Der Abarth 695C Turismo auf einen Blick
- 180 PS starker Vierzylinder-Turbo
- 0-100 km/h in 6,7 Sekunden, Vmax 225 km/h
- Knackiges 5-Gang-Getriebe
- Satt klingender Klappenauspuff
- Extragroßes elektrisches Faltdach
Weniger Variationen, zum Modelljahr 2023 neue Akzente
Seit unserem letzten Test, damals zum Abarth 595C Competizione, ist bei den Italienern augenscheinlich so einiges passiert. Schrieben wir 2021 noch über ein beinahe überbordendes Angebot an verschiedenen Krawall-500ern, hat sich die Modellvielfalt sichtlich gelichtet. Geblieben sind die beiden Grundmodelle 595 sowie 695 (und ihre jeweiligen Cabrio-Ableger) mit jeweils noch einer Motorisierung (Kraftstoffverbrauch Abarth 595/695 kombiniert: 7,2-7,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 162-159 g/km)². Zusätzlich gibt es seit einigen Wochen auch den neuen elektrischen 500E zu bestellen (Stromverbrauch kombiniert, vorläufig: 16,6 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite kombiniert: bis zu 255 km)².
Die beiden Verbrenner-Abarth wiederum haben zum Modelljahr 2023 eine kleine Produktauffrischung erhalten, wohingegen der vom Hersteller zum Test gestellte 695C Turismo noch das Vor-Facelift zeigt. Die auffälligsten Unterschiede: Unterhalb der Kühlermaske trägt der Neue jetzt einen Abarth-Schriftzug, am Heck wurden die Endrohre von einer horizontalen zu einer vertikalen Anordnung geändert. Kann man wahrnehmen, muss man aber nicht. Vor allem, da unter dem Blechkleid ohnehin alles beim Alten bleibt.
Die Schaltung hinterlässt bleibende Ein- beziehungsweise Abdrücke
Das bedeutet: 180 PS und maximal 250 Newtonmeter Drehmoment zerren einzig an der Vorderachse, beschleunigen den scharfen 500er innert 6,7 Sekunden von null auf 100 km/h (Testverbrauch: circa 8,5 l/100 km). Der Vortrieb endet bei durchaus respektablen 225 km/h. Geschaltet wird wahlweise per Halbautomatik oder – wozu wir dringend raten würden – Fünfgang-Schaltgetriebe. Ja, ein sechster Gang wäre so schlecht nicht – besonders auf der Autobahn. Aber was nicht ist, wird es auch mehr als zehn Jahre nach der Markteinführung nicht mehr geben.
Dafür ist das Getriebe für den geneigten Sportfahrer ordentlich abgestuft und lässt sich präzise durch die Gassen führen. Einzig der Metallschaltknauf hinterließ im wahrsten Sinne einen Abdruck. Wer gerne auf diesem lümmelt, kann auch Minuten nach dem Aussteigen das Schaltmuster von der Handfläche ablesen. Doch wer Abarth fährt, ist im wahrsten Sinne abgehärtet. Lasst euch vom Turismo-Schriftzug nicht täuschen: Auch dieser macht aus dem nur 1.090 Kilogramm leichten Abarth 695C keine Sänfte, das Fahrwerk bleibt auf der harten Seite des Lebens daheim.
Altgedient in Fahrverhalten und Klang
Kurven dagegen liebt der nur 3,66 Meter lange Italiener wie eh und je. Das ist schon ganz großes Kino, wie der Zwerg durch Serpentinen wedelt und stur dem eng geschnittenen Streckenverlauf folgt. Kein Halten gibt es zudem, wenn der 1,4-Liter-Turbo jenseits der 2.300 U/min eher plötzlich die vollen 250 Nm in den Verkehrsraum wirft. Bemerkbar macht sich das vor allem durch fehlende Traktion bei Nässe. Dagegen kann auch das aktivierte Torque Transfer Control-System, kurz TTC, kaum etwas ausrichten.
Die Antriebseinflüsse sind dementsprechend deutlich in der Lenkung zu spüren, wirken bei dieser Art Fahrzeugkonzept aber nur bedingt störend. Dabei sei erwähnt, dass das Lenkgefühl im Sportmodus deutlich ausgewogener wirkt als im zu leichtgängigen Normalzustand. Und noch etwas ändert sich mit dem Druck auf die Skorpion-Taste unterhalb des Infotainment-Screens: Der Abarth 695 öffnet die Klappen seiner vierflutigen „Record Monza“ Sportauspuffanlage. Er klingt nun noch einprägsamer, noch rotziger und frecher. Serienmäßig verzögert der Abarth derweil mit gut dosierbaren Brembo-Bremsen.
Ein Vergnügen für Frischluftfanatiker und Puristen
Blicken wir in den auf Wunsch sehr luftigen Innenraum des Faltfach-695: Das bisweilen einfach gehaltene Cockpit des Fiat 500 dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Aufgewertet wir die Abarth-Variante vor allem durch das griffige Sportlenkrad, Alcantara-Einsätze oberhalb der Kombianzeige und dem Armaturenbrett sowie die Integralsitze für Fahrer und Beifahrer. Trotz der sportlichen Optik bieten diese allerdings weiterhin zu wenig Seitenhalt und sind insbesondere für Großgewachsene deutlich zu hoch montiert. Als Störfaktor kommt hinzu, dass sich das Lenkrad nur in der Höhe, aber nicht in der Länge verstellen lässt. Die Radio-Navi-Einheit tut was sie soll und lässt sich sinngemäß bedienen. Der satte Klang der optionalen Beats-Soundanlage überraschte positiv.
Neben Frischluftfanatikern kommen beim Abarth 695 Cabriolet auch Puristen auf ihre Kosten. Denn Assistenzsysteme sucht man weiterhin vergebens, es gibt nicht einmal einen Tempomat. Auch die echte Handbremse ist ein Relikt aus beinahe vergessenen Zeiten. Und so wundert es kaum, dass die Ablösung der Verbrenner-Abarth kurz bevorsteht. Der elektrische Nachfolger als Abarth 500E steht bereits in den Startlöchern, wobei fraglich ist, ob die ambitionierten Preise auf große Gegenliebe treffen werden. Schon unser Testwagen kostet hochgerechnet ins Modelljahr 2023 allerdings knapp 38.000 Euro - ziemlich genau der Preis, ab dem der elektrische Abarth zukünftig startet.
Fazit
Mittlerweile gibt es viele sportliche Kleinwagen, die nicht nur flotter, sondern in Sachen aktiver und passiver Sicherheit wesentlich moderner sind. Doch kaufst du dir einen Abarth 695C schließlich nicht aus sachlichen Beweggründen, sondern aus herzlichster Überzeugung. Denn ein benzinbetriebener Abarth fährt und klingt nun einmal einzigartig. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten Abarth 695C Turismo*
Modell | Abarth 695C Turismo |
Motor | Vierzylinder-Benziner, 1.368 cm³ |
Leistung | 180 PS (132 kW) bei 5.500 U/min |
Drehmoment | 250 Nm bei 2.250 U/min |
Antrieb | Front, Fünfgang-Schaltgetriebe |
Verbrauch kombiniert | 7,2 l/100 km² |
CO2-Emissionen kombiniert | 162 g/km² |
Tankinhalt | 35 Liter |
Beschleunigung (0–100 km/h) | 6,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
Abmessungen (L/B/H) | 3,66 m/1,63 m/1,49 m |
Kofferraumvolumen | 185 Liter |
Anhängelast gebremst | 0 kg |
Leergewicht | ca. 1.090 kg |
Grundpreis Abarth 695C | ab 31.490 Euro |
*Herstellerangaben