Den Alpina D3 S jetzt als Wallpaper herunterladen: Desktop (1.920x1.080p) oder Mobile (900x1.600p)
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Für leistungsstarke Diesel wird es zunehmend enger und enger. BMW hat 2020 die vierfach aufgeladenen Reihensechszylinder gestrichen, Audi nahm die großen V8-Diesel aus dem Programm. Und Daimler? Die begnügen sich in ihrer neuen C-Klasse ohnehin mit maximal vier Zylindern – ganz gleich mit welchem Kraftstoff befeuert.
Heruntergebrochen auf die Premium-Mittelklasse ergibt sich somit nur noch eine kleine, aber durchaus illustre Runde an sportiven 300 PS plus x Dieseln. Audi S4 TDI quattro, BMW M340d xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,1-5,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 186-139 g/km²) und der hier gefahrene BMW Alpina D3 S (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 176 g/km²) geben als letzte ihrer Zunft den Ton an.
Wobei tonangeben der falsche Ausdruck ist. Denn Alpina widerstand dem nach wie vor unbegreiflichen Vorhaben Audis, vier Endrohr-Attrappen aus Plastik mit einem zusätzlich aufgesetzten Motorsound zu kombinieren. Die zugegeben etwas opulenten Fanfaren des Buchloers dienen dagegen eher der optischen als der akustischen Unterscheidung zum BMW M340d xDrive, auf dem der D3 S technisch aufbaut.
261 kW/355 PS stehen im Datenblatt des Alpinas, kredenzt durch einen 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit Biturbo-Aufladung. Unterstützt wird der Selbstzünder bei seiner Arbeit durch einen 8 kW/11 PS starken Riemenstartergenerator, was ein Novum für die Allgäuer darstellt. Nie zuvor gab es einen Alpina mit elektrischer Unterstützung. Wir gewöhnen uns an dieser Stelle wohl besser daran.
Doch wenngleich hier von milder Elektrifizierung geschrieben wird, der Reihensechser bleibt der Hauptdarsteller. Laufruhig und verhaltend grummelnd geht der Common-Rail-Diesel nach dem Start zu Werke und wird maßgeblich beim Anfahren in niedrigen Drehzahlen durch die Elektrokomponente unterstützt.
Ein ausgeprägtes Turboloch wie in früheren Zeiten (oder nach wie vor bei Audi) gibt es freilich nicht zu vermelden, dennoch kann im Adaptive-, Comfort- und im Alpina-spezifischen Comfort Plus Fahrmodus eine gewisse Antrittsschwäche nicht geleugnet werden. Insbesondere wenn der Diesel im Segelmodus auf Habachtstellung versetzt wurde, dauet es nach dem Tritt aufs Gaspedal einen Moment, bis er für die Insassen mit einem deutlich spürbaren Ruck wieder einsatzbereit ist.
Das vorangeschriebene gilt allerdings nicht, bewegst du den BMW Alpina D3 S in einer der drei Sportstellungen. Neben den von BMW bekannten Sport- und Sport Individual Setups reicht Alpina zusätzlich eine Sport Plus Option. In Letzterer geht wahrlich die Post ab. Hier hängt der Reihensechser vehement am Gas, die Gangwechsel der 8-Gang-Automatik von ZF sind knackig und die vollen 730 Newtonmeter werden über den heckbetonten Allradantrieb nebst serienmäßiger elektronischer Hinterachsdifferentialsperre auf den Asphalt gebracht.
Zum Vergleich: Ein Maserati MC20 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 261 g/km²) bietet nicht mehr Drehmoment, der M340d xDrive fährt nominell mit 30 Nm weniger vor. 100 km/h fallen aus dem Stand nach glaubhaften 4,6 Sekunden, abgeregelt wird bei Alpina für gewöhnlich nicht. Reicht der Platz auf der Autobahn, eilt die Limousine bis auf ein beachtliches Tempo von 273 Stundenkilometer. Vor 20 Jahren wäre das für einen Diesel kaum denkbar gewesen.
Kaum denkbar auch, dass der D3 S einmal den Kurvenhalt verliert. Eigens von Pirelli entwickelte Pneus mit Alpina-Kennung (ALP) sorgen selbst in hektischen Situationen für Contenance und ermöglichen extreme Kurventempi. Das in Zusammenarbeit mit Eibach konstruierte adaptive Sportfahrwerk trägt sein Übriges zur hohen Souveränität bei. Es kommt unverändert auch beim deutlich leistungsstärkeren Schwestermodell B3 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,9 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 247 g/km²) zum Einsatz und wurde für Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h erdacht.
Ein stoischer Geradeauslauf, der auf Knopfdruck hohe Abrollkomfort (Comfort Plus!) gepaart mit einer bestens gewichteten variablen Sportlenkung lässt selbst auf längeren Reiseetappen kaum Wünsche übrig. Im wahrsten Sinne der einzige Knackpunkt unseres Testboliden: Eine dauerhaft knarzende Lenksäule.
Neben weiteren technischen Raffinessen, wie dem Hochleistungskühlsystem, einer größeren Bremsanlage oder gewichtsoptimierter 20-Zoll-Schmiederäder, hat der Alpina-Interessent auch immer die Möglichkeit sein Fahrzeug zu individualisieren. Zwar ist es dann nicht mehr weit her mit dem Einstandspreis von 70.500 Euro, das unter anderem 12.500 Euro teure Lavalina-Lederpaket lässt den D3 S aber sicherlich zum Unikat heranreifen.
Unterschlagen möchte ich zum Schluss auf keinen Fall die Verbrauchswerte. Errechnete 6,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer sind auf der Langstrecke für die gebotene Leistung mehr als ordentlich, den Bordcomputer dauerhaft jenseits der zehn Liter zu bewegen ist ein schwieriges Unterfangen.
Wer beim Autokauf knapp kalkulieren will, ist beim mindestens 70.500 Euro teuren BMW Alpina D3 S an der falschen Adresse. Exklusivität und Ingenieurskunst kosten, der nicht ausstattungsbereinigte Mehrpries gegenüber dem BMW M340d xDrive liegt dennoch bei gerade einmal 5.300 Euro. Der Allgäuer empfiehlt sich sowohl als schneller Dauerläufer für die Autobahn, als auch für das ambitionierte Reißen kurvenreicher Alpenpässe. Im Stadtverkehr nervt allerdings die Abstimmung des Start/Stopp-Systems. Ein Testverbrauch unter sieben Liter ist dagegen ein wahres Statement für den Erhalt des Sportdiesels. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)