Hochbeiner vom Schlage eines BMW X3 gibt es mittlerweile viele. Doch bleiben Dampfhämmer wie der hier gezeigte Alpina XD3 eher die Ausnahme. Die Allgäuer Automanufaktur widmet sich mittlerweile zum zweiten Mal dem Thema Mittelklasse-Offroader und macht aus dem normalen BMW X3 erneut einen regelrechten D-Zug im Maßanzug. Im Bug arbeitet ein vierfach aufgeladener und drei Liter großer Reihensechszylinder-Diesel, welcher 388 PS und - beinahe viel wichtiger - stolze 770 Newtonmeter Drehmoment kredenzt. Die schiere Kraft wird selbstredend an alle vier Räder verteilt, eine 8-Gang-Switch-Tronic sortiert bedarfsgerecht die Fahrstufen und innen darf man durchaus im Luxus schwelgen.
Samtiges Leder, gediegene Zurückhaltung
Hochwertige Innenräume schaffen sie bei Alpina mittels größter Handwerkskunst und auch, wenn man sich nicht für das erweiterte Lederpaket namens Alpina Identity Lavalina entscheiden sollte: die edle Lavalina-Haut wird einen im wahrsten Sinne nicht mehr loslassen. Denn das Volant ist immer mit eben dieser bezogen, fühlt sich ziemlich samtig an und gibt bereits im Stand einen Ausblick darauf, was einen gleich mit Druck auf den Startknopf erwarten wird. Im ersten Moment vor allem: gediegene Zurückhaltung. Der digitale Instrumenteneinsatz mit seinen Alpina Insignien erwacht zum Leben, der Reihensechser im Maschinenraum säuselt kaum merklich vor sich hin und spätestens mit Blick auf das metallene Manufaktur-Emblem in der Mittelkonsole wird klar, dass man hier ein sehr besonderes Automobil bewegt.
In der Ruhe liegt die Motorkraft
Streichelt man das Gaspedal auf freier Strecke nur leicht, schwimmt man bereits ab 1.750 Umdrehungen auf der 770 Newtonmeter großen Drehmomentwelle, die bis hoch auf 3.000 Touren reicht. Ab Drehzahl 4.000 übernimmt dann die Maximalleistung von 388 Pferdestärken. Noch mehr als die schiere Beschleunigung (0 – 100 km/h in 4,6 Sekunden) ist es allerdings die tiefenentspannte Kraftentfaltung, die begeistert. In aller Leichtigkeit und mit höchstem Fahrkomfort setzt sich der Alpina XD3 auf der Landstraße in Szene, um dann selbst auf dem Salzburgring eine äußerst gute Figur zu machen. Dafür ist der hochbauende Wagen zwar betont nicht gebaut, er erträgt jenes Martyrium aber im Zweifel mit einer derartig neutralen Gleichgültigkeit, dass wir nur staunen können.
Alpina XD3 kann auch Rundkurse
So stemmt sich das, nun im Sportmodus befindliche, adaptive Fahrwerk in jeder Kurve feudal gegen die Fliehkräfte, der xDrive Allrad samt elektronisch geregeltem Hinterachssperrdifferenzial schaufelt die Motorleistung bedarfsgerecht an die Räder mit der meisten Traktion und auch das von Alpina speziell abgestimmte 8HP-Getriebe von ZF weiß in jeder Lebenslage zu überzeugen. Mittlerweile gelingt der Schaltvorgang am Lenkrad nicht mehr nur mittels Druckknöpfe, sondern wahlweise auch per Schaltpaddles. Sie sind nach unserem persönlichen Gusto sogleich eine klare Empfehlung an den zukünftigen XD3-Käufer, lassen sie sich doch eine ganze Spur feiner bedienen. Vorausgesetzt natürlich, man hat gegen die Schaltzeiten des Automaten überhaupt noch etwas einzuwenden.
Biedermeier statt Krawallbürste
Fein ist ebenfalls der gesamte Außenauftritt des BMW Alpina XD3 gestaltet. So übt sich der Allgäuer Diesel-Renner optisch in bemerkenswertem Understatement, verzichtet auf üppiges Spoilerwerk und präsentiert sich vorrangig durch Schmiederäder im 22-Zoll-Format sowie durch die markentypische Abgasanlage. Ihre Vierflutigkeit wird man auf der Autobahn besonders oft zu sehen bekommen, auch wenn andere vielleicht mehr Motorleistung zur Verfügung haben. Denn erlaubt es die unbegrenzte Autobahn, eilt der Alpina XD3 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 267 km/h und lässt damit die allermeiste Konkurrenz mit großen Augen auf der rechten Spur zurück.
Ein Hoch auf den Diesel
Auch wenn der Alpina-eigene Verbrauchsmarker von 6,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer für den individuellen Gasfuß nur eine grobe Orientierung darstellt – 68 Liter Tankvolumen sollten selbst bei flotter Fahrweise für eine ganze Weile reichen. Der niedrige Kraftstoffkonsum unterstreicht zugleich die hohe Langstreckenqualität des Alpina XD3 und macht deutlich, dass die Antriebsform des Selbstzünders noch lange nicht überholt ist.
Erstes Fazit
Kein Gelände-, sondern ein exquisiter Reisewagen. Der BMW Alpina XD3 gefiel im ersten Test durch seinen hohen Fahrkomfort, die tolle Kraftentfaltung des Quad-Turbo-Diesels und durch seine insgesamt sehr unaufgeregte Art. Er macht aus seinen inneren Werten nach außen kein großes Drama und ist ein erfrischendes Kontrastprogramm zum vorherrschenden M-Performance-Einerlei. Mit einem Einstandspreis von 80.300 Euro richtet sich der Alpina XD3 dabei klar an den extravaganten und zugleich technikbegeisterten X3 Kunden, der mehr erwartet, als ihm das reguläre BMW Top-Modell M40d dieselseitig bieten kann. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
Technische Daten*
- Modell: BMW Alpina XD3
- Motor: Reihensechszylinder, Quad-Turbo, 2.993 ccm
- Leistung: 388 PS (285 kW) zwischen 4.000 und 5.600 U/min
- Drehmoment: 770 Nm zwischen 1.750 und 3.000 U/min
- Antrieb: Allradantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
- Verbrauch: 6,9 l D /100 km
- Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 4,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 267 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,72 m/1,90 m/1,66 m
- Gewicht: 2.045 Kg
- Grundpreis: 80.300 Euro
*Herstellerangaben