Wenn ein Fahrzeug zwei Türen besitzt und nur damit den Zugang zur Sitzreihe Nummer eins zum edlen Platz des Piloten und Beifahrers freigibt, dann ist das Auto ein Coupé. Wer sich auf die Sitzreihe Nummer zwei zwängen will, der soll das bei einem Coupé per Definition als Anstrengung verstehen. Die zweite Reihe im Coupé, da parkt nur die Krokoleder-Handtasche der Begleitung oder im sportivsten Fall auch die Tasche für den Helm des Fahrers. Ein Coupé hat zwei Türen und im besten Sinne eine elegante Dachlinie, es streckt sich auf mehr Länge als es muss. Und nein, ein viertüriges SUV mit wenig Kopffreiheit ist kein Coupé, egal was der Hersteller sagt. Ein Coupé hat Cary Grant im Geiste und nicht Tokyo Hotel oder die aktuelle Gilde der Stars eines Privatsenders, die zuletzt in den Dschungel geschickt wurden. Ein Musterstück eines schnellen, eines eleganten, eines klassischen Coupés ist zum Beispiel ein Aston Martin Vantage. Der Brite hat die edle distinguierte Noblesse des klassischen, des eleganten Sportcoupés perfekt in sein Kleid gezeichnet bekommen.
Schnell und elegant, das sind Coupés, die gerne im sechsstelligen Preis-Segment starten. Alles darunter muss mit Kompromissen bei der Eleganz oder der Schnelligkeit leben. Eben weil es der Lifestyle ist, der im Coupé besonders hofiert wird, strahlt dieses Segment den besonderen Charme, den besonderen Luxus und immer auch eine Botschaft des Überflusses aus. Dabei ist die geschichtliche Historie des Coupés eine ganz anders geartete. Die Bezeichnung Coupé ist deutlich älter als die Geschichte des Automobils. Bei Kutschen galt das Coupé als überdachter „Zweisitzer“, allerdings nur für die Passagiere. Der Kutscher vorne, der saß im Freien. Und auch als das Automobil die Kutsche verdrängte, wurden die ersten Coupés noch vom Chauffeur gelenkt, hinter dem in geschlossener Kabine – bequem und vor dem Wetter geschützt - zwei Fahrgäste Platz nehmen konnten. Das veränderte sich spätestens in den 1950er Jahren, als es vor allem bei den sportlichen und luxuriösen Automobilen aus italienischer, französischer oder US-Produktion ein Umdenken gab. Das Auto wollte vom Besitzer gelenkt, gefahren und genossen werden. Fortan zwängten sich also die Mitfahrer auf den billigen Plätzen durch die zwei Türen. Geschichtlich war dies zu vertreten, da es zuerst die wirklich zweisitzigen Fahrzeuge waren, die mit elegant geschnittener Dachlinie als Coupé bezeichnet wurden. Nur eines war von Anfang an nicht zu diskutieren: Ein Coupé hat und hatte zwei Türen. Alles andere ist Fake News.
Die Fahrzeugklasse der Coupés hat eine lange Tradition und es gibt zahlreiche Modelle die im Rückblick für diese Kategorie als Maßstab gelten. Sowohl bei der Frage nach der Eleganz als auch bei der Frage nach der Sportlichkeit.
Ein besonders häufig genannter Vertreter der Klasse der wirklich eleganten Klassiker ist der Mercedes-Benz der Baureihe W111. Die Abstammung von den Heckflossen-Mercedes-Modellen der späten 1950er Jahre war optisch noch erkennbar, auch wenn man bereits anfing, diese Heckflossen zu verkleinern. Der stehende Stern auf dem steilen Kühlergrill, die Doppelleuchten an der Front, echte Kotflügel und ein fragil wirkendes Greenhouse machten die W11 Baureihe zu Recht zu einer Stil-Ikone.
Eine Ikone ganz anderer Art hatten da die Rüsselsheimer auf die Straße gebracht. Während Coupés auch bei Opel zum Standard-Repertoire gehörten, gab es jedoch nur eine Baureihe, die bei Opel mehr als nur Kultstatus erreichte. Der Opel Manta war die pure maskuline Verkörperung des sportlichen Coupés. Der „Manta“ hatte sicherlich ein ganz anderes Publikum anvisiert als die Coupé-Version der Ponton-Mercedes - und das führte auch lange Zeit zu einer Veralberung der Manta-Fahrer. Heute sind gut erhaltende Opel Manta bereits gesuchte Klassiker.
Das in den 2000er Jahren auf den Markt gekommene Mercedes C-Klasse Sportcoupé trug die Bezeichnung „Sport“ extra im Namen. Damit nur niemand auf die Idee kam, der gekürzten C-Klasse den Status eines echten Mercedes-Benz streitig zu machen. Die Baureihe W203 (korrekt für das Coupé ist CL203) ist ein gutes Beispiel dafür, wie man aus der Idee des klassischen, des eleganten Prestigeträgers Coupé eine Klasse schuf, die möglichst vielen Menschen den Wunsch vom eleganten, aber preislich noch erreichbaren Traumwagen ermöglichen konnte. So war das C-Klasse Sportcoupé auch mit einem 2 Liter Kompressor-Motor und sportlich eher bescheidenen 143 PS als C180 erhältlich, für noch weniger sportliche Ambitionen war sogar eine 122 PS Ausführung als C160 verfügbar. Die Idee der Verantwortlichen bei Mercedes-Benz ging auf. Das kurze Sportcoupé galt als Erfolg und wurde bis 2011 fortgeführt. Seit 2008 gab es die zweite Generation, intern als CL 204 bekannt.
Mit dem 2014 eingeführten C-Klasse Coupé auf Basis der Baureihe W205 verabschiedete sich Mercedes-Benz von der Strategie, eine verkürzte Limousine als Coupé zu verkaufen und entwickelte mit dem C205 und der Cabriolet-Version A205 ein echtes Coupé für die Mittelklasse. Mit der Einführung des neuen C-Klasse Coupés wurde dann auch endgültig die Trumpfkarte AMG ausgespielt. Als C63 Coupé galt das kleine Coupé endgültig als Sportcoupé und konnte mit dem bis zu 510 PS starken Vierliter V8 auf Knopfdruck vom sportiven, aber dezenten Langstreckengleiter zum sportlichen Rennwagen wechseln.
Heute sind sportliche Coupés vor allem in der Mittelklasse vertreten. Wie Mercedes-Benz haben auch die Premium-Mitbewerber BMW und Audi entsprechende Angebote im Programm. Bei BMW wird der Einstieg in die sportliche Coupé-Baureihe als 4er bezeichnet. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die Klasse der 5er wird mit nur zwei Türen dann als Coupé ein 6er und ein 7er verändert sich als Coupé zum 8er mit nur noch zwei Türen. Eine Besonderheit allerdings erlaubt sich BMW, in dem es die eigentlich zweitürigen Coupé-Versionen zusätzlich noch in einer Variante als Viertürer anbietet. Aus dem Coupé wird bei BMW so ein „Gran Coupé“ - eine neue Fahrzeugklasse.
Auch die Ingolstädter mit den vier Ringen im Kühlergrill gehen ähnlich vor. Aus der Mittelklasse A4 wird als Coupé der Audi A5 und beim A6 wird man für den Aufstieg von Limousine oder Avant mit dem A7 belohnt. Dabei ist der A7 mit seinen vier Türen kein echtes Coupé und wird von Audi deswegen auch als „Sportback“ bezeichnet. Der Markt der Premium-Fahrzeuge mit nur zwei Türen wird dadurch nicht übersichtlicher. Zumal Audi beim A5 beides anbietet, ein Coupé und ein Sportback – abgesehen von den Türen gleichen sich die Modelle aber wie Zwillinge.
Wer nicht nur ein Coupé, sondern auch ein Cabriolet sucht, der kann beides in einem Fahrzeug vereinen.
Cabriolets mit einem Metallklappdach sehen im geschlossenen Zustand dem klassischen Coupé zum Verwechseln ähnlich. Die Auswahl im automobilen Gemischtwarenladen ist größer als man denkt. So hatte Volkswagen mit dem VW Eos einen Vertreter dieser Gattung im Angebot, der aktuell jedoch nur noch als Gebrauchtwagen erhältlich ist. Bei Mercedes-Benz hat man mit dem Zweisitzer-Coupé SLK/SLC ein solches Metallklappdach angeboten. Allerdings ist auch diese Baureihe (R172) mittlerweile eingestellt worden. Ein extravaganter und besonders handlicher Vertreter des Segments - und noch immer fabrikneu erhältlich - ist der Mazda MX-5, mit einer Metall-Klappdach-Variante oder auch als Stoffverdeck-Version des bestellbaren Roadsters aus Japan. Fahrspaß steht da im Übrigen ganz oben im Programm.
Wenn in deiner Nachbarschaft bereits zu viele edle Coupés der üblichen Fabrikate parken, dann wirf doch mal einen Blick auf den Lexus LC. Die Premium-Marke vom weltgrößten Automobil-Hersteller Toyota kam zuerst auf dem US-Markt zu Ruhm und Anerkennung. In Österreich hat Lexus einen eher schweren Stand. Aber genau das könnte die Chance sein, den eigenen exquisiten Geschmack mit einer besonderen Wahl in der Klasse der edlen und sportlichen Coupés zu beweisen. Auf knapp 4,80 Meter streckt sich das japanische Sportcoupé und verwirklicht dabei die klassischen Merkmale des Coupés. Eine lange Motorhaube, zwei Türen und ein straff gespannter Dachbogen, der in ein dominant maskulines Heck mündet. Der Kühlergrill des Lexus LC wird als Diablo-Kühlergrill bezeichnet und ist nichts für Menschen, die sich in der Öffentlichkeit lieber verstecken. Die Front des LC ist extrem selbstbewusst gestaltet. Unter der langen Motorhaube steckt entweder ein 5 Liter V8-Saugmotor mit bis zu 477 PS oder eine Variante des Toyota spezifischen Vollhybrid-Antriebes - hier bestehend aus einem 299 PS starken V6 Benziner und einem 179 PS starken Elektromotor.
Der Spaß an einem schönen Coupé, der besonders eleganten Variante der Fortbewegung, muss nicht immer an einen exorbitanten Preis gekoppelt sein. Hier kommen noch drei besonders elegante Exemplare, die man sich auch mit einem kleineren Geldbeutel gönnen kann und dennoch die Eleganz der zwei Türen in den eigenen automobilen Alltag rettet.
Der französische Designer Patrick Le Quément gilt als der federführende Mann hinter diesem besonderen Designstück. Basierend auf der französischen Mittelklasse, dem Renault Laguna, entstand ein besonders elegantes Coupé. Um die Extravaganz des Fahrzeuges zu unterstreichen, bekam das Laguna Coupé alle technischen Spielereien der damaligen Zeit spendiert. Darunter auch eine Allradlenkung, die auch die Hinterräder mit bis zu 3,5° einlenken ließ. Kombiniert mit einem 173 PS starken Dieselmotor und einem 6-Gang Automatikgetriebe, war das Renault Laguna Coupé nicht nur außerordentlich elegant, sondern auch wirtschaftlich eine gute Entscheidung für weitere Strecken oder Vielfahrer. Also genau das, was man sich von einem edlen Coupé wünscht. Das Coupé ist aber schon seit einigen Jahren nicht mehr in der Produktion und steht daher nur als Gebrauchtwagen in der Liste. Aus zweiter Hand wird die Eleganz des Coupés nicht geringer, der Anschaffungspreis jedoch sehr wohl.
Der Audi TT gilt als die schönste Form des VW Golf. Seine technisch so enge Verwandtschaft zum Wolfsburger Dauerläufer beschert ihm immer wieder den Spott von Gegnern des Ingolstädter Coupés. De facto zeigt der Audi TT aber bereits in seiner dritten Generation, dass es einen guten Grund gibt, wieso man den sportlichen Kompaktwagen nicht dem Spott überlassen darf. War die erste Generation von 1998 bis 2006 noch sehr nah an der technischen Basis, dem VW Golf 4, so hat sich der Audi TT über die Baureihe 8J von 2006 bis 2014 bis zum aktuellen Modell der Baureihe FV doch stark vom Baukasten emanzipiert. Technische Sonderlösungen geben dem Audi TT derweil die Aura eines ganz besonderen Kompakt-Sport-Coupés. So gibt es im Audi TT RS seit 2019 einen Fünfzylinder Turbomotor mit 400 PS aus 2.5 Litern Hubraum. Die Kraft wird per variablem Allradantrieb an alle vier Räder verteilt - der stärkste Audi TT verrät sich durch einen einzigartigen Motorsound und spielt dabei mit den Herzen von Freunden des Verbrennungsmotors. Der Audi TT wurde allerdings auch mit einem Dieselantrieb ausgerüstet und hat sich damit ebenso als Coupé-Alternative für Vielfahrer angeboten. Dass Audi den TT auch als Cabriolet anbietet, gehört zwar nicht in den Artikel über sportliche Coupés, soll aber der Vollständigkeit halber angemerkt sein.
Den Audi TT bekommt man quer durch alle drei Generationen mittlerweile als Gebrauchtwagen, aber auch als Neuwagen ist er noch erhältlich und bereichert den Markt der sportlichen Coupés um eine praktische Facette.
Sportliche Coupés mit sechs Zylindern und Hinterradantrieb - eine Gattung die vom Aussterben bedroht ist und genau deswegen gebührt dem japanischen Hersteller Nissan ein großes Lob. Die Z-Baureihe von Nissan hat eine lange Tradition und bleibt den eigenen Werten stets treu. Der Nissan 370Z wurde 2022 von seinem Nachfolger, dem „Z“ beerbt. Sein 3.7 Liter großer V6-Motor liefert in der NISMO-Version bis zu 344 PS und bringt diese über ein Sechsgang-Schaltgetriebe auf die Hinterachse. Der 370Z darf damit als kommender Klassiker gelten. Sein Charakter wird gerne als hemdsärmelig und grob umschrieben, ist vor allem aber eines: Eine ehrliche Haut. Wer es quer treiben will, der kann es quer treiben im Z. Sein direkter Vorgänger, der 350Z ist bereits zu sehr fairen Kursen im Gebrauchtmarkt erhältlich und üblicherweise sind die Z-Modelle von Liebhabern gefahren worden, die ihre Fahrzeuge pflegen. Wer ein gebrauchtes Modell aus dritter, vierter oder fünfter Hand findet, der kann noch immer den Weg des Drift-Kings einschlagen. Die gute Gewichtsbalance und der Hinterradantrieb mit einem frei saugenden Sechszylinder lassen den Z oft zum sportlichen Partner mit entsprechenden Querfahrer-Ambitionen werden.
Viertürige Coupés sind keine Coupés, auch dann nicht, wenn man diese auf eine wulstige SUV-Form setzt. Die Begrifflichkeit des „Coupé" ist und sollte dem eleganten Zweitürer als Fahrzeuggattung vorbehalten bleiben. Der Markt bietet eine große Auswahl, niemand muss sich zurückgelassen fühlen. Oft sind die eleganten und sportlichen Zweitürer im gehobenen Preis-Segment Zuhause. Dennoch bleibt der Markt immer auch mit Angeboten besetzt, die keine Wohnanschrift in Monaco vorsehen. Wer sich mit der Idee des gebrauchten Coupés anfreunden kann, wird zudem mit einer großen Auswahl an sportlichen und elegante Coupés in jeder Preislage belohnt. Worauf also warten?