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Autos mit Halbautomatik rollen seit den 1930er Jahren auf deutschen Straßen. Doch wie funktioniert sie und was musst du beachten? Hier erfährst du alles Wichtige zum Thema Halbautomatik im Auto.
Der erste und vielleicht wichtigste Aspekt moderner halbautomatischer Getriebe ist, dass es sich dabei nicht um ein automatisch schaltendes Getriebe handelt. Ein Halbautomatik-Getriebe besitzt ein manuelles Schaltgetriebe, jedoch kein Kupplungspedal. Vollautomatische Getriebe funktionieren mit einem eigenständigen Drehmomentwandler und damit auf Basis einer anderen Technik.
Ein Halbautomatik-Getriebe und ein Schaltgetriebe haben einen entscheidenden Unterschied. Die Schaltvorgänge mit einem Schaltgetriebe übernimmt der Fahrer komplett selbst. Fährst du also ein Auto mit Schaltgetriebe, musst du sowohl selbst kuppeln, als auch den Schalthebel betätigen. Fährst du hingegen ein Auto mit halbautomatischer Schaltung, musst du zwar selbst schalten, das Kuppeln übernimmt allerdings dein Fahrzeug.
Die ersten halbautomatischen Getriebe
Halbautomatische Getriebe gibt es bereits seit den 1930er Jahren. Anstatt das Kupplungspedal ganz abzuschaffen, war das Ziel, die Kupplung möglichst selten zu betätigen. Bei diesen frühen Methoden ersetzte eine Flüssigkeits- oder Fliehkraftkupplung die standardmäßige Trockenkupplung.
Bei halbautomatischen Fahrzeugen kommen zudem Aktuatoren zum Einsatz, um das Einkuppeln und Schalten der Gänge zu steuern. Das dient der Entlastung des Fahrers. Aktuatoren sind Antriebselemente, die elektrische Signale und Strom in Bewegung oder Licht umwandeln. Heute helfen zusätzlich Computerprogramme bei dieser Arbeit. Sensoren erfassen, wenn der Fahrer einen anderen Gang einlegt. Daraufhin steuert die Software halbautomatisch das Aus- und anschließende Einkuppeln.
Die gegenwärtig häufigste Anwendung von halbautomatischen Schaltungen findet sich in den modernsten Fahrzeugen. Dabei handelt es sich um die sogenannten Doppelkupplungsgetriebe. Entgegen mancher Darstellungen gehören diese nicht zu den Automatikgetrieben, sondern zu den halbautomatischen Getrieben.
Wie funktioniert eine Halbautomatik in der Praxis?
Das Getriebe funktioniert vom Konzept wie jedes andere manuelle Schaltgetriebe. Es nimmt die vom Motor erzeugte Kraft mithilfe einer sich drehenden Welle auf. Dann wird diese Kraft auf die Räder übertragen. Das verleiht dem Fahrzeug den Vortrieb.
Gut zu wissen
Der Einsatz eines Getriebes ist notwendig, um den Wirkungsgrad des Motors deutlich zu erhöhen. Ohne Getriebe müsste dieser etwa die vierfache Kraft aufbringen, um ein Fahrzeug in Bewegung zu setzen. Es sorgt dafür, die Kraft des Motors so umzuwandeln, dass sie sich jeder Fahrsituation optimal anpasst.
Für eine effiziente Kraftübertragung braucht es verschiedene Übersetzungen. Dazu findet sich zwischen dem Getriebe und dem Motor eine Kupplung. Diese ermöglicht ein kontrolliertes Durchrutschen, sodass der Motor das eingekuppelte Getriebe antreibt. Ausgekuppelt kann sich das Getriebe unabhängig vom Motor frei drehen.
Das anteilige Einkuppeln, also das Schleifen lassen der Kupplung, ermöglicht geschmeidige Gangwechsel. Zudem schont es das Material. Würde der Motor die volle Kraft auf das Getriebe übertragen, könnten die Welle oder die Zahnräder des jeweils eingelegten Gangs brechen. Eine schleifende Kupplung bringt die Welle mit Verzögerung auf Touren. Nur im eingekuppelten Zustand kann sie ihre höchstmögliche Drehzahl erreichen.
Funktionsweise des Schaltvorgangs
Bei einem manuellen Schaltgetriebe steuert der Fahrer die Kupplung über ein Pedal und die Gangschaltung über einen Schalthebel. Bei halbautomatischen Getrieben ersetzen ein hydraulischer Motor und die Aktuatoren Schalthebel und Kupplungspedal. Ein Computer, bei einigen Modellen als TCM oder Getriebesteuergerät bezeichnet, überwacht verschiedene Parameter. Dazu gehören das Drehmoment des Motors, die aktuelle Geschwindigkeit sowie die Stellung des Gaspedals. So kann das System feststellen, wann und in welche Richtung der Schaltvorgang erfolgen muss.
Entscheidet das System auf Basis der Daten, dass ein Gangwechsel notwendig ist, kuppelt es aus. Der Drehmomentwandler trennt den Motor vom Getriebe. Es aktiviert anschließend die Schaltaktuatoren, um den Gangwechsel zu bewirken. Danach kuppelt die Halbautomatik wieder ein, sodass der Motor das Getriebe wieder antreibt.
Vor- und Nachteile der Halbautomatik bei Autos und Motorrädern
Wenn du dir unsicher bist, ob dir ein Fahrzeug mit Halbautomatik zusagt, kann dir die folgende Tabelle helfen. Hier findest du einige Vor- und Nachteile, die dir deine Entscheidung erleichtern können.
Vorteile
Nachteile
Keine Ablenkung durch Schalten, volle Konzentration auf den Straßenverkehr
Teurer als Modelle mit manuellem Schaltgetriebe
Niedrigere Reparaturkosten im Vergleich zur Vollautomatik
Nicht so effektiv wie Vollautomatik
Auch für hohe Belastungen geeignet, motorschonend
Höhere Reparaturkosten im Vergleich zu manuellem Schaltgetriebe
Schnelles Schalten
Kaputte Getriebe werden meist nicht repariert, sondern ausgetauscht, also kostenintensiver
Für Fahranfänger geeignet
Ruckeln beim Schaltvorgang
Bessere Kraftstoffeffizienz
Woran erkennt ein Fahrer, dass er ein Auto mit Halbautomatik steuert?
Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn gerade in modernen Hochleistungsfahrzeugen ist dies nicht leicht zu erkennen. Aber es gibt einige Anzeichen, die für ein halbautomatisches Getriebe typisch sind.
Das erste und am leichtesten zu erkennende Merkmal ist der Schalthebel. Bei einem Schaltgetriebe sind die Gangnummern in der Regel in einem Gabel-Muster angeordnet. Ein Automatikgetriebe, wenn es überhaupt einen Schalthebel hat, weist die typische PRND-Anordnung für Park, Reverse, Neutral und Drive auf.
Eine Halbautomatik kann einen Hebel oder eine Drucktaste haben. Bei Halbautomaten sind die Gänge nicht wie bei einem Schaltgetriebe angeordnet, aber sie unterscheiden sich auch von Automatikgetrieben. Halbautomatische Fahrzeuge haben keine Stellung für Parken und statt Drive ist die Hebelstellung Automatik vorhanden. Es gibt zudem bei den meisten modernen Autos ein Plus- und ein Minuszeichen, um die Gänge manuell durchzuschalten.
Welche Autos besitzen eine Halbautomatik?
Es gibt eine Reihe von Fahrzeugherstellern, die in ihren Autos eine Halbautomatik verbauen. Allerdings wird diese Technik nicht immer beim Namen genannt, sondern unter einer firmenspezifischen Bezeichnung angeboten.
Bei Opel ist es beispielsweise die Easytronic, die auch Ford verwendet. Mit einem ganz ähnlichen technischen Konzept warten Fiat und Alfa Romeo auf, nur dass hier die Halbautomatik Selespeed heißt. Markant ist, dass sich bei beiden Herstellern das halbautomatische Getriebe zumeist über Schaltwippen schalten lässt, die wie bei einem Rennwagen am Lenkrad angebracht sind.
Die Liste der Autos und Motorräder mit Halbautomatik ist schier endlos, insbesondere wenn die historischen Modelle und Oldtimer hinzugerechnet werden.
Gibt es neben dem Automatikgetriebe Alternativen zur Halbautomatik?
In der Tat bieten viele Hersteller eine Vielfalt von halbautomatischen oder selbstständig schaltenden Getrieben an und dazu Systeme, die beim Schalten behilflich sind. Dazu gehört die Variomatik, mit der vorzugsweise Motorroller ausgestattet sind.
Dabei handelt es sich um ein stufenloses Getriebe. Dieses sorgt für eine konstante Drehzahl des Motors, was diesen schont. Verändert wird lediglich die Übersetzung. Da die Variomatik preiswert herzustellen und zudem sehr kompakt ist, ist dieses Getriebe für Kleinmotorräder und Roller bestens geeignet. Aprilia setzt die Variomatik bei der Mana 850 GT ein, Honda bei der XRM 125.
BMW hingegen verbaut einen Schaltassistenten in die Modelle S1000 RR, K1300 R sowie K1300 F – allerdings nur auf Wunsch und gegen Aufpreis. Aber bei der BMW HP4 ist diese Technik serienmäßig. Auch Ducati nutzt dieses System, so auch in den Modellen 1199 Panigale und 848 Evo Corse SE.
Darüber hinaus werden im Teilfachhandel halbautomatische Schaltsysteme und Schalthilfen angeboten, die sich nachträglich in ein Motorrad oder in ein Auto einbauen lassen.
Kann ich mit einem Automatik-Führerschein auch Halbautomatik fahren?
Die kurze Antwort: Ja. Welche Fahrzeugarten sich mit welcher Führerscheinklasse steuern lassen, ist in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) festgelegt. Im § 17 Absatz 6 ist bestimmt: Wurde die Fahrerlaubnis mit einem Auto mit Automatikgetriebe erworben, darf der Führerscheininhaber nur Fahrzeuge führen, die weder einen Kupplungshebel noch ein Kupplungspedal besitzen. Dies trifft auf Fahrzeuge mit Halbautomatik zu, weshalb diese mit einem Automatik-Führerschein gefahren werden dürfen.
Wie fährst du ein Auto mit Halbautomatik?
Halbautomatische Autos sind ein exzellenter Weg, das Fahren mit einem Schaltwagen zu lernen. Um zu schalten, bewegst du den Hebel. Wann der richtige Zeitpunkt dazu ist, siehst du am Drehzahlmesser. Zusätzlich kannst du es am Motorgeräusch hören.
Starte den Motor. Die Feststellbremse sollte angezogen sein. Halte zusätzlich das Bremspedal gedrückt. Bei den meisten Autos mit sequentiellem Getriebe wird die Feststellbremse automatisch aktiviert, sobald der Schalthebel auf P steht.
Der Schaltknüppel ist mit Buchstaben und Symbolen beschriftet. Diese leuchten ebenfalls am Armaturenbrett auf. So hast du immer die Gewissheit, in welchem Gang sich das Fahrzeug befindet. Einige Modelle haben Lenkradwippen zum Schalten. Achte rechts auf ein Plus-Paddel zum Hochschalten und links auf ein Minus-Paddel zum Herunterschalten.
Ziehe den Schalthebel auf das R, um den Rückwärtsgang einzulegen. Lässt du die Bremse los, fährt das Auto rückwärts.
Möchtest du vorwärtsfahren, musst du einen entsprechenden Gang einlegen. Ziehe dazu den Schalthebel nach unten auf Automatik. Lässt du die Bremse los, rollt dein Auto an. Jetzt musst du nur noch Gas geben.
Je nach Modell findest du ein M oder kannst den Hebel zwischen einem Plus und einem Minus verschieben. So schaltest du die Gänge manuell.
Sobald das Fahrzeug an Geschwindigkeit gewinnt, wird der Motor lauter. Schalte durch Bewegen des Schalthebels auf das Plus in den nächsthöheren Gang. Möchtest du die Geschwindigkeit reduzieren, nimmst du Gas weg und schaltest über Minus herunter.
Fazit
Die Halbautomatik ist für alle geeignet, die schalten, aber nicht kuppeln wollen. Ein solches Getriebe bringt viele Vorteile der manuellen Schaltung mit sich und erhöht zugleich den Fahrkomfort. Allerdings musst du auch mit höheren Unkosten rechnen.
Ein Auto mit Halbautomatik lässt sichentweder mit einem Hebel oder einer Drucktaste bedienen. Im Gegensatz zu einem Schaltgetriebe sind die Gänge bei Halbautomatikgetrieben nicht in derselben Anordnung angeordnet, und sie unterscheiden sich auch von Automatikgetrieben. Bei halbautomatischen Fahrzeugen gibt es keine Parkstellung, stattdessen ist die Hebelstellung "Automatic" vorhanden, anstelle von "Drive".
Ein halbautomatisches Getriebe verfügt zwar über eine Kupplung, jedoch muss der Fahrer sie nicht betätigen und es gibt auch kein Kupplungspedal. In einer Halbautomatik übernimmt ein Computer die automatische Schaltung der Gänge.
Im Vergleich zu einem manuellen Getriebe bietet eine Halbautomatik den Vorteil, dass sich die Fahrer vollständig auf den Straßenverkehr konzentrieren können. Es genügt, den Schalthebel zu betätigen. Besonders Fahranfänger profitieren von einer Halbautomatik.
Gemäß dem TÜV-Nord dürfen Personen, die einen Automatik-Führerschein besitzen (Führerschein mit der Schlüsselzahl 78), auch Pkw mit Halbautomatik fahren. Es gibt jedoch keine Einschränkung in umgekehrter Richtung: Inhaber von einem regulären Führerschein der Klasse B können sowohl Fahrzeuge mit Automatik als auch Halbautomatik bedienen.