Die Elektromobilität boomt weltweit, und auch in Österreich steigt die Nachfrage nach E-Autos stetig. Neben den bekannten europäischen und amerikanischen Marken drängen auch chinesische Hersteller auf den österreichischen Markt. Doch welche chinesischen Elektroautos sind in Österreich erhältlich und wie schneiden sie im Vergleich ab?
China ist der größte Markt für Elektrofahrzeuge weltweit. Die dortige Regierung fördert die Elektromobilität massiv, und viele chinesische Hersteller haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Mit attraktiven Preisen, fortschrittlicher Technologie und einem breiten Angebot versuchen sie nun, auch in Österreich Fuß zu fassen.
E-Autos westlicher Hersteller sind oft mit hohen Preisschildern versehen. Chinesische Elektroautos hingegen sind oft günstiger. Das hängt mit den niedrigeren Produktionskosten in China zusammen, die sich aus geringeren Lohn- und Entwicklungskosten ergeben.
Im Folgenden stellen wir einige chinesische Elektroautos, die 2023 in Österreich erhältlich sind, vor. Das Spektrum reicht von praktischen Kleinwagen über SUV bis zu sportlichen Limousinen.
Ähnlich wie Aiways hat das Startup NIO zügig Nägel mit Köpfen gemacht und sein Firmenkonstrukt rasch erweitert: Gegründet 2014, 2016 das erste Elektroauto vorgestellt (den NIO EP9, ein leistungsstarker Sportwagen, der mehrere Geschwindigkeitsrekorde hält) und 2018 mit weltweit über 5.000 Mitarbeitern den Börsengang vollzogen. Das Unternehmen aus Shanghai setzt alles daran, zu einer ernsthaften Alternative für Tesla zu werden und arbeitet auch an Technologien für autonomes Fahren.
NIO erinnert auch im Hinblick auf den Kundenservice an Tesla – und erledigt Reparatur- und Wartungsarbeiten anhand mobiler Servicefahrzeuge vor Ort bei den Kunden. Ein Clou, der bei Kunden in China für Begeisterung sorgt: In unter vier Minuten lässt sich bei den Modellen der Akku tauschen, was das Laden an einer Stromtankstelle überflüssig macht. Das spart Zeit und gewährt besonders auf Langstrecken praktische Vorteile. Schlüssel dafür sind Batteriewechselstationen, die für NIO bereits in der asiatischen Heimat oder auch in Norwegen eine große Rolle spielen. Jedoch lässt sich das NIO-Elektroauto auch auf herkömmliche Weise zu Hause oder per Schnellladung fit für weitere Kilometer machen.
Die Fahrzeuge der chinesischen Elektro-Marke besitzen eine charmante Sprachassistentin: Sie heißt Nomi und stellt auf Wunsch den Radiosender ein, öffnet das Glasdach, knipst Fotos oder vollzieht die Streckenplanung per Navi. Eine weitere Besonderheit liegt darin, dass die Batterien nicht im Kaufpreis enthalten sind: Kunden müssen die Akkus extra dazu kaufen – oder mieten (für 169 bis 289 Euro pro Monat).
In Österreich verkauft NIO aktuell drei Modelle: das elektrische SUV EL7 sowie die beiden Limousinen ET7 und ET5. Das SUV NIO ES8 ist in Europa bislang aber nur in Norwegen erschienen. Die chinesischen Elektroautos von NIO präsentieren sich dynamisch und schnörkellos. Insgesamt strebt NIO die Eroberung der Oberklasse an und möchte es mit Konkurrenten wie Tesla, BMW und Audi aufnehmen.
NIO EL7 | NIO ET7 | NIO ET5 | |
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Länge, Breite, Höhe | 4,91 m x 1,99 m x 1,72 m | 5,10 m x 1,99 m x 1,51 m | 4,78 m x 1,96 m x 1,49 m |
Motorleistung | 480 kW / 653 PS | 480 kW / 648 PS | 360 kW / 490 PS |
Beschleunigung (0 – 100 km/h) | 3,9 s | 3,8 s | 4,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | 200 km/h | 200 km/h |
Batteriekapazität | 75 – 100 kWh | 75 – 100 kWh | 75 – 100 kWh |
Reichweite (WLTP) | 391 – 509 km | 445 – 580 km | 456 – 590 km |
Verbrauch | 22 – 21,6 kWh/100 km | 19,0 – 19,3 kWh/100 km | 18, 6 – 18,9 kWh/100 km |
Preis | ab 73.900 Euro | ab 69.900 Euro | ab 49.900 Euro |
BYD ist eine chinesische Marke, die europäischen Autokonzernen schon länger Respekt einflößt. Ein wichtiger Grund: Der Hersteller mit dem klangvollen Namen – das Akronym steht für “Build Your Dreams” – entwickelt nicht nur Elektroautos, sondern auch die dazugehörigen Zellen für die Batterie-Technologie. Die innovative Methode, die einen spürbaren Wettbewerbsvorteil ermöglicht, beinhaltet die robuste, aber kostengünstigere LFP-Zellchemie.
Aktuell sind drei Modelle von BYD auf dem österreichischen Markt verfügbar:
Letzterer kann mit fünf Sternen beim NCAP-Crashtest punkten.
Ein heißer Newcomer der Marke ist der BYD Seal, eine rasante, stromlinienförmige Limousine, die dem Tesla Model 3 Konkurrenz machen soll. Den knapp zwei Tonnen schweren Seal (High-End-Audio-System inklusive!) soll es mit drei verschiedenen Leistungsstufen geben – zwei Versionen mit Heckantrieb und eine Allrad-E-Limousine. Er verfügt über ein attraktives Preis-Reichweiten-Verhältnis – im Laufe des Jahres 2023 sollen sich auch österreichische Kunden davon überzeugen können.
Ebenfalls äußerst interessant ist der BYD Dolphin, der das elektrische Kleinwagensegment aufwirbeln soll. In China bezahlen Kunden nur umgerechnet 15.700 Euro dafür. Der österreichische Marktstart könnte noch 2023 anstehen, womöglich auch im Folgejahr.
Auch der chinesische Autokonzern Great Wall Motors (GWM) will sich einen Platz auf dem europäischen Markt schaffen – zum Beispiel mit seinem Lifestyle-Modell Ora Funky Cat seiner E-Auto-Submarke Ora.
Der Ora Funky Cat ist ein kleines Elektroauto, das mit einem stylischen, verspielten Design, überzeugender Ausstattung und einem günstigen Preis aufwartet. Bereits in der Basis ist das E-Auto mit den Rund-Scheinwerfern im Hinblick auf Infotainment, Sicherheit und Komfort üppig bestückt. Gegen Aufpreis gibt es Annehmlichkeiten, wie zum Beispiel ein Panoramadach. Im Fond bietet der Ora Funky Cat den Mitfahrern überdurchschnittlich viel Platz, wodurch jedoch der Stauraum im Kofferraum leidet.
Ora Funky Cat | |
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Länge, Breite, Höhe | 4,26 m x 1,83 m x 1,60 m |
Motorleistung | 126 kW / 171 PS |
Beschleunigung (0 – 100 km/h) | 8,2 – 8,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Batteriekapazität | 47,8 – 63,1 kWh |
Reichweite (WLTP) | 310 – 420 km |
Verbrauch | 16,5 – 16,7 kWh/100 km |
Preis | ab 38.990 Euro |
Neben den bereits erhältlichen oder bestellbaren Fahrzeugen gibt es weitere Elektroautos, die mittelfristig für den österreichischen Markt geplant sind. Die Jahre 2023 bis 2025 könnten wegweisend werden. Interessante E-Neuheiten aus China, deren Weg nach Österreich vorgezeichnet ist:
Einen steilen Aufstieg hat die Marke Aiways hingelegt. Erst 2017 in Schanghai gegründet, besitzt das Tochterunternehmen Aiways Automobile Europe Gmbh bereits eine Vertretung in München. Was den Vertrieb betrifft, geht Aiways ungewöhnliche Wege: Weil der Aufbau eigener Autohäuser zu lange dauert und viel kostet, setzt die Marke in Deutschland auf Partnerschaften mit dem Elektronikhändler Euronics und dem Unternehmen ATU – ersterer bietet Probefahrten an und ist für den Vertrieb zuständig, zweiterer für Wartung und Reparatur.
Derzeit sind zwei E-Auto-Modelle von Aiways erhältlich: Der SUV Aiways U5 (2020) und das sportlichere SUV-Coupé U6 (2023). Beide gelten als solide, gut verarbeitete Elektroautos.
Mit einem Einstiegspreis in Deutschland von 39.657 Euro ist der U5 günstiger als der vergleichbare VW ID.4, besitzt jedoch einen höheren Ausstattungsumfang. Das chinesische Modell enthält einige Features, die bei hiesigen Rivalen Aufschlag kosten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um innovative Fahrassistenz-Programme, eine 360-Grad-Panoramakamera oder ein Parkradar-System. Die umfangreichere Ausstattungsvariante Prime kostet 6.000 Euro mehr, hier sind u. a. Sitzheizung, Panorama-Glasdach und Ledersitze integriert.
Der Aiways U6 basiert auf der gleichen Plattform wie der U5, wurde aber mit einer flacheren, dynamischen Silhouette ausgestattet und wirkt insgesamt etwas markanter. Die Batteriekapazität (beide 63 kWh) und die WLTP-Reichweite (410 und 405 Kilometer) unterscheiden sich nicht großartig von seinem Vorgänger. Eine größere Veränderung liegt in dem neuen digitalen Bedienkonzept, das durch einen Touchscreen und ein praktisches Fahrerdisplay geprägt ist. Der Aiways U6 startet in Deutschland bei einem Preis von 47.588 Euro.
Zwischen Mittel- und Oberklasse sortiert sich Xpeng ein. Erst 2014 wurde der chinesische Hersteller als Start-up gegründet, vier Jahre später begann ein rasanter Aufstieg hinsichtlich der Unternehmensgröße und der Verkaufszahl der Elektroautos. 2021 setzte Xiaopeng Motors, so der vollständige Name, in China knapp 100.000 Stromer ab. Ende 2021 hat sich der Autobauer auch in Europa angesiedelt.
Im nördlichen Europa bietet der chinesische Autobauer bereits die folgenden Modelle an:
In Zentraleuropa sollen die chinesischen Xpeng-Elektroautos voraussichtlich ab 2023 an den Start gehen.
Die Zeiten, in denen E-Autos aus China durch zweifelhafte Plagiatsversuche und erschreckende Ergebnisse bei Sicherheitstests auffielen, gehören der Vergangenheit an. Chinesische Hersteller konnten Qualität und Verarbeitung ihrer Modelle binnen weniger Jahre merklich steigern. Behilflich waren auch Partnerschaften (Joint-Ventures) mit europäischen und amerikanischen Autobauern, die den Marken aus Fernost wichtige Erkenntnisse lieferten.
Es bleibt spannend zu sehen, wie sich der Markt für Elektroautos in Europa und Österreich entwickelt. Die chinesischen Hersteller sind bestrebt, ihre Präsenz in Europa auszubauen, und es wird interessant sein zu beobachten, wie sie sich gegen die etablierten Marken behaupten werden.
Interessierte Kunden profitieren bei chinesischen Elektroautos jedenfalls von gleichwertiger Technologie und oftmals günstigeren Preisen. Zudem wird ihnen eine stark wachsende Auswahl zur Verfügung gestellt, da Hersteller aus China immer mehr Elektroautos auf den österreichischen Markt bringen.