Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS weiß in diesem Fall eine Antwort:
Wenn das Wetter verrücktspielt und statt des ersehnten sanften Landregens unwetterartige Regenmassen herunterkommen, gilt es als Autofahrer mit Vorsicht und Ruhe zu agieren. Wird man von plötzlich einsetzenden Starkregen überrascht, sollte man als erstes die Geschwindigkeit reduzieren und den Abstand zum Vordermann erhöhen. Eine nasse Fahrbahn ist rutschig und außerdem verlängert sich der Bremsweg. Zudem ist bei Starkregen die Sicht eingeschränkt. Eine defensive Fahrweise trägt dazu bei, mögliche Gefahrensituationen aufgrund der herunterprasselnden Wassermengen zu reduzieren und zu entschärfen.
Geschwindigkeit anpassen, Abstand vergrößern
Ein großes Problem stellt Aquaplaning dar. Der Begriff bezeichnet den Vorgang, wenn der Reifen auf einer nassen Fahrbahn „aufschwimmt“, also die Reifenaufstandsfläche den Kontakt zu Fahrbahn verliert. In diesem Moment überträgt der Reifen keine Lenk- und Bremsbefehle mehr. Somit droht Schleudergefahr. Registriert man Aquaplaning, sollte man nicht in Panik geraten und wild am Lenkrad drehen oder bremsen. Besser ist es, das Lenkrad gut festzuhalten und dabei nur vorsichtig zu lenken. Am besten, man nimmt sofort den Fuß vom Gas. Auf keinen Fall abrupt bremsen, denn hier gilt ähnliches wie beim Lenken: Die vollen Bremskräfte der Vorderräder werden zunächst gar nicht übertragen, haben die Reifen wieder Bodenkontakt, wird dann umso stärker verzögert, was schnell zu Auffahrunfällen führen kann.
Fahrzeuge mit Allradantrieb sind entgegen der Meinung vieler nicht sicherer, denn auch diese verlieren bei Aquaplaning die Haftung. Übrigens: Wer glaubt, dank moderner Assistenzsysteme könne nichts passieren, der irrt. Wenn die Reifen den Kontakt zur Fahrbahn verlieren, verlieren auch die elektronischen Helfer wie ESP, ihre Wirkung.
Bei Aquaplaning Ruhe bewahren
Auf die Gefahr von Aquaplaning weisen häufig Schilder in, zum Beispiel ein Tempolimit mit dem Zusatz „bei Nässe“ oder das Verkehrszeichen „Schleuder- oder Rutschgefahr“. Wenn die Gischt des Vordermanns hoch spritzt oder das Wasser laut durch den Radkasten rauscht, sind das weitere Indizien. Auch Schaum in den Wasserlachen weist darauf hin. Unter Brücken, in Kurven, Senken und Spurrinnen kommt es besonders häufig zu Aquaplaning. Wer ein schwammiges Gefühl im Lenkrad oder ein kurzes Durchdrehen der Antriebsräder beim Überfahren von Fahrbahnmarkierungen bemerkt, sollte ebenfalls mit Aquaplaning rechnen.
Licht an und Zustand der Wischerblätter prüfen
Wer in Starkregen gerät sollte nicht vergessen, für gute Sicht zu sorgen - und zwar in doppelter Hinsicht: Einmal gilt es, selbst gut zu sehen. Damit die Sicht nach vorne frei bleibt beziehungsweise wird und um Beschlagen der Windschutzscheibe zu verhindern, sollte Heizung/Klimaanlage und Gebläse hochgedreht und in die Belüftungsdüsen in Richtung Frontscheibe ausgerichtet werden. Auch den Zustand der Wischerblätter sollte man in regelmäßigen Abständen überprüfen und diese im Zweifel ersetzen.
Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, dass man von anderen Verkehrsteilnehmern gut wahrgenommen werden kann. Also bitte unbedingt das Abblendlicht anschalten. Wer im Automatik-Licht-Modus fährt, sollte überprüfen, ob das System auf die verschlechterten Sichtbedingungen bereits reagiert hat und gegebenenfalls das Licht manuell einschalten.
Zum Regen kommt oft Wind
Kommen zu den Regenmassen noch starke Winde hinzu, müssen besonders Fahrer von hochaufbauenden Fahrzeugen wie SUVs, von Fahrzeugen mit Anhängern oder von leichten Fahrzeugen auf starke Seitenwinde achten. Diese können ganz plötzlich auftreten und ein Fahrzeug versetzen. Gerade vor dem Überqueren einer Brücke oder dem Durchfahren von Waldschneisen können diese auftreten. Stehen noch Bäume am Wegesrand, muss man auf herabfallende Äste oder sogar auf umfallende Bäume achten. Hinweisschilder, die mit einem Windböen-Symbol versehen sind, weisen auf mögliche Seitenwindgefahren hin. Auf den allermeisten größeren Brücken sind zudem Windsäcke montiert, die auf die Windrichtung /-stärke hinweisen.
Gefahren drohen bei Starkregen aber auch innerorts. Hier muss man mit Fußgängern rechnen, die Schutz vor Regen suchend, ohne auf den Verkehr zu achten, plötzlich die Fahrbahn queren. Wer kann, sollte Unterführungen meiden. Hier kann sich schnell viel Wasser ansammeln, wenn die Kanalisation überlastet ist. Dringt bei einer Durchfahrt zu viel Wasser in den Motorraum, können Elektrik und Motor Schaden nehmen mit teuren Folgen für den Halter. (Autoren: tv, em/sp-x)