Den Gebrauchten als Unfallauto enttarnen
Ein Gebrauchtwagen kann ein richtiges Schnäppchen sein oder sich zum Albtraum entwickeln. Damit sich der Kauf nicht als Unfallauto entpuppt, gilt es das Fahrzeug gründlich zu überprüfen. Am besten erfolgt die Besichtigung bei trockenem Wetter und Tageslicht – bei Regen lassen sich eventuelle Lackabweichungen schwer erkennen. Plane an diesem Tag wenigstens zwei Stunden ein. Außerdem kann ein Bekannter oder Freund mit Sachverstand hilfreich sein.
Beim Rundgang um den Wagen geben gleich mehrere Anzeichen darüber Aufschluss, in welchem Zustand er sich befindet. Ist es ungewaschen, kann dies ein Hinweis sein, dass der Verkäufer Lackabweichungen oder Kratzer verstecken will. Besonderes Augenmerk lege auf die Spaltmaße an Türen, Heckklappe und Hauben. Erhebliche Ungleichmäßigkeiten lassen auf ein Unfallauto schließen. Hat dir der Händler dies verschwiegen, nimm vom Erwerb lieber Abstand.
Die äußere Sichtprüfung beim Gebrauchtwagen
Ob ein kleiner Zusammenstoß oder größerer Unfall – die Folgen siehst daran, was dir als Erstes ins Auge fällt: Am Lack. Überprüfe, ob dieser überall einen gleichen Eindruck macht. Gibt es Farbunterschiede, ist der Lack gleichmäßig durch Waschanlagen oder Witterung verblasst oder gibt es frischer wirkende Stellen?
Gerade bei Metalliclackierungen fallen Farbabweichungen durch unterschiedliche Reflexionen ins Auge. Um Unfallschäden festzustellen, betrachte den Gebrauchtwagen von allen Seiten und verschiedenen Blickwinkeln. Sind Nachlackierungen vorgenommen, lassen sich Farbreste eventuell an den Fenstern und Gummis ausmachen. Sollte augenscheinlich nichts Auffälliges feststellen, greife zu einem kleinen Trick:
- Autolackierer füllen Dellen und beschädigte Lackstellen mit Spachtelmasse auf. Diese lassen sich mit einem kleinen Magneten aufspüren. Je schwächer dieser haftet, umso dicker sind Spachtel und Lack aufgetragen.
- Hast du keinen Magneten, kann die Klopfmethode helfen. Dort, wo das Klopfgeräusch dumpfer klingt, ist nicht nur reines Blech zu finden.
Anschließend nimmst du im Kofferraum die Matten hoch und untersuche Schweißnähte sowie Blech auf Unregelmäßigkeiten. Falten deuten ebenfalls auf eine Reparatur nach einem Unfall hin. Ob es sich um einen Unfallwagen handelt, ermittelst dz auch daraus, wie sich die Türen schließen. Fallen diese nicht satt und leicht in Schloss, sind sie wahrscheinlich nach einem Zusammenstoß falsch justiert.
So überprüfst du den Motor im Stand
Öffnen Sie die Motorhaube und starten Sie den Motor ohne Gas zu geben. Achten Sie auf den Anlasser. Gibt er ungewöhnliche Geräusche von sich? Gehen sämtliche Kontrolllampen nach circa drei bis vier Sekunden aus? Wenn du in den Rückspiegel siehst und hinten eine schwarze Rauchwolke wahrnimst, kann das auf eine baldige Motorreparatur hindeuten.
Steige bei laufendem Motor aus und schaue die Batterie und das Kühlwasser an. Entdeckst du an den Polen weiße Salzablagerungen von der Batteriesäure, stimmt möglicherweise etwas mit dem Laderegler nicht. Aufsteigende Luftblasen im Wasser oder öliger weißer Schaum im Deckel, sind Hinweise auf eine defekte Zylinderkopfdichtung. Anschließend ziehen sie den Peilstab heraus: Befindet sich glitzernder Metallstaub auf dem Ölmessstab, sind wohl die Motorlager kaputt. Sind Wassertröpfchen im Öl zu erkennen, ist die Zylinderkopfdichtung hinüber. In diesem Fall nimm besser Abstand vom Autokauf.
Jetzt wende dich dem Auspuff zu. Trägst du Schuhe mit dicken Gummisohlen, versuche den Auspuff mit einem Schuh zuzuhalten. Wenn der Motor nicht ausgeht, ist der Auspuff kaputt, da er durchrostet ist. Sollte bis hier alles in Ordnung sein, überprüfe, ob die gefahrenen Kilometer mit dem Zustand des Innenlebens übereinstimmen.
Wenn dir die Laufleistung im Verhältnis zum Baujahr komisch vorkommt, geben dir die Abnutzungserscheinungen Auskunft. Nimm die Pedale, die Sitze und das Lenkrad genaustens unter die Lupe. Je mehr diese verschmutzt, abgegriffen oder verschlissen aussehen, desto höher kann der tatsächliche Kilometerstand liegen. Dennoch gibt es zu bedenken, dass jeder Autofahrer sein Fahrzeug auf seine eigene Weise pflegt.
Letzte Mängel beim Fahren ausschließen
Wirkliche Sicherheit, dass der Gebrauchtwagen für dich der Richtige ist, bekommst du auf der Probefahrt. Dafür legst du dir eine bestimmte Route zurecht, welche Landstraße und – wenn in der Nähe – eine Autobahn beinhaltet. Bevor du selbst startest, lasse dich vom Autoverkäufer chauffieren. Höre nochmals den Motor, ob das Getriebe sauber schaltet, und vergewissere dich, dass keine Warnleuchten blinken.
- Fahre selber und teste das Fahrzeug bei verschiedenen Geschwindigkeiten.
- Wenn es die Verkehrslage erlaubt, bremsen den Wagen langsam herunter. So merkst, ob das Auto in der Spur bleibt.
- Mögliche Schäden am Fahrwerk zeigt dir eine Fahrt über Kopfsteinpflaster.
Am besten fährst du in eine Werkstatt und lässt das Auto dort durchchecken. Hat der Verkäufer ein reines Gewissen, wird er keine Einwände haben. Nur wenn du ein gutes sicheres Gefühl hast, lohnt sich der Gebrauchtwagenkauf.
Kommt es zum Kaufabschluss, bestehe auf einen „ordentlichen“ Kaufvertrag. In diesem lässt du dir schriftlich versichern, dass der Wagen unfallfrei ist. Sollten dennoch Mängel innerhalb der zwölfmonatigen Gewährleistung auftauchen, muss der Verkäufer die Reparaturen übernehmen. Stellt sich im Nachhinein heraus, dass es sich doch um ein Unfallauto handelt, muss der Autohändler den Wagen zurücknehmen. Es sei denn, du bist mit einem Preisnachlass einverstanden.