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Erster Test Alpine A290: Mehr als ein starker Renault 5?

Die neue Alpine A290 ist das vorläufig stärkste Derivat des neuen Renault 5. Mit sportlicher Optik, zwei Leistungsstufen und Top-Ausstattung will er ein elektrischer Hot Hatch sein, der die Minis vor sich hertreibt. Unser Test zeigt, ob er die Erwartungen erfüllen kann.

Die Alpine A290 GTS auf einen Blick

  • Renault-5-Topmodell
  • bis zu 160 kW / 218 PS
  • 0-100 km/h in 6,4 s; Vmax 170 km/h
  • Go-Kart-Feeling inklusive
  • Fein gemachter Innenraum
  • ab 44.700 Euro ein teures Vergnügen

Alpine A290 - Frontansicht

Alpine will zum Massenhersteller werden

Da wartet man seit Monaten, dass ein Renault 5 zum Test zur Verfügung steht, und am Ende startet man mit was? Genau: der stärksten erhältlichen Variante, der Alpine A290. Einen Erstkontakt auf der Straße mit dem pfiffigen Franzosen hatte ich mir zwar anders vorgestellt, aber das wäre nun auch irgendwie Jammern auf hohem Niveau. Los also mit dem 160 kW / 218 PS starken Top-Modell in der ebenfalls höchsten Ausstattungslinie „GTS“.

Eine gewisse Erwartungshaltung ist nicht wegzudiskutieren – schließlich will Alpine nichts weniger werden als das Cupra von Renault. Also ein Großserienhersteller, der die Massen begeistern soll. Was bei der spanischen VW-Tochter so hervorragend funktioniert, steckt bei Alpine noch in den Kinderschuhen. Außer der bestens zu fahrenden A110 hatte man bisher nicht viel zu bieten und baut erst jetzt das Portfolio langsam mit Stromern aus. Zunächst mit der hier gefahrenen A290, etwas später im Jahr folgt die Premiere des Crossovers A390.

Alpine A290 - Seiten-Heckansicht

Fahreindruck: Junger wilder ohne Nachdruck

Die A290 wiederum basiert unverkennbar auf dem Renault 5 und damit auf der hauseigenen Ampere-Plattform AmpR Small. Da steckt nun kein aufregender Hokuspokus unterm Blechkleid, kein 800-Volt-Bordnetz, sondern solide Elektrotechnik. Ein 52 kWh großer Nickel-Mangan-Kobalt-Akku liefert die Energie für den E-Motor an der Vorderachse, der besagte 160 kW und 300 Nm Drehmoment bereitstellt. Und genau hier fangen die Herausforderungen an.

Es wird zum Teil sicherlich gewollt sein, dass man den kleinen Wilden auch als solchen wahrnimmt. Aber wie die Antriebseinflüsse in der Lenkung spürbar sind – das ist eher nicht so fein. Generell reagiert das Volant für meinen Geschmack auch viel zu leicht auf Richtungswechsel. Auf das Fahrwerk lasse ich derweil nichts kommen – die Stahlfederung passt zum Charakter der A290 und ist auch imstande, grobe Unebenheiten von den Passagieren fernzuhalten. Dass ein kleiner Wagen mit weniger als 1.600 Kilo auch flink ums Eck geht, versteht sich dabei von selbst. Das gerne von der BMW-Tochter MINI beanspruchte Go-Kart-Feeling ist durchaus spürbar.

Nach dem Kurvenscheitel wird es dann allerdings... etwas fad. Denn die 160 kW / 218 PS wirken eher wie 160, mit viel Gutwill 180 PS. Nein, mit 6,4 Sekunden von null auf 100 km/h ist die A290 auf dem Papier nicht langsam, aber für so ein Wägelchen, das so wie es hier steht über 48.000 Euro kosten soll, dürfte der Nachdruck schon deutlich vehementer sein. Ein eher deutsches Thema ist die niedrige Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h. Da ginge mehr – und eigentlich bin ich mir fast sicher, dass sich auch manch Franzose eine höhere Endgeschwindigkeit wünschen würde. Denn schließlich soll der Hot Hatch auch auf dem Rundkurs etwas taugen.

Alpine A290 - Cockpit

Reichweite und Laden: Eher Durchschnitt

Wobei sich wohl gerade auf so Strecken wie der Nürburgring Nordschleife mit dem kleinen Hupfer nur ein paar Runden ausgehen dürften. Denn bereits im Alpenvorland genehmigte sich die Alpine zwischen 26 und 30 kWh auf 100 Kilometer, und wer dann auf die – für einen Kleinwagen eigentlich ausreichend dimensionierte – 52-kWh-Batterie blickt, muss kein Rechengenie sein, um den Haken zu erkennen. Mit dem Nachladen hat es die A290 dann auch nicht so – maximal 100 kW. Das mag für den normalen E-Tech-Renault ausreichen, aber wer Premiumpreise verlangt, sollte auch etwas mehr Premiumtechnik liefern. Dass es dann wenigstens eine bidirektionale V2X-Lademöglichkeit gibt, sofern der Dienst in Deutschland offiziell freigeschaltet wird, ist wichtig und richtig.

Alpine A290 - Sitze

Innenraum & Bedienung: Viel Licht, wenig Schatten

Enttäuscht wird die erlauchte Kundschaft jedoch nicht, wenn es um den Innenraum geht. Wer an die 50.000 Euro bezahlt, bekommt sogar noch Echtleder. Die Sportsitze sind für Großgewachsene jenseits der 1,90 Meter gerade noch bequem, hinten logieren aber maximal die Kleinsten halbwegs bequem. Ansonsten betrachten wir den Stand der Technik im Renault-Konzern: ein tolles Infotainment-System, das per Google-Software auch die schnelle Routen- und Ladeplanung beherrscht.

Von Rosenheim nach Luleå in Nordschweden? Kaum ausgesprochen, haben wir die fertige Planung auf dem Display. So muss das! Sparsamer war man da schon mit dem Fahrerdisplay – wer hier zwischen den Ansichten hin- und herwechselt, wird anhand ruckeliger Bildwechsel feststellen, dass die dahintersteckende Grafikhardware wohl nicht ganz so performant ist, wie sie das eigentlich sein sollte.

Alpine A290 - Detail

Erstes Fazit

Optisch lässt sich der Alpine A290 kaum etwas vorwerfen. Und auch im Innenraum zeigen die Franzosen durchaus, wie ansprechender Fahrzeugbau geht. Die Bedienung ist durchdacht, die Materialien überwiegend hochwertig, die Sitzposition angenehm sportlich. Fahrdynamisch schlägt sich der Stromer ebenfalls ganz vernünftig, auch wenn die Lenkung einen Tick zu nervös wirkt und es hin und wieder deutlich an Leistung fehlt. Gerade angesichts eines Preisschilds, das schnell in Richtung 50.000 Euro wandert, wäre etwas mehr Nachdruck wünschenswert. So bleibt die Alpine A290 vordergründig das Topmodell des Renault 5 E-Tech und maximal ein stilvolles Accessoire für jene, die ohnehin schon alles haben. Doch ob man damit den Weg zum Massenhersteller à la Cupra beschreiten kann, bleibt fraglich. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten


Modell Alpine A290 GTS (2025)
Motor Synchronelektromotor mit gewickeltem Rotor
Leistung 160 kW / 218 PS
Drehmoment 300 Nm
Antrieb Frontantrieb, 1-Gang-Reduktionsgetriebe
Batterie (Brutto) 52 kWh Lithium-Ionen
Verbrauch kombiniert (WLTP) 16,5 kWh/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert (WLTP) 0 g/km
CO₂-Klasse A
Reichweite (WLTP) bis zu 361 km
Ladeleistung 11 kW AC / 100 kW DC
Ladedauer (DC) 15–80 % in ca. 30 Minuten
Beschleunigung (0–100 km/h) 6,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Abmessungen (L/B/H) 3,990 m / 1,820 m / 1,520 m
Radstand 2,530 m
Wendekreis 10,2 m
Kofferraumvolumen 326 - 1.107 l
Gewicht ca. 1.479 kg

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