Zum Hauptinhalt springen
AutoScout24 steht Ihnen aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Dies betrifft einige Funktionen wie z.B. die Kontaktaufnahme mit Verkäufern, das Einloggen oder das Verwalten Ihrer Fahrzeuge für den Verkauf.

Test Alfa Romeo Giulia Facelift: Ins rechte Licht gerückt

In Italien nichts Neues? So schien es, als Alfa Romeo die "neue" Giulia präsentierte. Endlich gibt es LED-Scheinwerfer! Und sonst? Das fanden wir im Test heraus.

Die Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo im Überblick

  • Zweites Giulia-Facelift seit 2016
  • Jetzt mit digitalem Cockpit
  • Voll-Matrix-LED-Scheinwerfer serienmäßig
  • Bestellbar mit 210 Diesel- oder 280 Benziner-PS
  • Immer mit Allrad
  • Grundpreis ab 53.300 Euro

null

Italienische Uhren ticken anders

In Italien ticken die Uhren anders. Das ist allen Deutschen aus dem alljährlichen Urlaubs-Aufenthalt im Süden Europas wahrscheinlich schon bekannt. An den Autos aus dem Land von Pizza, Pasta und Passione registriert man das ganz besonders. Hier zählen Design, Fahrspaß und oftmals Praktikabilität. Technische Innovation, perfekte Spaltmaße, ein riesiges Infotainment-Angebot samt Sprachbedienung und 28-Zoll-Touchscreen? Man arbeitet in Italien noch daran, das ebenfalls in Emotionen zu übersetzen. Und so lange das nicht geklärt ist, möchte man seine Kunden nicht damit ärgern, perfekt wie die Deutschen, Japaner oder Koreaner sein zu wollen.

Das klingt nach überholten Stereotypen? Ist aber noch gar nicht so lange her. So erinnern wir uns an die Pressevorstellung der für das Modelljahr 2020 überarbeiteten Giulia: Mit Spannung waren die neuen Scheinwerfer erwartet worden, die Alfa Romeo bereits 2016 angekündigt hatte. Denn die Xenon-Scheinwerfer des bisherigen Modells waren schon damals alt. Die Münder blieben vor Erstaunen geöffnet, als es von der Presseabteilung hieß: Nein, das Leuchtendesign hat uns nicht überzeugt, deshalb gibt es die Xenons weiter. Naja, stattdessen wurden wir mit einer italienischen Zierflagge am Wählhebel besänftigt - wie cool ist das denn?

null

Ein Hauch von BMW

Die Zierflagge gibt's immer noch. Und wir hatten uns schon mit den Xenon-Scheinwerfern abgefunden. Stattdessen kam Stellantis ins italienische Boot und die Erkenntnis, dass man LED-Scheinwerfer braucht, um ansatzweise konkurrenzfähig zu bleiben. So, wie die Giulia nun in Nero Vulcano und in der raren Competizione-Ausführung (zum Marktstart, jetzt nicht mehr bestellbar) vor uns steht, überzeugt das Design der neuen Scheinwerfer selbst hartgesottene Alfisti. Das Tagfahrlicht soll eine Reminiszenz an die Zagato-Modelle aus den 90ern darstellen. Uns erinnern die abgerundeten Kanten der Tagfahrlicht-Signatur hingegen (auch) an BMW. Ansonsten hat sich wenig getan in Auftritt und Design der eleganten Mittelklasselimousine, die in einer Kategorie mit der Mercedes C-Klasse und BMW 3er spielt.

Nur geringfügige Eingriffe hat man auch im Innenraum vorgenommen - mit Ausnahme der Instrumentierung. Diese kommt nun immer volldigital daher und der Kenner findet Gemeinsamkeiten mit Opel und Peugeot - Stellantis macht es möglich. Zwar imitiert der Alfa in der richtigen Einstellung "Jaeger-Instrumente" aus verflossenen 60er-Jahren, uns haben - rein emotional natürlich - die bisherigen Analoganzeigen aber eher abgeholt. Zumal der Rest des Infotainments im Vergleich zur Konkurrenz in Darstellung, Auflösung und Größe mittlerweile erheblich abfällt. Was außerdem fehlt: kabelloses Apple CarPlay und eine taugliche Sprachbedienung. Da wäre sie wieder: Die Emotion, die fehlende Innovation wieder aufwiegen soll.

null

Ein Benziner der nach Diesel klingt

Liegt die Emotion im Antrieb? Klanglich schonmal nicht, die erste Enttäuschung präsentiert dir nach dem Motorstart erstmal dein Gehörgang. Seit der Umstellung auf Ottopartikelfilter klingt der Zweiliter-Benziner (Kraftstoffverbrauch kombiniert 7,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 174 g/km)² wie ein Diesel. Wir mussten ernstlich noch einmal in die Pressemappe schauen, ob uns nicht doch der Selbstzünder zum Test überlassen wurde. War er nicht - so kernig italienisch wie früher klingt der Zweiliter-Turbobenziner nicht mehr.

Ansonsten gibt es allerdings wenig zu meckern - und das ist für wenig emotionsgeladene Deutsche ein großes Kompliment! Die Spontaneität der Vorderachse und die direkte Lenkung sind unerreicht, die Giulia liegt herrlich satt auf der Straße, vermittelt Sportwagenfeeling auf der Landstraße und hohen Komfort auf der Autobahn. Angenehm ist, dass die sportlich-adaptiven Dämpfer nicht unlösbar mit der Dynamic-Einstellung von Motor und Getriebe gekoppelt sind. So ist es möglich, in der sportlichsten Einstellung auf der Autobahn unterwegs zu sein, ohne permanent durchgeschüttelt zu werden.

null

Allrad ist die einzige Option

Unabhängig von der Einstellung der Dämpferkennlinie flatterte die Motorhaube unseres Testwagens bei hohen Geschwindigkeiten, was bei Beifahrern Zweifel an der Standfestigkeit derselben hervorrief. Die Traktion des nunmehr immer serienmäßigen Allradantriebs ist dafür so stabil wie eh und je. Wir hätten uns dennoch etwas mehr Purismus mit einer hinterradgetriebenen Variante und deaktivierbarem ESP gewünscht - Emotionen, da sind sie wieder.

Bei einer ausgedehnten Nachtfahrt überzeugten letztendlich auch die LED-Scheinwerfer. Diese sind auf einem Stand mit der Konkurrenz, leuchten perfekt aus und blenden den Gegenverkehr auch auf der Autobahn sehr zuverlässig aus. Unverständlich: Befindet sich der Lichtschalter in der "Auto"-Position und ist die "Coming-Home"-Nachleuchtfunktion aktiviert, erinnert die Giulia den Fahrer mit beständigem Gebimmel beim Aussteigen daran, dass das Licht noch eingeschaltet ist. Das ist schließlich auch der Sinn der Funktion. Es scheint, als wäre die Giulia ab und zu noch etwas überfordert mit der nagelneuen Technik unter ihrem alten, aber weiterhin hübschen Blechkleid.

null

Fazit

Die Giulia ist gut gealtert und wenigstens lichttechnisch nun endlich auf einem aktuellen Stand. Ist sie in puncto Fahrdynamik immer noch ganz vorne mit dabei, fällt ihr Alter vor allem beim in die Jahre gekommenen Infotainment negativ auf. Das kann auch die neue Instrumentierung nicht wettmachen. Wem das wichtig ist, der dürfte beim aufgerufenen Preis schlucken: Mindestens 55.800 Euro kostet die Giulia mit dem 280 PS starken Turbobenziner. (Text und Bild: Maximilian Planker)

Technische Daten Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo 16V*

  • Modell: Alfa Romeo Giulia 2.0 Turbo
  • Motor: Vierzylinder-Reihe-Turbo, 1.995 ccm
  • Leistung: 280 PS (206 kW) bei 5.250 U/min
  • Drehmoment: 400 Nm bei 2.250 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb, 8-Gang-Automatikgetriebe
  • Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,7 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 174 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 5,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,65 m/1,86 m/1,44 m
  • Gewicht DIN: ca. 1.620 kg
  • Grundpreis Giulia 2.0 Turbo (Sprint) ab 55.800 Euro

*Herstellerangaben

Wollen Sie jetzt durchstarten?

Artikel teilen

Alle Artikel

alfa-romeo-stelvio-tributo-italiano-2024-tv-titelbild

Kurztest Alfa Romeo Stelvio Tributo Italiano: Schluss machen mit Stil

Testberichte · Alfa Romeo
Alfa-Romeo-Tonale-Diesel-Hero

Fahrbericht Alfa Romeo Tonale Diesel: Die beste Wahl?

Testberichte · Alfa Romeo
Villa Rothschild Range (8)

Erster Test Alfa Romeo Giulia & Stelvio 2023: Letzte Salbung

Testberichte · Vergleich Tests
Mehr anzeigen