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Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio – alternde Handling-Königin

Die kleeblättrige Giulia ist in ihrem fünften Modelljahr angelangt, hat aber nichts von ihrer Faszination verloren. Im Fahrbericht zeigen wir dir, wo die Feinheiten der Italienerin liegen und ob sie auch 2021 noch eine Versuchung wert ist.


Die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio im Überblick


Pro

Stärken

  • - Leistungsstarker V6-Biturbo
  • - Hohe Handlingqualitäten
  • - Sportfahrwerk mit viel Restkomfort
  • - Gute Verarbeitung
Contra

Schwächen

  • - Teuer in der Anschaffung
  • - Hoher Verbrauch
  • - Angestaubtes Infotainment

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Front

Giulia Quadrifoglio mit unbekümmerter Leichtigkeit

Was der BMW M3 (oder M4) für die Bayern, ist die 375 kW/510 PS starke Alfa Giulia Quadrifoglio für die Italiener (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 227 g/km²). Beide beanspruchen für sich die fahrdynamische Goldmedaille, beide wollen voran, statt einfach nur mitfahren. Die kleeblättrige Giulia ist mittlerweile im fünften Jahr auf dem Markt und hat damit bereits eine M-Generation überlebt. Bedeutet das, dass sie ins Hintertreffen gerät, gar ein schlechter Kauf wäre?

Aber nicht doch! Im Alter merkst du erst so richtig, was die Turiner der Giulia bereits vor Jahren in Perfektion antrainiert haben: Leichtigkeit! Jene unbekümmerte Längs- und Querbeschleunigung, die sie in Garching, Affalterbach oder Neckarsulm anscheinend gar nicht mehr haben wollen und am Ende mit immer mehr technischen Spielereien doch wieder zu imitieren versuchen. Das funktioniert bis zu einem gewissen Grad, aber nur so lange, bis du einmal die Giulia Quadrifoglio gefahren bist.

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Side-Rear

Leichte Lenkung, gewichtsoptimierte Karosse

Man mag an der Lenkung kritisieren, dass sie in der Tat etwas leicht gewichtet daherkommt, doch Zweifel daran wie sich der Wagen bei der kleinsten Bewegung am Volant verhält, gibt es keine. Sehr direkt und präzise werden die Lenkbefehle umgesetzt, die knapp 1.700 Kilogramm Leergewicht fühlen sich allemal leichter an als aktuelle bajuwarischen Neuauflagen. Unter anderem die Motorhaube, das Dach und die Kardanwelle bestehen aus gewichtsoptimierter Kohlefaser, die am Testwagen verbaute Karbon-Keramik-Bremse von Brembo für 8.500 Euro spart ebenfalls ein paar Kilo ein.

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Cockpit

Ferrari-V6 mit Power ohne Ende

So ausgerüstet ist es kein Wunder, dass der von Ferrari entwickelte 90-Grad-V6 mit 2,9 Liter Hubraum und Biturbo-Aufladung einfaches Spiel mit der Karosse hat und die 510 PS für fulminante Fahrleistungen sorgen. 3,9 Sekunden vergehen aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bei Tempo 307 erreicht. Ab 2.500 Touren stehen bereits die vollen 600 Newtonmeter Drehmoment bereit und ziehen die Italienerin sauber vom Beschleunigungsstreifen oder aus der Haarnadel heraus. Gut sortieren lässt sich die Kraft über manuelle Schalteingriffe in die ZF-8-Gang-Automatik. Doch auch der Automat selbst reagiert meist passend, sodass sich der Fahrer auf andere Dinge konzentrieren kann.

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Engine

Kerniger Sound, nachgiebiges Fahrwerk

Zum Beispiel darauf, wie kernig die Giulia dank der 5.000 Euro teuren Akrapovic-Abgasanlage klingen kann. Die akustische Untermalung stimmt bei den Italienern, wirkt aber gleichzeitig nie aufgesetzt oder gar aufdringlich. Lob gibt es zudem an anderer Stelle zu vermelden. Kaum eine dynamisch abgestimmte Limousine kommt heute noch ohne adaptive Dämpfer aus – so auch die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio.

Anders als etwa bei BMW, ist die ab Motorstart bereitgestellte Neutralstellung der Systeme aber wirklich für die Langstrecke gemacht. Per „dna“-Fahrmodusschalter kann anschließend weiter verfeinert werden. Selbst im Sport-Setting haben die Turiner aber ein Herz für geschundene Rücken, liefern per Knopfdruck eine softere Federrate, die spürbar schlechte Fahrbahnstellen kaschiert.

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Akrapovic

Gewöhnungsbedürftige Bremse, hoher Verbrauch

Im Race-Mode ist dann natürlich auch die Giulia radikaler, sprich härter unterwegs. Allerdings ist es die Spreizung zwischen Sport und Komfort, die nachhaltig gefällt. Dagegen weniger der Hit – oder eine große Gewöhnungssache – ist das Brake-by-Wire-System. Man kann der optionalen Karbon-Keramik-Anlage nicht nachsagen, sie würde schlecht bremsen. Das Gegenteil ist der Fall. Allerdings ist ihr Bremspunkt und das Bremsgefühl als solches eher von wechselfreudiger Natur.

Gleiches gilt übrigens für den Verbrauch. Weniger als 10 Liter auf 100 Kilometer sind, trotz Zylinderabschaltung, kaum möglich, die sportliche Regel sind eher 13 bis 15 Liter. Aber Kraft kommt durch Kraftstoff und zumindest an Fahrfreude gemessen, erhältst du für den eingesetzten Sprit viel zurück. Zum Trost: Selbst die aufgefrischte Konkurrenz braucht kaum weniger.

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Backseats

Ausreichend Platz, aus der Zeit gefallenes Infotainment

Dass du es am Ende mit einer alternden Handling-Königin zu tun hast, merkst du dagegen im Innenraum. Ja, die Wertigkeit stimmt und analoge Anzeigen sind derart Oldschool, dass sie fast schon wieder angesagt sind. Auch der Sitzkomfort geht in Ordnung, die Platzverhältnisse reichen vorne für zwei Erwachsene und hinten für zwei Kinder. Etwas Gepäck lässt sich im 480 Liter großen Kofferraum ebenfalls verstauen.

Beinahe noch im wahrsten Sinne in die Röhre wird beim Infotainment-System geschaut. Der zentrale Touchscreen ist alles andere als taufrisch, die Bedienung geht wenig intuitiv von der Hand und die Spracheingabe ist ebenfalls eher von rudimentärem Charakter. Die Assistenzsysteme sind ebenfalls eher einfach gestrickt und bewegen dich dazu, die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio so zu fahren, wie sich das ihre Erbauer ursprünglich erdacht haben: selbstbestimmt.

Alfa-Romeo-Giulia-QF-MY21-Street

Fazit

Du suchst ein Auto, das nicht nur geradeaus schnell ist, sondern gleichzeitig leichtfüßig um die Kurve geht? Dann ist die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio weiterhin ein näherer Blick wert. Der Ferrari-V6 schüttelt seine 510 PS locker lässig aus den Ärmeln, klingt gut und setzt sich auch bei der Endgeschwindigkeit spürbar von den Mitbewerbern ab. Fahrwerk und Lenkung gefallen ebenso, gerade die Keramikbremse verlangt aber eine gewisse Eingewöhnung. Abstriche müssen hingegen bei Infotainment und Bedienung hingenommen werden, die Verbrauchswerte liegen auf erwartbar hohem Niveau. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio AT8
  • Motor: Sechszylinder-V-Biturbo, 2.891 ccm
  • Leistung: 510 PS (375 kW) bei 6.500 U/min
  • Drehmoment: 600 Nm bei 2.500 U/min
  • Antrieb: Hinterrad, Achtgang-Automatik
  • Verbrauch kombiniert: 10,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 227 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 3,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 307 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,67 m/1,92 m/1,40 m
  • Leergewicht: ca. 1.700 kg
  • Grundpreis Alfa Giulia Quadrifoglio: ab 86.000 Euro

*Herstellerangaben

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