Die Mitbewerber lauten Porsche Panamera, Mercedes-AMG GT 4-Türer und Bentley Continental. Vergleichst du hier die Preise – und Leistungsdaten – ist der Buchloer zwar immer noch teuer, die Konkurrenz aber nicht günstiger. Doch Geld spielt am oberen Ende der automobilen Hierarchie ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Es geht um Status, Luxus und einen potenten Antriebsstrang. Auch und gerade im Zeitalter der aufkeimenden Elektromobilität.
Und wahrlich, der Alpina hat viele Pferdestärken zu bieten. 457 kW/621 PS aus einem 4,4 Liter großen V8-Biturbo (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 254 g/km²) bleiben eine Ansage. Auf Basis des BMW M850i xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,2-10,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 234-232 g/km²) hat das Team um Firmenchef Andreas Bovensiepen seine ganz eigene Vorstellung eines Gran Coupés umgesetzt und zeigt, dass sportliche sowie komfortable Ansprüche sehr wohl miteinander vereinbar sind.
Meine Testrunden starten im wahrsten Sinne auf dem Salzburgring, wo das B8 Gran Coupé zunächst beweisen will, dass man eine 5,07 Meter lange Reiselimousine auch eindrucksvoll über eine Rennstrecke scheuchen kann. Ja, die dynamische Vorstellung ist für ein Eigengewicht von fahrbereit gut 2,3 Tonnen in der Tat beeindruckend. Nein, übertrieben ehrgeizige Bestzeiten kann und will der Buchloer damit nicht erreichen. Schließlich gilt es auch den Respektabstand zum BMW M8 Gran Coupé (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 260 g/km²) zu wahren.
Ein für lange Zeit sehr neutrales Fahrverhalten wird maximal am Kurvenausgang durch einen kurzen Heckschwenk unterbrochen, ansonsten erträgt der B8 das reifenzermürbende Schauspiel mit Fassung. Die Wohlstandspfunde lasten schwer auf den eigens entwickelten Pirelli P Zeros im 21-Zoll-Format, bleiben auf der Bremse und in der Lenkung deutlich spürbar, interessieren den extra gekühlten V8-Biturbo im Bug aber eher kaum. Bereits ab 2.000 Touren liegt das volle Drehmoment von 800 Newtonmeter an, ab gut 5.500 Umdrehungen wird die Maximalleistung von 621 PS erreicht.
Die Leistung sortiert eine Achtgang-Wandlerautomatik, die in Zusammenarbeit mit ZF an die erhöhten Anforderungen angepasst wurde, über eine Getriebeölwanne aus Aluminium verfügt und im Normalfall beinahe unmerklich zu Werke geht. Erst im Sportmodus sind die blitzschnellen Gangwechsel dann gewollt deutlicher zu spüren. Damit auch in Sachen Traktion nichts anbrennt, verfügt das B8 Gran Coupé über einen performanceorientierten Allrad mit zusätzlich verstärkter Gelenkwelle.
So ausgerüstet sprintet der Alpina in nur 3,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und überholt nach oben raus auch die Garchinger Stiefbrüderschaft. Denn 324 km/h erreicht kein werksseitiger 8er, nicht einmal mit M Drivers Package. Solche Sperenzchen sollte man abseits der Rennstrecke in Österreich freilich unterlassen und so sind es auf der Überlandfahrt im Salzburger Land die komfortablen Attribute, die es am B8 zu erfahren gilt.
Kommod gefedert wie ein B7, sportiv wie ein B5 – irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit des B8. Ohne Luftfederung muss das Alpina-spezifisch abgestimmte Adaptivfahrwerk mit aktiver Wankstabilisierung die hohe Erwartungshaltung erfüllen. Enttäuscht wurde ich auf keinen Fall. Im Vergleich zum erst kürzlich gefahrenen Bentley Continental deutlich ausgewogener rollt der B8 über Querrillen oder Wurzelaufbrüche, was auch am Verzicht auf 22-Zoll-Räder liegen mag. Überdies gefällt das niedrige Geräuschniveau im Innenraum des Alpinas, das im Sport-Modus maximal durch das sonore Hämmern des Achtzylinders unterbrochen wird.
Der Innenraum ist gar so flüsterleise, dass die Sitzbelüftung, ähnlich einem rauschenden Radiosender, unangenehm in den Vordergrund drängt. Der seitens BMW bereits opulent ausgestattete Innenraum lässt sich bei Alpina weiterhin mit hochwertigem Lavalina beziehen. Auch der serienmäßig in Glasoptik ausgeführte Gangwahlhebel hätte wohl besser eine Lederhaut verdient, blendet er den Fahrer bei Sonneneinstrahlung doch beträchtlich. Dass es für das B8 Gran Coupé auch all jene gut funktionierenden Assistenzsysteme des normalen 8er zu erwerben gibt, soll bei diesem Test eine Randnotiz bleiben. Schließlich will man solch ein Auto am liebsten eigenhändig steuern.
Sehr gute Fahrleistungen, eine, für Gewicht und Abmessungen, bemerkenswerte Agilität auf der Rennstrecke und ein hoher Federungskomfort machen das BMW Alpina B8 Gran Coupé zur ersten Wahl für ambitionierte Langstreckenfahrer. Der 621 PS starke V8-Biturbo ist ein Quell an Fahrfreude, die Innenraumqualität befindet sich auf betont hohem Niveau. Dass man in der zweiten Reihe eher bescheiden sitzt, dürfte da nur die wenigsten interessieren. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)