Heutzutage kannst du fast jedes Nutzfahrzeug nachträglich auf alternative Getriebe wie Hybrid oder Elektro umrüsten – auch Transporter und Kastenwagen. Einen Hybrid-Transporter 2024 direkt ab Werk zu finden, ist gar nicht mal so einfach. Aber die Auswahl wächst stetig.
Ford besetzt diese Nische als einer der wenigen Hersteller mit seinem Ford Transit Custom Hybrid PHEV (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 3,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 70 g/km; CO2-Klasse: B)². Der Kastenwagen mit der Plug-in-Lösung kostet ab 63.957 Euro und kommt laut Ford rein elektrisch rund 40 Kilometer weit. Danach schaltet sich der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner zu und bringt den Hybrid-Transporter auf eine Gesamtreichweite von bis zu 500 Kilometern. Im Gegensatz zu den meisten Plug-in-Hybriden dient der Verbrenner-Motor beim Transit Custom PHEV allerdings nicht als Antrieb, sondern als Range-Extender, also als Generator zum Aufladen des 126 PS starken Elektromotors. Gespeichert wird die gewonnene Energie in einem 17,4 kWh-Akku. Mit leerer Batterie verbraucht der Hybrid-Lieferwagen laut Ford 7 Liter – für ein Fahrzeug mit 1,1 Tonnen Nutzlast durchaus im Rahmen. Schnelladen ist beim Custom PHEV leider nicht drin. An der Haushaltssteckdose lädt er in 4,3 Stunden auf – an der Typ-2-Säule ist der Akku nach 2,7 Stunden wieder voll. Fahrer können zwischen drei Fahrmodi wählen: Beim Modus „EV Auto“ entscheidet das Fahrzeug selbständig, ob das Dieselaggregat zum Laden der Batterie genutzt wird, „EV Now“ lässt den Transporter rein elektrisch durch die Gegend surren und „EV Later“ erhält den aktuellen Batteriestand. Außerdem gibt es ein „Geofencing“-Modul, das dafür sorgt, dass der Transit Custom PHEV in städtischen Umweltzonen automatisch in den emissionsfreien Betrieb schaltet.
Aber auch andere Autohersteller erkennen 2024 das Bedürfnis nach Hybrid-Transportern. VW bringt zum Beispiel mit dem VW Bus einen durchaus nennenswerten Kandidaten auf den Markt. Die Neuauflage des Kult-Busses gibt es mit verschiedenen Motorisierungen – auch als Hybrid. Dieser hat eine Systemleistung von 233 PS (171 kW). Sie kommt zustande durch einen 2,5-l-Vierzylinder-Benziner mit einem E-Motor sowie einer 11,8-kWh-Batterie (netto) für eine elektrische Reichweite von bis zu 56 km. Ordentlich Stauraum in Höhe von 5,8 m³ gibt es dabei bei dem Kastenwagen mit normalem Radstand und normaler Höhe, die maximale Breite zwischen den Radkästen liegt bei 1.392 mm. Eine weitere Neuheit auf dem Hybrid- und Elektromarkt unter den Transportern ist der Renault Trafic E-Tech Electric. (Stromverbrauch (WLTP) kombiniert: 22,2–18,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; CO2-Klasse: A)² Der im Herbst 2023 erschienene Transporter der 3-Tonnen-Klasse vereint große Ladekapazität, Variantenvielfalt und Modularität sowie einen umweltschonenden Elektroantrieb und ist mit einer WLTP-Reichweite von 297 km mehr als alltagstauglich. Es gibt ihn in 5,5 Meter Länge und 2,0 beziehungsweise 2,5 Meter Höhe. Je nach Ausführung stehen dir 5,8 bis 8,9 Kubikmeter Stauraum zur Verfügung. Die Kosten fangen ab 42.000 Euro an.
Tipp: Wertverlust im Auge behalten
Der Wegfall der Umweltprämie für Hybrid-Fahrzeuge Anfang 2023 führte zu deutlich reduzierten Wiederverkaufswerten auch bei Hybrid-Transportern mit Range-Extender-Antrieben. Für Käufer bedeutet das aber gleichzeitig, dass sie auch junge Gebrauchte zu günstigeren Preisen bekommen können.
Der Markt an reinen Elektrotransportern wächst langsam, aber konstant. Für Unternehmen mit festen Transportwegen, die ihre täglich benötigten Reichweiten exakt berechnen können und vor allem in der Innenstadt als Last-Mile-Lösungen eingesetzt werden, sind Transporter mit reinem E-Antrieb eine gute Lösung. Bei längeren und schlechter planbaren Strecken im Umland, könnte die löchrige Ladeinfrastruktur allerdings zum Problem werden. Hybrid-Fahrzeuge können hier eine gute Lösung sein und diese Durststrecken einfach überbrücken. Aber auch für Kunden, die täglich zuverlässig nur sehr kurze Distanzen zurücklegen, hat der Range-Extender-Hybrid gegenüber dem reinen E-Antrieb einen Vorteil: Aufgrund der verhältnismäßig kleinen Batterie fallen die Kosten für den Antrieb eher gering aus. Wer also täglich nicht mehr als 30-40 Kilometer zurücklegen muss, für den lohnen sich die hohen Anschaffungskosten für ein reines E-Fahrzeug mit großer Batterie kaum. Hier reicht auch die Akku-Kapazität eines (nachgerüsteten) Hybrid vollkommen aus.
Auch die Kombi aus Elektro und Brennstoffzelle kann eine Lösung für die Reichweiten-Sorge der Transportunternehmen, aber auch Privatnutzer sein. Die PSA-Nutzfahrzeuge Citroën Jumpy, Peugeot Expert und Opel Vivaro sind seit 2021 allesamt als Wasserstoff-Hybrid verfügbar. Die H2-Vans sind – anders als derzeit die meisten Brennstoffzellenfahrzeuge – als Plug-in-Hybride ausgelegt. Das heißt, die Batterie ist nicht nur dafür gedacht, Belastungsspitzen wie beim Anfahren oder Beschleunigen abzudecken. Der Akku ist vergleichsweise groß und kann daher auch für längere Strecken genutzt werden. 50 km Reichweite sind rein elektrisch drin. Als Gesamtreichweite geben die Hersteller gut 400 km an. Praktisch, dass Stellantis die gleichen Modelle auch als reine Elektroantriebe anbietet. Der direkte Vergleich zeigt: Die E-Transporter mit der größeren Batterie wiegen im Vergleich zu den Brennstoffzellen-Varianten 140 Kilo mehr (die dann bei der Nutzlast wieder fehlen), schaffen aber voll betankt und voll aufgeladen 70 km weniger an Reichweite. Brennstoffzellen-Hybride sind also im Vergleich effizienter als reine E-Autos und gleichzeitig „sauberer“ als Hybride mit Verbrenner, denn als „Abgas“ wird nichts weiter als Wasserdampf freigesetzt. Die Wasserstofflösung richtet sich vor allem an Kunden, die Reichweiten von mehr als 300 Kilometern bewältigen müssen, gleichzeitig uneingeschränkte Zufahrt in Innenstädte benötigen und durch kurze Ladeintervalle die Nutzungszeit maximieren wollen.
Immer beliebter bei reisefreudigen Privat-Kunden: Do-It-Yourself-Camper auf Basis von Transportern. Individuell ausgebaut und zum Camper-Van umfunktioniert. Aber, ein Camper-Van mit Hybrid-Antrieb, macht das Sinn? Ja, vor allem dann, wenn das Fahrzeug auch im Alltag als Hauptwagen genutzt wird, denn ein Camper bringt viel Gewicht mit sich und pustet dementsprechend im Alltag eine ganze Menge CO2 in die Luft – sofern er mit Benzin fährt. Serienfahrzeuge mit Hybrid-Antrieb gibt es im Camper-Segment bislang allerdings nicht – Hybrid-Transporter bilden daher durchaus eine gute Basis für den Ausbau zum umweltfreundlichen Camper. Im Alltag können sie mehr oder weniger durchgehend elektrisch gefahren werden, auf weiteren Reisen bieten sie Unabhängigkeit und Flexibilität. Spoiler: Ganz günstig sind die Hybrid-Camper leider nicht.
Der Wohnmobilhersteller MobiLTec aus Bingen nutzt den Ford Transit Custom Hybrid PHEV als Basis für den Camper Vialla. Das Ergebnis: Ein klassischer Campingbus mit Aufstelldach, Küchenzeile und vier Schlafplätzen. Und einem umweltfreundlichen Antrieb unter der Motorhaube, der lokal emissionsfreies Fahren ermöglicht, ohne sich Gedanken über die Reichweite machen zu müssen. Kostenpunkt: 65.880 € für das Basisfahrzeug plus 28.203 € für den Ausbau. Wie viele Urlaube man für diesen Preis im Fünf-Sterne-Hotel statt auf dem Campingplatz übernachten könnte, sollte man sich lieber nicht ausrechnen. Camping ist und bleibt eben mehr eine Lebensphilosophie.
Auch den britischen Kult-Transporter LEVC VN5 gibt es mit Hybrid-Antrieb und Camping-Ausbau-Option. In Zusammenarbeit mit der Wohnmobilfirma Wellhouse Leisure bekam der Kastenwagen mit der einprägsamen Taxi-Front ein Aufstelldach verpasst, das für Stehhöhe sorgt und zwei zusätzliche Schlafplätze bietet. Dazu eine fahrerseitige Möbelzeile mit kompaktem Küchenblock – fertig ist der Kult-Camper. Nicht ganz günstige 73.000 Euro lässt sich LEVC das Reisemobil mit einer Gesamtreichweite von 480 km kosten.
Kleiner Exkurs: Wen es sowieso eher in nördliche Reiseländer zieht, der kann den Hybrid auch überspringen und gleich zum reinen E-Transporter für den Ausbau greifen. Im Gegensatz zu vielen südlichen Regionen in Europa ist das Ladenetz zwischen Deutschland und Norwegen sehr gut ausgebaut. So gut, dass ein deutscher Camper die 3333 Kilometer von Hannover bis zum Nordkap mit einem zum Wohnmobil umgerüsteten e-Crafter in acht Tagen rein elektrisch zurücklegte. Zuständig für den Ausbau des VW Kastenwagens ist die Firma Plugvan. Erhältlich ist der e-Crafter als Basisfahrzeug ab 53.900 Euro. Das Wohnmodul von Plugvan kommt in der Basisausstattung auf 14.780 Euro.
Der Hybrid-Transporter ist für viele Unternehmen noch eine Übergangslösung – bis sich die Ladeinfrastruktur so weit verbessert hat, dass Reichweite kein Problem mehr darstellt. Wegen der günstigeren Herstellungskosten kann der Antrieb aber für bestimmte Zielgruppen auch danach noch attraktiv sein: Wer täglich zuverlässig nur sehr kurze Distanzen innerhalb der Umweltzonen zurücklegt, für den macht ein günstiger Range-Extender-Antrieb mehr Sinn als ein teures E-Fahrzeug. Und auch generell lohnen sich Hybrid-Transporter sowohl für Firmen als auch Privatpersonen, die im Alltag kurze Strecken fahren und nur hin und wieder lange Strecken zurücklegen.