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Abarth 500e im ersten Test: "Abarthig" genug?

Die gute Nachricht: Der Soundgenerator lässt sich abschalten. Die schlechte Nachricht: Der Abarth 500e kostet ab 38.000 Euro. Warum der eingespielte Auspuffklang dauerhaft keine Freude macht und ob man für das viele Geld weiterhin einen emotionalen Rennzwerg erwirbt – das zeigt ein erster Test.

Der Abarth 500e auf einen Blick

  • Der erster elektrischer Abarth
  • 155 PS und 235 Nm Drehmoment
  • 0-100 km/h in 7,0 Sekunden, Vmax 155 km/h
  • WLTP-Reichweite bis zu 265 km
  • Startpreis ab 37.990 Euro

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Abarth 500e basiert auf dem bekannten (neuen) Fiat 500e

Kaum 15 Grad und strömender Regen: Eher nicht die richtigen Voraussetzungen, um erstmals das Elektro-Debüt eines italienischen Sportwagenbauers auf einer Rennstrecke zu testen. Gut, dass zwischen Ankunft in Balocco und Abfahrt auf dem Track noch eine mindestens einstündige Pressekonferenz liegt. Etwas Marketing will zum neuen Abarth 500e schließlich noch erzählt werden (Stromverbrauch kombiniert: 17,1 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite kombiniert: bis zu 265 km)².

Zu hören bekommen wir vor allem, dass sie auf ihren elektrischen Rennzwerg ziemlich stolz sind und er sozusagen die logische Weiterentwicklung des Abarth 695 darstellt (Kraftstoffverbrauch Abarth 595/695 kombiniert: 7,2-7,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 162-159 g/km)². Natürlich wird optional auch auf einen künstlichen Auspuffklang nicht verzichtet – aber dazu später mehr. Grundgerüst und Batterietechnik kennt man weitestgehend vom normalen Fiat 500e. Der Permanentmagnet-E-Motor leistet allerdings statt 87 kW/118 PS nunmehr 114 kW/155 PS und stemmt ein maximales Drehmoment von 235 Newtonmeter. Die Reichweite mit der verbauten 42,2 kWh-Batterie (37,8 kWh nutzbar) gibt Abarth mit 242 bis 265 Kilometer an – je nach Variante und Ausstattung.

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Volle Abarth-Dröhnung bei eher verhaltenem Antritt

Klingt eher nach einer etwas stärkeren Fiat-Variante, nicht aber nach einem Abarth? Könnte man so schreiben. Denn nachdem uns die Damen und Herren der Marke mit dem Skorpion noch ein paar Andachtsrunden mit dem (leiser gewordenen) Abarth 695 des Modelljahres 2023 drehen lassen, geht es flugs weiter im neuen Abarth 500e Turismo. Wir drücken also den Startknopf und werden zunächst von einem tief grummelnden Verbrennerklang begrüßt. Natürlich eingespielt via Lautsprecher. Und damit auch die Passanten am Wegesrand weiterhin die volle Abarth-Dröhnung bekommen, werden diese gleich mitbeschallt. Mit einem extra angefertigten Soundgenerator – selbstredend Wasser- und Schmutzfest.

Uns allerdings interessiert zunächst nicht der Sound, sondern wie die 155 PS (136 PS im Fahrmodus Turismo) den zwischen 1.410 und 1.435 Kilogramm schweren 500e nach vorne beschleunigen. Raus aus der Boxengasse und rauf auf die offene Strecke, Kickdown und… nun ja. Vor allem Ernüchterung. Er geht schon besser als der normale Cinquecento, aber das soll ein Abarth sein? Überschaubare sieben Sekunden vergehen auf Tempo 100 und wer immerhin auf eine anständige Endgeschwindigkeit gehofft hat, wird bei 155 km/h (Tacho 160) bitter eingebremst.

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Außer beim Beschleunigen dem 695 fahrdynamisch deutlich überlegen

Drei Dinge kann der 3,68 Meter kurze Abarth 500e dagegen klar besser als seine Verbrenner-Kollegen: Federn, lenken und seine Leistung auf die Straße bringen. Zunächst sorgt das rund 295 Kilogramm schwere Batteriepaket im Fahrzeugboden natürlich dafür, dass der E-Skorpion satt (andere würden sagen: schwer) auf der Straße liegt. Das Stahlfahrwerk ist selbstverständlich straffer abgestimmt als bei der Fiat-Basis, bietet aber dennoch erstaunlich viel Alltagskomfort. Die leichtgängige und zugleich präzise Lenkung dürfte derweil eine der ganz großen Stärken des neuen Abarth sein. Auch das Volant an sich (es erinnert uns stark an jenes aus dem Maserati MC20 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 261 g/km)²) kann sich sehen lassen und liegt herrlich in der Hand.

Zur Erinnerung: Die Rennstrecke, auf der wir gerade unterwegs sind, ist pitschnass. Dennoch bringt der Abarth 500e erstaunlich viel Traktion mit. Klar lässt sich bei solch einem Wetter frontantriebsbedingtes Untersteuern nicht vermeiden, aber Kämpfe zwischen Mensch und Maschine, wie bei 595/695 der Fall, kennt der elektrische Skorpion eher nicht. Wermutstropfen: Zwar gibt es eine ESP-Aus-Taste, gänzlich deaktivieren lässt sich die Stabilitätskontrolle aber nicht.

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Jetzt schalt‘ doch mal hoch!

Auf der Stellantis-Teststrecke in Balocco unterwegs zu sein ist ja schön und gut. Dennoch wollen wir den Abarth 500e auch unter Realbedingungen testen. Also ab ins Umland. Auf dem (nicht höhenverstellbaren) Beifahrersitz bleibt uns zunächst Zeit, die inneren Werte zu erkunden. Die schön gemachten Alcantara-Applikationen am oberen Armaturenbrett (Abarth 500e Turismo) fallen sofort ins Auge und sitzen tut man ebenfalls ganz gut. Wer nicht die Cabrio-Version wählt, erhält bei der „Limousine“ im Turismo-Trimm serienmäßig ein großes Glasdach. Leider lässt sich dieses nicht komplett verdunkeln, es gibt nur ein licht- und wärmedurchlässiges Netz zum Zuziehen. Auf kurvenreichen Straßen fällt zudem auf, dass man als Mitfahrer keinerlei Möglichkeit hat, sich irgendwo festzuhalten. Griffe oder ähnliches gibt es nicht.

Abgesehen von den erwähnten Alcantara-Inlays fällt die Materialqualität ähnlich ernüchternd aus wie die Beschleunigungswerte. Und das alles für gar nicht mal so günstige 37.990 Euro (Turismo ab 42.990 Euro). Etwas mehr Liebe zum Detail hätte auch der Bedienung nicht geschadet. Kann man sich durch das zentrale 10,25 Zoll Infotainment-Display noch irgendwie durchhangeln, fehlt es dem Bordcomputer an jeglicher Struktur. Dieser ist im Bedienkonzept zudem essentiell, weil sich nur hierüber unter anderem der Verbrennerklang des Abarth 500e deaktivieren lässt. Ab 80 km/h wird die künstlich eingespielte Monza-Abgasanlage derart nervtötend, dass man dem Fahrer eigentlich gerne sagen möchte, er solle endlich aus dem zweiten Gang hochschalten. Tja, geht halt nicht. Also werden die Lautsprecher auf stumm gestellt und mit ihr gleich die emotionale Grundstimmung.

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Kann der Abarth 500e die Herzen der Skorpion-Fans erobern?

Wir wechseln wieder hinters (endlich in Höhe und Länge verstellbare) Lenkrad und erleben das erste Mal im Abarth 500E: Stille. Das ist auf der einen Seite sehr angenehm, weil sich der Italiener im normalen Straßenverkehr, auf Landstraßen und Autobahnen, sehr souverän schlägt. Auf der anderen Seite kommt nun erneut der Vergleich zum gewöhnlichen Fiat 500e auf und die Frage, ob das Gebotene "Abarthig" genug ist, ob man so die Herzen der Skorpion-Fans erobern kann. Die Antwort: Wahrscheinlich nicht.

Zum Ende noch ein paar reine E-Daten: Wenngleich Abarth eine Reichweite jenseits der 240 Kilometer für den 500e nennt, würden wir bei einem ersten Testverbrauch um 20 bis 22 kWh auf 100 Kilometer eher von 150 bis 190 Kilometer ausgehen. Wer den Elektroflitzer auch als solchen bewegt, dürfte eher die untere Marke im Blick behalten. Bitter für alle Laternenparker im Winter: Es gibt weder eine Wärmepumpe noch eine Batterieheizung. Geladen wird an der DC-Schnellladesäule maximal mit 85, an AC-Stationen maximal mit 11 kW. Sind alle inneren und äußeren Parameter stimmig, soll der Abarth 500e in nur 35 Minuten von nahezu null bis 80 Prozent laden können. Testen konnten wir dies zunächst nicht. One-Pedal-Driving ist möglich, aber alternativlos gebunden an den Fahrmodus. Da die Rekuperation im Normalzustand durchaus auf den Magen schlägt, wird der ein oder andere sicherlich geneigt sein, stets im weniger effizienten Scorpion Tack Modus unterwegs zu sein.

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Erstes Fazit

Abarth muss elektrisch werden. Das ist sicherlich nichts, was man in Turin forcierte, aber etwas, das auch eine Sportmarke nicht ändern kann. Als technisch gute Basis für den ersten elektrischen Abarth stand den Ingenieuren der Fiat 500e zur Verfügung, der an vielen Stellen dynamisch nachgeschärft wurde. Allerdings fühlt sich der Abarth 500e (vor allem ohne den eingespielten, teils nervigen Auspuffklang) mehr nach einem verbesserten und stärkeren E-Cinquecento an und nicht wie der insgeheime Nachfolger eines 695. Eine weitere Herausforderung stellt der Preis dar. Mindestens 37.990 Euro für die Basisvariante und am oberen Ende mindestens 45.990 Euro für das Turismo Cabrio sind schlichtweg zu viel Geld für einen etwas sportlicheren Klein(st)wagen. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

Technische Daten Abarth 500e*

Modell Abarth 500e
Motor 1x Elektromotor, 400 Volt-System
Systemleistung 155 PS (113 kW)
Drehmoment 235 Nm
Antrieb Front, 1-Gang-Getriebe
Batterie 37,8 kWh (netto) Lithium-Ionen
Ladeleistung max. AC/DC 11/85 kW
Verbrauch kombiniert 17,1 kWh/100 km²
CO2-Emissionen kombiniert 0 g/km²
Elektrische Reichweite kombiniert 265 km
Beschleunigung (0–100 km/h) 7,0 s
Höchstgeschwindigkeit 155 km/h
Abmessungen (L/B/H) 3,68 m/1,68 m/1,52 m
Kofferraumvolumen ca. 185 Liter
Anhängelast 0 kg
Gewicht ca. 1.410-1.435 kg
Grundpreis ab 37.990 Euro

*Herstellerangaben

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