. Das Fahrwerk überzeugt auch auf schlechten Strecken und behält den Vantage jederzeit unter Kontrolle. Unsere Empfehlung ist allerdings klar die „Sport“-Stellung der Dämpfer – sie ist die komfortabelste Einstellmöglichkeit. Den Sport-Plus-Modus oder gar das Rennstrecken-Setup braucht man nur auf wirklich topfebener Strecke zu benutzen, im Alltag sind hier, außer unnötiger Härte, keine Vorteile auszumachen.
Denn trotz aller Aero-Kriegsbemalung ist der Vantage auch als F1-Edition kein Krawallbruder. Stattdessen zeigt er sich durch die subtilen Veränderungen nun als echte Fahrmaschine. Kleine Details wie die extra angemischten 21-Zoll-Pirellis, die bewusst keine Semislicks, sondern normale UHP-Reifen sind, zeigen es zusätzlich: das Sondermodell ist ein echtes Fahrerauto, das sich unter anderem mit dem eben vorgestellten neuen Porsche 911 (992) GTS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,7-9,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 243-221 g/km²) messen muss und kann.
Der Aston Martin Vantage als F1 Edition mag eine wilde Kriegsbemalung tragen, im Kern bleibt er aber doch herrlich britisch. Seine Fahrdynamik hat deutlich zugelegt und prädestiniert ihn besonders für die frühe Runde am Sonntagmorgen. Ob man den feststehenden Spoiler wirklich braucht? Im Alltag sicher kaum, aber er ist der Preis, den man für das feine Chassis zu zahlen bereit sein muss. Um beim Thema zu bleiben: Ab 162.000 Euro startet das Coupé in Deutschland. Wer einen Offenen will, muss noch einmal 8.100 Euro drauflegen und auf das Carbon-Dach verzichten. (Text: Fabian Mechtel | Bilder: Hersteller)