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Gebrauchtwagentest: Alfa Romeo Giulietta – Julia, oh Julia

Mit einem Alfa Romeo fährt man traditionell nur ungern zum TÜV. Die seit 2010 gebaute Giullietta kann man aber ruhigen Herzens auf die Hebebühne lassen: Die italienische Golf-Konkurrentin sieht nicht nur hinreißend aus, sie kann auch unter dem wohlgeformten Blech überzeugen.

Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht – Alfas Kompaktmodell ist immer ein Fünftürer. Die Griffe für die Fond-Portale sind in der C-Säule versteckt – hübsch, aber etwas fummelig. Auch in anderer Hinsicht war den Konstrukteuren Form wichtiger als Funktion: Im Fond sitzt man unter dem flott abfallenden Dach vergleichsweise beengt, der Rundumblick vom Fahrersitz aus ist höchstens mäßig. Nicht voll überzeugen kann auch das Bedienkonzept im allerdings ganz hübschen Cockpit. Im Gegenzug wartet der Alfa mit ordentlichem Platzangebot vorne, guten Sitzen und ausgewogen-sportlichem Fahrverhalten auf.

Breite Motorenpalette

Die Giulietta ist ausschließlich Turbomotoren zu haben. Das Angebot bei den Benzinern reicht vom 77 kW7105 PS starken 1,4-Liter-Vierzylinder bis zum 1,8-Liter-Motor mit 176 kW/240 PS ab 2014. Die vernünftigste Wahl dürften in der Regel die mittelstarken 1,4-Liter-Triebwerke mit 110 kW/150 PS und 125 kW/170 PS mit Multi-Air-Ventilsteuerung sein, die in der Praxis nicht mehr verbrauchen als ihre schwächeren Brüder, aber deutlich mehr Fahrspaß bieten. Wer unbedingt Sprit sparen will, wählt einen der sieben Diesel mit 1,6 oder 2,0 Litern Hubraum. Das Leistungsangebot startet bei 77 kW/105 PS und reicht bis 129 kW/175 PS. Geschaltet wird in der Regel per Hand, die starken Benziner (170 PS, 240 PS) und der stärkste Diesel sind mit Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet, für den 170-PS-Diesel gab es dieses als Option. Alle Antriebe wirken auf die Vorderräder, Allradtechnik gibt es nicht.

Die Basisvariante der Giulietta ist klassentypisch konfiguriert. An Bord sind neben sechs Airbags auch Klimaanlage und CD-Radio. Optisch macht das Grundmodell „Impression“ trotz seines Namen allerdings wenig Eindruck, so dass die meisten Kunden ins höhere Fach greifen. Als „Turismo“ hat der Italiener etwa 16-Zoll-Leichtmetallfelgen und Lederlenkrad an Bord, als „Sprint“ kommen Sportoptik und Teilledersitze hinzu. Top-Modell ist wie in jeder Baureihe der „Quadrifoglio Verde“ mit dem grünen Kleeblattsymbol an der Flanke, das es aber nur in Verbindung mit dem Top-Motor gibt. Die übrige Ausstattungsliste führt Bekanntes auf, moderne Assistenten und Technik-Features fehlen aber. Immerhin gibt es Xenon-Kurvenlicht und Parksensoren. Beim EuropNCAP-Crashtest reichte es 2010 für fünf von fünf Sternen.

Lob vom TÜV

War das Vorgängermodell Alfa 147 noch eine HU-Katastrophe, schlägt sich der Neue bei der turnusmäßigen Prüfung richtig gut. Vor allem die schlimmsten Mängel des alten Kompakten wie Rost, schwächelnde Achsaufhängungen und marode Auspuffanlagen scheinen der Vergangenheit anzugehören. Ärger machen höchstens kleinere Verarbeitungsmängel, vereinzelt schlechte Lackierung und Zicken beim Doppelkupplungsgetriebe TCT. Besonderes TÜV-Lob gibt es für die Absolventen der zweiten HU; dort liegt die Zahl der mängelfreien Fahrzeuge über dem Schnitt.

Wer eine Alternative zu Vernunftautos wie VW Golf oder Opel Astra sucht, wird bei Alfa Romeo fündig. Anders als früher muss man dabei keine größeren Zugeständnisse bei der Qualität machen. Wer zuschlagen will, sollte mindestens rund 8.000 Euro flüssig haben. (sp-x/hh/jms)

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